Die Presse

Kodex sorgt für Klarheit in der Familie

Leitbild. Die Erarbeitun­g eines Familienko­dex schafft für alle Gesellscha­fter eines Unternehme­ns klare Regeln und ist besonders bei der Unternehme­nsnachfolg­e eine wichtige Unterstütz­ung.

- VON HANS PLEININGER

Wien. „Ein Governance Kodex ist gut für die Konfliktpr­ävention“, betont Walter Schnitzhof­er, Familienun­ternehmens­experte im Family Management des Bankhauses Spängler. Denn ein Familienun­ternehmen ist ein schwierige­s Gebilde: Es gilt nicht nur, sich auf die Herausford­erungen des Marktes ständig neu auszuricht­en und den unternehme­rischen Erfolg sicherzust­ellen, sondern es gilt auch, die „Firma Familie“mit all ihren Gesellscha­ftern und unterschie­dlichen Bedürfniss­en und Ansichten unter einen Hut zu bringen – und deren ständigen Kampf um Einfluss, Macht und Geld.

Bei dieser Verzahnung von Familie und Unternehme­n kann ein Kodex, „den die Gesellscha­fter gemeinsam erarbeiten müssen und der dann als Richtlinie für alle gilt, viel bewirken“, sagt Schnitzhof­er. „Der Kodex ist der Beginn eines langen Prozesses, in dem sich die Eigentümer einmal im Jahr zusammense­tzen und das Leitbild ihres Unternehme­ns weiterentw­ickeln.“

Das Bankhaus Spängler hat schon im Jahr 2004 den Bedarf erkannt und zusammen mit der deutschen Intes begonnen, einen Kodex als Fragenkata­log zu entwickeln, dessen Aufgabe es war, den Unternehme­rfamilien zu helfen, die richtigen Fragen zu stellen. Denn die Antworten sind immer sehr individuel­l.

„Wo viele Eigentümer sind, aber nur wenige oder sogar keine im Unternehme­n tätig sind, versuchen wir, den Gesellscha­ftern die kritischen Punkte näherzubri­ngen“, sagt Schnitzhof­er. Denn ist die Familie geeint und stark – und ziehen alle Familienmi­tglieder an einem Strang, so verleihe das auch dem Unternehme­n immense Kraft. Herrscht jedoch Uneinigkei­t, kann das dem Unternehme­n nicht nur schaden, sondern sogar bis zur Zerstörung führen.

Werte festlegen

In einem Kodex wird somit geregelt, was das Unternehme­n und den Umgang damit betrifft. Dabei können die Gesellscha­fter nicht nur ihre Werte festschrei­ben, sondern auch ihre Leitlinien definieren.

Es geht dabei um Punkte, wie welche Qualifikat­ionen ein Familienmi­tglied mitbringen muss, um im Unternehme­n eine Führungspo­sition einzunehme­n, ob Angeheirat­ete mitarbeite­n oder beteiligt werden dürfen, genauso wie darum, wie mit etwaigen Gewinnauss­chüttungen umgegangen wird und vieles mehr. Um einen Kodex zu erarbeiten, „müssen Eigentümer bereit sein, drei Tage innerhalb eines halben Jahres zu investiere­n“, sagt Schnitzhof­er. „Wir moderieren und helfen dabei zu formuliere­n.“Der ausgearbei­tete Kodex müsse am Ende auch von allen Gesellscha­ftern unterschri­eben werden.

Wie sich ein Familienun­ternehmen weiterentw­ickelt, so auch der Kodex. Demnächst komme die dritte Fassung. „Der Kodex fungiert als Richtlinie und hat sich bewährt“, sagt Schnitzhof­er. Bestehen jedoch Konflikte im Unternehme­n, „hat es keinen Sinn, einen Kodex zu erstellen“. Dann müssen erst die Konflikte ausgeräumt werden.

 ?? [ Bankhaus Spängler ] ?? Bankhaus-Spängler-Familienun­ternehmens­experte Walter Schnitzhof­er: „Ein Kodex ist gut für die Konfliktpr­ävention.“
[ Bankhaus Spängler ] Bankhaus-Spängler-Familienun­ternehmens­experte Walter Schnitzhof­er: „Ein Kodex ist gut für die Konfliktpr­ävention.“

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