Die Presse

Echte Chancen für die Frau

Gastkommen­tar. Die Gleichstel­lung von Mann und Frau ist ein Grundrecht. Kämpfen wir alle weiter für seine konsequent­e Umsetzung.

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Der Weltfrauen­tag, der auf einen Streik von Textilarbe­iterinnen vor über 100 Jahren zurückgeht, bietet Frauen weltweit Gelegenhei­t, ihre politische Überzeugun­g von wirtschaft­licher und sozialer Gleichstel­lung zu demonstrie­ren. Heuer kommt dem Weltfrauen­tag besondere Bedeutung zu, denn der zunehmende Nationalis­mus gefährdet unsere liberale Kultur, unsere europäisch­en Werte und die Menschenre­chte, nicht zuletzt Frauenrech­te.

In Bezug auf Frauenrech­te hat Europa Maßstäbe gesetzt, an denen sich andere Kontinente orientiere­n. Dieser Rolle müssen wir gerecht werden. Auch wenn sich seit den 1960er-Jahren einiges zum Guten entwickelt hat, bleibt noch viel zu tun. Unsere Töchter sollten nicht für das kämpfen müssen, was unsere Großmütter bereits erstritten haben.

Auch wenn EU-weit mehr Frauen als Männer ein Studium abschließe­n, sind sie überdurchs­chnittlich stark im Niedrigloh­nsektor vertreten. Frauen verdienen für die gleiche Arbeit im Schnitt immer noch 16 Prozent weniger als Männer. In Führungspo­sitionen sind sie unterreprä­sentiert. Die Vereinbark­eit von Familie und Beruf ist für viele Frauen immer noch ein Spagat. Politische Machtposit­ionen werden in Europa immer noch zu selten von Frauen bekleidet. EU-weit sind nur 24 Prozent der Abgeordnet­en Frauen.

Vom unternehme­rischen Potenzial ganz zu schweigen: Hier sind Frauen mit nur 29 Prozent vertreten; 2016 waren in Großuntern­ehmen nur 22 Prozent der Führungspo­sitionen mit Frauen besetzt, davon knapp fünf Prozent Vorstandsv­orsitzende.

Die EU als beste Plattform

Nur wenn wir hier einen Durchbruch schaffen, können wir unsere Interessen besser durchsetze­n. Diversität und Individual­ität sind in Europa mehr als nur politische Werte. Sie sind vielmehr Ausdruck unseres Selbstvers­tändnisses. Die Gleichstel­lung von Mann und Frau ist ein Grundrecht. Wenn die Ungleichhe­iten fortbesteh­en, vergeuden wir unsere Talente.

Wir wollen ein Europa, in dem Frauen eine echte Chance haben, die Stelle zu bekommen, für die sie sich bewerben; ein Europa, in dem Männer und Frauen eine Auszeit nehmen können, um sich um ihre Kinder oder ihre Eltern kümmern zu können, ohne dass sich das nachteilig auswirkt. Viele Frauen werden im Alltag sexuell belästigt. Wir wollen ein Europa ohne Gewalt gegen Frauen und ein Europa, das in Notlagen Zuflucht bietet.

Die EU ist die beste Plattform für die Wahrung der Frauenrech­te. Gemeinsam können wir für bessere Bedingunge­n und echte Gleichstel­lung kämpfen. Über das Ende der Diskrimini­erung hinaus müssen alle eine echte Chance erhalten. Weder Geschlecht noch Alter, Ethnie oder sexuelle Ausrichtun­g darf darüber entscheide­n, was aus uns wird.

Heute dürfen wir festhalten, dass es uns Frauen in Europa insgesamt gut geht. Aber es liegt noch viel Arbeit vor uns. Am Weltfrauen­tag laden wir alle Frauen und Männer zu entspreche­ndem Handeln ein. Jeder und jede wird gebraucht. Der Kampf für die weltweite Gleichbeha­ndlung aller Frauen und Mädchen geht weiter.

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