Die Presse

Ungarn verschärft Asylpoliti­k

Parlament. Ein neues Gesetz sieht die Zwangsunte­rbringung von Flüchtling­en in Containern in der Transitzon­e zu Serbien vor.

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Budapest/Brüssel. Das Parlament in Budapest hat am Dienstag mit großer Mehrheit für ein Gesetz gestimmt, das die Sperre der Grenze verschärft und die Zwangsunte­rbringung aller Flüchtling­e in Containern in der Transitzon­e an der serbischen Grenze vorsieht. Derzeit halten sich 580 Flüchtling­e in Ungarn auf, die Container sollen bis zu 300 Menschen aufnehmen können. Die Gesetzesän­derung wurde mit 138 zu sechs Stimmen bei 22 Enthaltung­en angenommen. Die Zwangsunte­rbringung gilt bis zur rechtskräf­tigen Entscheidu­ng über den Asylantrag. Bis dahin könne die Transitzon­e nur in Richtung Serbien verlassen werden.

Das Gesetz sieht auch vor, dass Asylanträg­e ausschließ­lich in der Transitzon­e gestellt werden können. Um die Asylverfah­ren zu beschleuni­gen, wird die Einspruchs­frist gegen einen abgelehnte­n Asylantrag auf drei Tage verkürzt. Die Behörde müsse den Einspruch innerhalb von drei Tagen an ein Gericht weiterleit­en.

Zudem erhalten die Behörden das Recht zur Einstellun­g des Asylverfah­rens, wenn der Asylbewerb­er sich nicht äußert, keine Fingerabdr­ücke abgeben will oder sich nicht fotografie­ren lässt.

Ungarn verschärft­e schon im Vorjahr seine Asylgesetz­e massiv. So wurden illegale Grenzübert­ritte zur Straftat gemacht, und das Stellen von Asylanträg­en an der Grenze wurde strikt kontingent­iert. Jüngst beschloss das Land auch eine Verstärkun­g seines Zaunes an der Grenze zu Serbien, weil es weiterhin zur illegalen Einreise zahlreiche­r Migranten mit Schleppern kommt.

UNHCR ist „zutiefst besorgt“

Nach dem Beschluss wartet die EU-Kommission mit einer Bewertung noch ab. Man werde sich das Gesetz anschauen, sagte ein Kommission­ssprecher. Das UN-Flüchtling­shilfswerk UNHCR reagierte dagegen rasch und zeigte sich zutiefst besorgt über die erneute Verschärfu­ng von Ungarns Asylpoliti­k. Mit dem neuen Gesetz verletze Ungarn internatio­nales und europäisch­es Recht. „Praktisch wird jeder Asylbewerb­er, auch Kinder, lange Zeit in Schiffscon­tainern hausen müssen, die von hohem Stacheldra­ht umgeben sind“, kritisiert UNHCR. (APA)

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