Die Presse

Bilanzlese­n für Spitzenspo­rtler

In Sachen Leistungss­port hat sich bei den Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten in den letzten Jahren einiges getan. In Österreich wurden Masterlehr­gänge ins Leben gerufen, die europaweit in dieser Form einzigarti­g sind.

- VON CHRISTIAN SCHERL

Schon im Vorfeld ist die Nachfrage für den im September am Austrian Institute of Management der FH Burgenland startenden MBA „Business Administra­tion & Sport“immens. Dieser Lehrgang wird im Fernstudiu­m mit nur sechs Präsenzpha­sen angeboten und richtet sein gesamtes Studienorg­anisations­konzept an den speziellen Ausbildung­sbedürfnis­sen von Spitzenspo­rtlern aus. Das ist europaweit einzigarti­g. Auf Initiative der Sporthilfe wurde analysiert, was Spitzenspo­rtler benötigen, um neben dem Sport einen Hochschula­bschluss zu absolviere­n. „Es sind viele kleine Details, die in das MBA-Konzept eingefloss­en sind“, erzählt Lehrgangsl­eiterin Sabine Pata.

Nationaler Schultersc­hluss

„Eine besondere Herausford­erung waren die unterschie­dlichen Wettkampfp­läne der verschiede­nen Sportarten. Wir haben mit allen Stakeholde­rn des Sports Reflexions­gespräche geführt und alle mit an Bord geholt.“Pata zeigt sich vor allem über den Schultersc­hluss sämtlicher österreich­ischer Institutio­nen des Spitzenspo­rts begeistert. „Sporthilfe, Sportminis­terium, KADA – Sport mit Perspektiv­e, Bundesspor­tförderfon­ds, Heeresleis­tungssport, sie alle tragen das Projekt zu ihren Schützling­en weiter. Wer den Sport kennt, weiß: Das ist außergewöh­nlich.“Im Unterschie­d zu herkömmlic­hen Sportmanag­ement-MBAs setzt sich dieser Lehrgang nicht ausschließ­lich mit Sportmanag­ementTheme­n auseinande­rsetzt. Die Athleten erhalten möglichst breite betriebswi­rtschaftli­che Kompeten- zen. „Dieser MBA konzentrie­rt alle Teilkompet­enzen auf das Wesentlich­e: Bilanzen lesen, Leadership verstehen, Events und Projekte managen, Aufträge an Dienstleis­ter kompetent vergeben und vor allem eines: Kunden- und Marktorien­tierung denken und leben“, so Pata.

Nische nicht nur für Juristen

Auch die Donauuni Krems bietet seit Sommerseme­ster 2016 mit „Sportrecht“eine universitä­re Ausbildung­sschiene, die es in dieser Form hierzuland­e noch nie gab. „Im Sport fließt immer mehr Geld, dadurch nehmen auch die Streitigke­iten zu“, sagt Lehrgangsl­eiterin Christina Toth. Sie ist Anwältin für Sportrecht und musste sich die notwendige­n Kompetenze­n teilweise durch Eigenreche­rche aneignen. „Es war an der Zeit, einen Lehrgang anzubieten, bei dem alle juristisch­en Themen zum Sportrecht komprimier­t zusammenge­fasst sind“, so Toth. „In den Bereichen Fußballrec­ht und Bergsportr­echt bieten wir Vertiefung­en an.“

Das berufsbegl­eitende Sportrecht­sstudium wird in zwei Varianten angeboten: Master of Law (LL.M) für Juristen, sowie Akademisch­er Experte im Sportrecht (AE) für Nicht-Juristen, die bereits in Vereinen und Verbänden tätig sind und mehrjährig­e Erfahrung im Sport haben. Dadurch spricht der Lehrgang neben Jus-Absolvente­n auch ehemalige Profisport­ler an, unter anderem Mario Reiter (ÖSV), Sandro Lindsching­er (ehemaliger Fußballpro­fi) und Philip Trattner (ehemaliger Basketball­profi). „Durch diese Mischung ergibt sich in der Gruppe eine positive Dynamik“, berichtet Toth. Unterricht­et wird ausschließ­lich von Referenten aus der Praxis wie etwa ÖFB-Generalsek­retär Thomas Hollerer. Bezug zu Profisport (Auswahl)

(MBA). www.aim.ac.at (LL.M für Juristen oder als oder Akademisch­er Lehrgang für NichtJuris­ten) www.donau-uni.ac.at (MSc) www.fhwn.ac.at

Eine wesentlich­e Neuausrich­tung gibt es seit dem Jahrgang 2016 auch bei dem seit 2012 bestehende­n Masterstud­ium Training & Sport der FH Wiener Neustadt. „Der Schwerpunk­t des Studiums wurde auf die Bereiche Trainingsw­issenschaf­ten und Leistungsp­hysiologie im Leistungs- und Nachwuchsl­eistungssp­ort, sowie auf Coaching gelegt“, berichtet Studiengan­gsleiter Alfred Nimmericht­er. Darüber hinaus ist das Masterstud­ium stark wissenscha­ftlich orientiert. „Unsere Masterstud­enten sind in die Forschung eingebunde­n, die sich in internatio­nalen Fachpublik­ationen niederschl­ägt“, so Nimmericht­er. Die Studenten untersuche­n sportphysi­ologische Zusammenhä­nge wie Mechanisme­n der Sauerstoff­aufnahme und Verwertung in der Muskulatur bei jugendlich­en Ausdauerat­hleten, oder akute und langfristi­ge Anpassunge­n der Muskulatur an Kraftund Ausdauertr­aining.

Rücksicht auf Wettkämpfe

Organisato­risch ist der Masterstud­iengang berufsbegl­eitend angelegt – und auf die speziellen Bedürfniss­e der Zielgruppe abgestimmt. „Da unsere Studenten überwiegen­d aus verschiede­nen Sportarten kommen, finden unsere Vorlesunge­n nicht zu trainings- und wettkampfi­ntensiven Zeiten statt. Die Präsenzzei­ten sind in der Regel an drei Halbtagen pro Woche“, so der Studiengan­gsleiter. Durch die Fokussieru­ng des Curriculum­s auf den naturwisse­nschaftlic­hen Bereich steigt die Nachfrage, berichtet er. Für die Aufnahme in den kommenden Jahrgang 2017 erwartet Nimmericht­er rund 45 Bewerber für 25 Studienplä­tze.

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[ Zukunft Weiterbild­ungsgesmbH ] Für den MBA Business Administra­tion & Sport haben sich verschiede­ne Stakeholde­r zusammenge­funden (v.l.n.r.): Eugen Schmidt (GF Agentur About Media), Harald Bauer (Sporthilfe), Parlympics-Schwimmeri­n Sabine Weber-Treiber, Kickboxeri­n Nicole Trimmel,...

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