Das Ballett eines Baulöwen
Champions League. Real-Präsident Florentino P´erez, 70, investiert Abermillionen in den Verein, er kauft Stars und feuert Trainer nach Belieben. Nur vor Zinedine´ Zidane hat der Magnat Respekt.
Madrid. Hinter einem großen Fußballklub mit millionenschweren Weltklasseakteuren steht zumeist auch ein sehr reicher Mann. Ein Mäzen, der Geld gibt, dabei auch Geschäfte macht, Politik und Wirtschaft einbindet oder Sponsormillionen lukriert wie andere Strafzettel. So läuft es zumindest beim spanischen Rekordmeister Real Madrid. Dort lenkt Baulöwe Florentino Perez´ die Geschicke quasi im Alleingang, und das schon seit Jahren.
Bereits von 2000 bis 2006 war der Milliardär mit der randlosen Brille Klubpräsident, seit 2009 ist er es wieder. Perez´ führt das Weiße Ballett mit geradezu eiserner Hand und erntet dafür gleichermaßen Verehrung wie Verachtung. Heute wird der Immobilienmagnat mit dem Faible für teure Fußballstars 70 Jahre alt. Es passt für ihn also genau ins Bild, das sein Verein in der Champions League gegen SSC Napoli in Sachen historischer Titelverteidigung einen Schritt weiter gekommen ist.
Galaktisch: Stars und Millionen
Weltruhm erlangte Perez,´ als er bei Real die sogenannte Ära der Galaktischen einläutete. David Beckham, Lu´ıs Figo, Michael Owen oder Ronaldo Fenomeno´ – sie alle kaufte der Funktionär für astronomisch hohe Ablösesummen ein. Damals wurde sogar auf staatliches Geheiß ein eigener Steuersatz (Lex Beckham) ins Leben gerufen, ein Passus, der unlängst erst aufgrund der Steueraffäre rund um Cristiano Ronaldo heftig diskutiert wurde.
Real wurde 2001 und 2003 spanischer Meister, gewann 2002 die Champions League und den Weltpokal. Dann aber blieben die Erfolge aus, eine dreijährige Durststrecke folgte – eine Schmach, die es seit Jahrzehnten nicht gegeben hatte. Perez´ nahm seinen Hut. 2005 aber war er wieder da, als Einziger, der die für den Posten notwendige Garantie von 60 Millionen Euro (in bar) auf den Tisch packen konnte.
Perez´ legte sofort los, engagierte Zinedine´ Zidane und Kaka.´ 2009 folgte der Megacoup: Weltfußballer Cristiano Ronaldo wechselte für damals unfassbare 94 Millionen Euro von Manchester United nach Madrid – es war der bis dahin teuerste Transfer der Welt.
Dass Spanien zu diesem Zeitpunkt in einer Rezession steckte, ließ Perez´ vollkommen ungerührt. Eine ähnlich große Summe blätterte er 2014 noch einmal hin, die- ses Mal für Gareth Bale, der von Tottenham Hotspur zu den Königlichen kam. Großbanken finanzierten die Käufe und erhielten im Gegenzug als umstrittene Garantie TV-Übertragungsrechte.
Zehn Trainer verschlissen
Kritik, die behauptete, das könne nicht gut gehen, wischte Perez´ mit einem Schlag vom Tisch. Er verwies stets auf sein „Zahlengespür“. Weltstars im weißen Trikot würden sich rentieren, er pokert hoch – und sollte er doch verlieren, bekommt er interessanterweise immer wieder Unterstützung durch seine Kontakte in den Machtzentralen der spanischen Politik.
Seine engsten Mitarbeiter sind ihrem Chef derweil in Ehrfurcht ergeben. So ließ sich das frühere Klubidol Emilio Butraguen˜o, heute Direktor für Institutionelle Beziehungen, einmal zu dem oft zitierten Ausspruch hinreißen, Perez´ sei ein „höheres Wesen“.
Anders sehen das die, die „el presidente“nach anfänglicher Begeisterung fallen gelassen hat: etwa Rafael Ben´ıtez, der Anfang 2016 entlassen und durch den als Coach unerfahrenen Zidane ersetzt wurde. „Seit Perez´ Präsident ist, hat Barcelona doppelt so viele oder sogar mehr als doppelt so viele Titel geholt wie Real“, stichelte Ben´ıtez, der gerade dabei ist, Newcastle zurück in die Premier League zu führen. „Er schwirrt ständig um einen herum, redet täglich mit den Spielern und mit der Presse.“Zehn Trainer hat der Vater von drei Kindern bereits verschlissen.
2014 und 2016 gewann Real die Champions League, 2015 und 2017 wurde man Klubweltmeister, 2014 wurde die Copa del Rey gewonnen. Nur Meister in der Primera Division´ war Real seit 2012 nicht mehr, deshalb soll heuer unbedingt der Titel her. Baulöwe Perez´ bleibt gelassen. Zidane sei der richtige Bauherr im Bernabeu.´ (red.)