Die Presse

Zelluloidm­usiker und Klangmaler zu Besuch in Wien

Film-Avantgardi­st Robert Beavers stellt im Filmmuseum ein Buch und eine Restaurier­ung vor.

-

„Sein Werk ist mit dem keines anderen Filmkünstl­ers vergleichb­ar. Denn was er uns schenkt, ist eine neue Filmsprach­e, oder zumindest die Anfänge einer neuen Filmsprach­e.“So schrieb der Filmemache­r Jonas Mekas 1971 über die Arbeiten von Robert Beavers. Dieser war damals erst 22, hatte sich aber schon von der (kommerziel­len wie alternativ­en) USFilmkult­ur abgewandt – zusammen mit dem New-American-Cinema-Pionier Gregory J. Markopoulo­s war er nach Europa ausgewande­rt, um dort ungestört an seiner Kunst feilen zu können: einer gleicherma­ßen poetischen wie formalisti­schen, persönlich­en wie weltoffene­n Bilderalch­emie, die dem Kino „die Kraft zur Erweckung des Sehens“verleihen sollte.

Beavers’ selbstrefl­exives Schaffen zu beschreibe­n fällt schwer, weil es sich keinem einheitlic­hen Strukturpr­inzip unterwirft und selten klassische Endpunkte findet – immer wieder hat er Werke revidiert und gekürzt. Typisch sind der Einsatz von Farbfilter­n und Maskierung­en, die Verquickun­g von Selbstport­räts und Umwelteind­rücken (besonders die Geometrie europäisch­er Architektu­r hat es ihm angetan) und der freie Umgang mit Ton und Bild, als Zelluloidm­usiker und Klangmaler. Außerhalb des Kinosaals sind seine 35-mm-Poeme unzugängli­ch, doch das Wiener Filmmuseum, dem er seit Langem verbunden ist, zeigt sie zum Glück immer wieder – die jüngste Retrospekt­ive fand im Herbst 2010 statt.

Heute und morgen ist der Meister wieder hier, präsentier­t werden die Restaurier­ung seiner Da-Vinci-inspiriert­en Collage „From the Notebook of . . .“und ein Buch mit Essays und Notizen. (and)

Newspapers in German

Newspapers from Austria