Kosmisch? Das schwarze Loch vom Karlsplatz
Was Studenten der TU Wien zur Passage zwischen Resselpark und Künstlerhaus zu sagen haben.
E s ist schon etwas Geheimnisvolles um die schwarzen Löcher. Womit gar nicht jene gewissen Stellen in den Weiten des Alls gemeint sein müssen, deren Anziehungskraft keine Materie, ja nicht einmal das Licht entrinnen kann. Schwarze Löcher nämlich gibt’s auch hienieden, etwa auf dem Wiener Karlsplatz, woselbst sich, dem Hauptgebäude der Technischen Universität gegenüber, ein finsterer Rachen auftut, als gäb’s, in seine Nähe geraten, kein Morgen. Düster dräut es unter der sechsspurigen Verkehrsfläche, die das Platz-Ganze in Trümmer schneidet, und dass man ihm, einmal verschluckt, je Richtung U-Bahn oder Künstlerhaus entraten könnte, wie von Wegweisern avisiert, scheint völlig undenkbar.
Das schwarze Loch vom Karlsplatz, im Idiom der Wiener Linien auch Ostpassage genannt, ist nur eine von mehreren Auffälligkeiten kosmischen Formats, die sich zwischen Operngasse und Wien Museum offenbaren. Einer der wichtigsten Plätze der Stadt wirft mit seinem transgalaktischen Tohuwabohu aus verkehrstechnischen, Repräsentations-, Kunst- und Erholungszwängen in seinem Inneren Fragen auf, die auch an seinen Rändern nur halbherzig, falsch, bestenfalls gar nicht beantwortet werden können. Man denke an die jüngsten Debatten rund um die Aufstockung des Winterthur-Gebäudes neben der Karlskirche.
In Zusammenarbeit mit den Wiener Linien hat die Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien ihre Studenten in den vergangenen beiden Jahren angeregt, Ideen für den Karlsplatz, vorzüglich besagte Ostpassage, zu entwickeln. Die reichen von der radikalen Funktions-und also Baulichkeitsentrümpelung bis hin zur Bereicherung um ein paar Aufgaben mehr. Egal: Viel schlimmer als der Status quo kann ohnehin nichts sein. Noch zu sehen bis 11. März im Prechtlsaal der TU Wien, Karlsplatz 13, täglich 9 bis 19 Uhr.