Banden- und Sexualdelikte: Ausländeranteil steigt
Statistik. Analysen des Bundeskriminalamts sehen Trend zu organisierter Kriminalität von Zuwanderern. Der Fremdenanteil bei angezeigten Vergewaltigern stieg auf 43,4 Prozent. Die Zahl afghanischer Verdächtiger verdreifachte sich.
Wien. Im Vorjahr stieg die Zahl der polizeilich registrierten Anzeigen um 3,8 Prozent auf 537.792 („Die Presse“berichtete). Über die großen Trends informierte das Innenministerium. Interessante Entwicklungen im Bereich der Ausländerkriminalität sind jedoch oft erst zwischen den Zahlenkolonnen zu entdecken: Ein Überblick.
IProblemzone öffentlicher Raum. Aus dem Zahlenteil des Berichts ist diese Entwicklung kaum herauszulesen. Die Analysten des Bundeskriminalamts (BK) beschäftigt sie jedoch seit Monaten. „Wir beobachten die Tendenz, dass gewisse Gruppen Jugendlicher in Teilen des öffentlichen Raums Territorialverhalten zeigen“, sagt BK-Direktor Franz Lang. „Die Bevölkerung beginnt, solche Bereiche zu meiden.“
Die Rede ist von Haltestationen öffentlicher Verkehrsmittel, Trep- penaufgängen oder Parks. Da die Bevölkerung verdächtige und tatsächlich kriminelle Aktivitäten von Zuwanderern in der Öffentlichkeit besonders sensibel wahrnimmt, will das BK im Jahr 2017 in diesem Bereich Know-how über Phänomene, Beteiligte und deren Methoden aufbauen, um dieses anschließend in Echtzeit an die Kollegen draußen auf der Straße weitergeben zu können. „Besonders in Wien wird das eine der ganz großen Herausforderungen.“
INachwuchs für organisierte Banden. Bisher war Fremden- und Asylwerberkriminalität vor allem Kleinkriminalität: Diebstahl, Körperverletzung und Drogenhandel in geringfügigen Mengen. Im Bundeskriminalamt beobachtete man im Vorjahr jedoch auch andere Entwicklungen. Zitat aus einem entsprechenden Lagebild: „Auch die immer stärker werdende kriminelle Energie sogenannter Jugendban- den mit Migrationshintergrund (Westbalkan, Tschetschenien, Afghanistan) war auffallend.“
Iraker, Syrer und Türken seien demnach auch hierzulande unterstützend für Schlepperorganisationen tätig, Afghanen fielen den BKAnalysten im Drogenhandel, bei Schutzgelderpressungen und Straßenraub auf. Dabei sei eine „zunehmende Bandenbildung in Kleingruppen zu erkennen“, die zu „gewalttätigen Revierkämpfen, vor allem mit tschetschenischen Gruppen“führe. Die Banden beider Ethnien seien „gut organisiert“und könnten „in kurzer Zeit viele Mitstreiter mobilisieren“.
IVerschiebung bei Sexualdelikten. In diesem Deliktsfeld schlägt sich die Migration der Jahre 2015 und 2016 nieder. Und zwar weniger in der Gesamtzahl als in ihrer Zusammensetzung. Zwar sind 899 angezeigte Vergewaltigungen um 8,8 Prozent mehr als im Vorjahr, al- lerdings lag die Zahl der Fälle auch schon höher (2011: 975).
Während die Größenordnung der registrierten Taten über die Jahre in etwa das Niveau hielt, gab es im Vorjahr Verschiebungen in der Gruppe der Tatverdächtigen. 43,4 Prozent, das entspricht 339 Personen, sind inzwischen Ausländer (2015: 36,3 Prozent). Den größten Zuwachs verzeichneten Beschuldigte aus Afghanistan. Ihre Zahl stieg von 22 auf zuletzt 64. Das entspricht fast einer Verdreifachung. Die zweitgrößte Gruppe stellen Türken mit 56 Fällen (2015: 44). Österreichische Beschuldigte sind mit 443 Personen in der Überzahl.
Die Summe ausländischer Tatverdächtiger im Bereich aller Sexualdelikte wuchs um 47 Prozent auf 1561. Zu tun hat das damit, dass die Zuwanderer überwiegend junge Männer sind, aber auch damit, dass der Tatbestand der sexuellen Belästigung (Stichwort Pograpschen) 2016 ausgeweitet wurde.