Bilanzlesen für Spitzensportler
In Sachen Leistungssport hat sich bei den Weiterbildungsmöglichkeiten in den letzten Jahren einiges getan. In Österreich wurden Masterlehrgänge ins Leben gerufen, die europaweit in dieser Form einzigartig sind.
Schon im Vorfeld ist die Nachfrage für den im September am Austrian Institute of Management der FH Burgenland startenden MBA „Business Administration & Sport“immens. Dieser Lehrgang wird im Fernstudium mit nur sechs Präsenzphasen angeboten und richtet sein gesamtes Studienorganisationskonzept an den speziellen Ausbildungsbedürfnissen von Spitzensportlern aus. Das ist europaweit einzigartig. Auf Initiative der Sporthilfe wurde analysiert, was Spitzensportler benötigen, um neben dem Sport einen Hochschulabschluss zu absolvieren. „Es sind viele kleine Details, die in das MBA-Konzept eingeflossen sind“, erzählt Lehrgangsleiterin Sabine Pata.
Nationaler Schulterschluss
„Eine besondere Herausforderung waren die unterschiedlichen Wettkampfpläne der verschiedenen Sportarten. Wir haben mit allen Stakeholdern des Sports Reflexionsgespräche geführt und alle mit an Bord geholt.“Pata zeigt sich vor allem über den Schulterschluss sämtlicher österreichischer Institutionen des Spitzensports begeistert. „Sporthilfe, Sportministerium, KADA – Sport mit Perspektive, Bundessportförderfonds, Heeresleistungssport, sie alle tragen das Projekt zu ihren Schützlingen weiter. Wer den Sport kennt, weiß: Das ist außergewöhnlich.“Im Unterschied zu herkömmlichen Sportmanagement-MBAs setzt sich dieser Lehrgang nicht ausschließlich mit SportmanagementThemen auseinandersetzt. Die Athleten erhalten möglichst breite betriebswirtschaftliche Kompeten- zen. „Dieser MBA konzentriert alle Teilkompetenzen auf das Wesentliche: Bilanzen lesen, Leadership verstehen, Events und Projekte managen, Aufträge an Dienstleister kompetent vergeben und vor allem eines: Kunden- und Marktorientierung denken und leben“, so Pata.
Nische nicht nur für Juristen
Auch die Donauuni Krems bietet seit Sommersemester 2016 mit „Sportrecht“eine universitäre Ausbildungsschiene, die es in dieser Form hierzulande noch nie gab. „Im Sport fließt immer mehr Geld, dadurch nehmen auch die Streitigkeiten zu“, sagt Lehrgangsleiterin Christina Toth. Sie ist Anwältin für Sportrecht und musste sich die notwendigen Kompetenzen teilweise durch Eigenrecherche aneignen. „Es war an der Zeit, einen Lehrgang anzubieten, bei dem alle juristischen Themen zum Sportrecht komprimiert zusammengefasst sind“, so Toth. „In den Bereichen Fußballrecht und Bergsportrecht bieten wir Vertiefungen an.“
Das berufsbegleitende Sportrechtsstudium wird in zwei Varianten angeboten: Master of Law (LL.M) für Juristen, sowie Akademischer Experte im Sportrecht (AE) für Nicht-Juristen, die bereits in Vereinen und Verbänden tätig sind und mehrjährige Erfahrung im Sport haben. Dadurch spricht der Lehrgang neben Jus-Absolventen auch ehemalige Profisportler an, unter anderem Mario Reiter (ÖSV), Sandro Lindschinger (ehemaliger Fußballprofi) und Philip Trattner (ehemaliger Basketballprofi). „Durch diese Mischung ergibt sich in der Gruppe eine positive Dynamik“, berichtet Toth. Unterrichtet wird ausschließlich von Referenten aus der Praxis wie etwa ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer. Bezug zu Profisport (Auswahl)
(MBA). www.aim.ac.at (LL.M für Juristen oder als oder Akademischer Lehrgang für NichtJuristen) www.donau-uni.ac.at (MSc) www.fhwn.ac.at
Eine wesentliche Neuausrichtung gibt es seit dem Jahrgang 2016 auch bei dem seit 2012 bestehenden Masterstudium Training & Sport der FH Wiener Neustadt. „Der Schwerpunkt des Studiums wurde auf die Bereiche Trainingswissenschaften und Leistungsphysiologie im Leistungs- und Nachwuchsleistungssport, sowie auf Coaching gelegt“, berichtet Studiengangsleiter Alfred Nimmerichter. Darüber hinaus ist das Masterstudium stark wissenschaftlich orientiert. „Unsere Masterstudenten sind in die Forschung eingebunden, die sich in internationalen Fachpublikationen niederschlägt“, so Nimmerichter. Die Studenten untersuchen sportphysiologische Zusammenhänge wie Mechanismen der Sauerstoffaufnahme und Verwertung in der Muskulatur bei jugendlichen Ausdauerathleten, oder akute und langfristige Anpassungen der Muskulatur an Kraftund Ausdauertraining.
Rücksicht auf Wettkämpfe
Organisatorisch ist der Masterstudiengang berufsbegleitend angelegt – und auf die speziellen Bedürfnisse der Zielgruppe abgestimmt. „Da unsere Studenten überwiegend aus verschiedenen Sportarten kommen, finden unsere Vorlesungen nicht zu trainings- und wettkampfintensiven Zeiten statt. Die Präsenzzeiten sind in der Regel an drei Halbtagen pro Woche“, so der Studiengangsleiter. Durch die Fokussierung des Curriculums auf den naturwissenschaftlichen Bereich steigt die Nachfrage, berichtet er. Für die Aufnahme in den kommenden Jahrgang 2017 erwartet Nimmerichter rund 45 Bewerber für 25 Studienplätze.