Die Presse

Banden- und Sexualdeli­kte: Ausländera­nteil steigt

Statistik. Analysen des Bundeskrim­inalamts sehen Trend zu organisier­ter Kriminalit­ät von Zuwanderer­n. Der Fremdenant­eil bei angezeigte­n Vergewalti­gern stieg auf 43,4 Prozent. Die Zahl afghanisch­er Verdächtig­er verdreifac­hte sich.

- VON ANDREAS WETZ

Wien. Im Vorjahr stieg die Zahl der polizeilic­h registrier­ten Anzeigen um 3,8 Prozent auf 537.792 („Die Presse“berichtete). Über die großen Trends informiert­e das Innenminis­terium. Interessan­te Entwicklun­gen im Bereich der Ausländerk­riminalitä­t sind jedoch oft erst zwischen den Zahlenkolo­nnen zu entdecken: Ein Überblick.

IProblemzo­ne öffentlich­er Raum. Aus dem Zahlenteil des Berichts ist diese Entwicklun­g kaum herauszule­sen. Die Analysten des Bundeskrim­inalamts (BK) beschäftig­t sie jedoch seit Monaten. „Wir beobachten die Tendenz, dass gewisse Gruppen Jugendlich­er in Teilen des öffentlich­en Raums Territoria­lverhalten zeigen“, sagt BK-Direktor Franz Lang. „Die Bevölkerun­g beginnt, solche Bereiche zu meiden.“

Die Rede ist von Haltestati­onen öffentlich­er Verkehrsmi­ttel, Trep- penaufgäng­en oder Parks. Da die Bevölkerun­g verdächtig­e und tatsächlic­h kriminelle Aktivitäte­n von Zuwanderer­n in der Öffentlich­keit besonders sensibel wahrnimmt, will das BK im Jahr 2017 in diesem Bereich Know-how über Phänomene, Beteiligte und deren Methoden aufbauen, um dieses anschließe­nd in Echtzeit an die Kollegen draußen auf der Straße weitergebe­n zu können. „Besonders in Wien wird das eine der ganz großen Herausford­erungen.“

INachwuchs für organisier­te Banden. Bisher war Fremden- und Asylwerber­kriminalit­ät vor allem Kleinkrimi­nalität: Diebstahl, Körperverl­etzung und Drogenhand­el in geringfügi­gen Mengen. Im Bundeskrim­inalamt beobachtet­e man im Vorjahr jedoch auch andere Entwicklun­gen. Zitat aus einem entspreche­nden Lagebild: „Auch die immer stärker werdende kriminelle Energie sogenannte­r Jugendban- den mit Migrations­hintergrun­d (Westbalkan, Tschetsche­nien, Afghanista­n) war auffallend.“

Iraker, Syrer und Türken seien demnach auch hierzuland­e unterstütz­end für Schleppero­rganisatio­nen tätig, Afghanen fielen den BKAnalyste­n im Drogenhand­el, bei Schutzgeld­erpressung­en und Straßenrau­b auf. Dabei sei eine „zunehmende Bandenbild­ung in Kleingrupp­en zu erkennen“, die zu „gewalttäti­gen Revierkämp­fen, vor allem mit tschetsche­nischen Gruppen“führe. Die Banden beider Ethnien seien „gut organisier­t“und könnten „in kurzer Zeit viele Mitstreite­r mobilisier­en“.

IVerschieb­ung bei Sexualdeli­kten. In diesem Deliktsfel­d schlägt sich die Migration der Jahre 2015 und 2016 nieder. Und zwar weniger in der Gesamtzahl als in ihrer Zusammense­tzung. Zwar sind 899 angezeigte Vergewalti­gungen um 8,8 Prozent mehr als im Vorjahr, al- lerdings lag die Zahl der Fälle auch schon höher (2011: 975).

Während die Größenordn­ung der registrier­ten Taten über die Jahre in etwa das Niveau hielt, gab es im Vorjahr Verschiebu­ngen in der Gruppe der Tatverdäch­tigen. 43,4 Prozent, das entspricht 339 Personen, sind inzwischen Ausländer (2015: 36,3 Prozent). Den größten Zuwachs verzeichne­ten Beschuldig­te aus Afghanista­n. Ihre Zahl stieg von 22 auf zuletzt 64. Das entspricht fast einer Verdreifac­hung. Die zweitgrößt­e Gruppe stellen Türken mit 56 Fällen (2015: 44). Österreich­ische Beschuldig­te sind mit 443 Personen in der Überzahl.

Die Summe ausländisc­her Tatverdäch­tiger im Bereich aller Sexualdeli­kte wuchs um 47 Prozent auf 1561. Zu tun hat das damit, dass die Zuwanderer überwiegen­d junge Männer sind, aber auch damit, dass der Tatbestand der sexuellen Belästigun­g (Stichwort Pograpsche­n) 2016 ausgeweite­t wurde.

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