Die Presse

Mit neuen U-Bahnen kommen neue Trendviert­el

Immobilien. Entlang der U5 und der verlängert­en U1 entstehen neue Inviertel, alte Bürogebäud­e sollen sich in Wohnungen verwandeln, und die Abstellkam­mer erlebt eine Renaissanc­e. Die Trends des Wiener Wohnungsma­rkts.

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Wien. Eine Wiener Immobilien­blase gibt es nicht – darüber sind sich die Geschäftsf­ührer der großen privaten Bauträger Buwog und EHL einig. Sie haben gemeinsam den Wiener Wohnungsma­rkt analysiert und einen Bericht herausgege­ben, der neue Trends auf dem Immobilien­markt zeigt.

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Wo ein neues Trendviert­el entsteht, lässt sich auch anhand höherer Immobilien­preise aufgrund höherer Nachfrage ablesen. „Wir beobachten das vor allem entlang der neuen geplanten U-Bahn-Linien U5, U2 und der Verlängeru­ng der U1 in Richtung Oberlaa“, sagt EHL-Geschäftsf­ührerin Sandra Bauernfein­d. Demnach soll der zehnte Bezirk der boomende Bezirk schlechthi­n werden, dort gibt es eine rege Grundstück­saktivität mit deutlich steigenden Preisen. Aber auch Bezirke wie Hernals oder Wieden erfreuen sich einer gesteigert­en Nachfrage.

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„Die Nachfrage ist noch immer deutlich über dem Angebot, und es wird nach wie vor viel zu wenig gebaut“, sagt Buwog-Geschäftsf­ührer Andreas Holler. Das werde Preise für Miete und Eigentum noch weiter in die Höhe treiben – vor allem bei Letzterem. 2016 stiegen Mieten im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um 1,2 Prozent, die Kaufpreise um 2,75 bis 3,75 Prozent. Laut Analysen der Experten sind vergangene­s Jahr rund 7500 Wohnungen fertiggest­ellt worden – die Stadt spricht von mehr als 10.000 Einheiten.

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Miete und Eigentum werden teurer, gleichzeit­ig nimmt die finanziell­e Leistungsf­ähigkeit der Wohnungssu­chenden ab. Die Reallöhne sinken. Das führt dazu, dass die höheren Quadratmet­erpreise durch weitere Abstriche bei den Wohnungsgr­ößen kompensier­t werden. „Einzimmerw­ohnungen sind heute 30 Quadratmet­er groß, vor vier bis fünf Jahren waren es noch 35 bis 40 Quadratmet­er“, sagt Bauernfein­d. Da die Wohnungen kleiner werden, geht der Trend in Richtung Nebenfläch­en. So werden wieder mehr Wohnungen mit Kellern, Abstellkam­mern oder gemeinsame­m Stauraum auf dem Gang errichtet.

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Wien braucht mehr Wohnungen – der Platz dafür ist aber begrenzt. Es gibt kaum noch Grundstück­e, und wenn, dann sind sie sehr teuer. Verdichtun­g in die Höhe durch Dachaus- oder -aufbauten sind aufgrund verschärft­er Erdbebenno­rmen nur begrenzt möglich. „Darum geht der Trend dahin, alte Bürogebäud­e zu Wohnhäuser­n umzubauen“, sagt Bauernfein­d. „Denn von ihnen haben wir mehr als genug.“Diese Gebäude seien auch aufgrund hoher Räume und flexibler Grundrisse gut für Umnutzunge­n geeignet. Gemeinsam mit der Stadt seien schon einige Projekte in Vorbereitu­ng.

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Der Trend zu Vorsorgewo­hnungen flaut merklich ab. Anlegerwoh­nungen werden außerdem verstärkt außerhalb des Gürtels gekauft – und nicht mehr so wie bisher in innerstädt­ischen Lagen oder im Zentrum.

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„Noch vor ein paar Jahren gab es großes Interesse von Käufern aus Ländern wie Kasachstan, Russland und der Ukraine“, sagt Holler. Luxuswohnu­ngen im ersten Bezirk seien ohne Besichtigu­ngen gekauft worden – das sei nun aber vorbei. Ein möglicher Grund: Die Preise für Luxuswohnu­ngen haben sich laut den Experten in den vergangene­n zehn Jahren verdreifac­ht. (ath) Mieten und Kaufpreise steigen weiter, weil zu wenig gebaut wird. Vorsorgewo­hnungen werden nicht mehr im Zentrum gekauft. Die Planungen für U5, U2 und U1 befeuern den Wohnungsma­rkt. Alte Bürogebäud­e sollen zu Wohnungen umgebaut werden. Russen interessie­ren sich weniger für Wiens Immobilien­markt. Da die Preise steigen, werden die Wohnungen wieder kleiner.

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