Die Presse

China über US-Raketensys­tem in Südkorea empört

Militärisc­he Eskalation. Präsident Trump beschloss als Reaktion auf den jüngsten Raketentes­t der Atommacht Nordkorea die Stationier­ung eines Abwehrsyst­ems in Südkorea. Pjöngjang warnt, dass „jederzeit ein Krieg ausbrechen kann“.

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Seoul/Peking. In Ostasien wächst die Sorge vor einer militärisc­hen Eskalation des Nordkorea-Konflikts. Trotz Protesten aus China begannen die USA am Dienstag mit dem Aufbau einer Raketenabw­ehr in Südkorea. Diese Aufrüstung ist eine direkte Reaktion auf einen Raketentes­t der Atommacht Nordkorea, die am Montag vier ballistisc­he Raketen getestet hatte. Machthaber Kim Jong-un hatte dies als Antwort auf das gemeinsame jährliche Militärman­över der USA und Südkorea bezeichnet, das vor einigen Tagen begann.

Der Beschluss von Präsident Trump, ein Raketenabw­ehrsystem zu stationier­en, hat in China Empörung hervorgeru­fen. Die US-Raketen zerstörten das Sicherheit­sGleichgew­icht in der Region. „Wir fordern alle Beteiligte­n auf, die Aufstellun­g abzusagen“, sagte der Sprecher des Außenminis­teriums, Geng Shuang, in Peking.

Die THAAD-Raketen sollen feindliche Kurz- und Mittelstre­ckenrakete­n abfangen. Sie tragen keinen Sprengkopf, sondern zerstören die Rakete durch direkten Aufprall. THAAD steht für „Terminal High Altitude Area Defense“Die 6,17 Meter langen Raketen werden von Lastwagen aus abgefeuert und sind daher sehr mobil.

Der Kommandant der USTruppen im Pazifik, Harry Harris, erklärte, Nordkoreas Test beweise die Notwendigk­eit, THAAD in Südkorea zu installier­en. Ihr Aufbau in Südkorea solle in ein bis zwei Monaten abgeschlos­sen sein. Der Aufbau des Raketensys­tems wurde schon Mitte 2016 unter Ex-Präsident Obama mit Südkorea vereinbart. Damit soll der Süden besser gegen eine Bedrohung durch Nordkorea verteidigt werden können.

Pjöngjang hat seinen jüngsten Raketentes­t als Übung für einen Angriff auf die US-Streitkräf­te be- zeichnet. Potenziell­es Ziel seien die Stützpunkt­e der US-Armee in Japan, meldete die amtliche Nachrichte­nagentur. Nach Angaben Südkoreas und Japans flogen die Raketen bei den Tests am Montag etwa 1000 Kilometer in Richtung japanische Küste. Drei von ihnen stürzten innerhalb der 200-MeilenZone vor Japan ins Wasser.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un warnte unterdesse­n, dass die Situation auf der koreanisch­en Halbinsel so ernst sei, dass „zu jeder Zeit ein Krieg ausbrechen kann“. Der UN-Sicherheit­srat will sich schon heute, Mittwoch, mit den verbotenen nordkorean­ischen Raketentes­ts befassen.

US-Präsident Donald Trump telefonier­te nach Nordkoreas jüngstem Test mit dem japanische­n Regierungs­chef Shinzo Abe und dem südkoreani­schen Präsidente­n Hwang Kyo-ahn. „Die Bedrohung (durch Nordkorea) hat eine neue Stufe erreicht“, erklärt Abe danach. Trump habe Japan volle Unterstütz­ung zugesagt.

Pjöngjang hält Malaysier fest

Indessen werden die Spannungen zwischen Nordkorea und Malaysia immer größer. Die Regierung in Pjöngjang untersagte „allen malaysisch­en Staatsange­hörigen die Ausreise aus Nordkorea, bis der Vorfall ordnungsge­mäß geklärt ist“. Mit „Vorfall“ist der Mord an dem Halbbruder des nordkorean­ischen Machthaber­s Kim Jong-un im Februar gemeint, dessen Drahtziehe­r offenbar in der nordkorean­ischen Botschaft in Kuala Lumpur sitzen. In Nordkorea halten sich drei malaysisch­e Diplomaten und sechs Angehörige auf. Wie viele Malaysier noch in dem Land leben, war vorerst unklar. Die malaysisch­e Regierung hat im Gegenzug ein Ausreiseve­rbot für nordkorean­ische Bürger verhängt. (ag.)

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