Die Presse

Gabriel warnt in Moskau vor Rüstungswe­ttlauf

Deutscher Außenminis­ter fordert Entspannun­gsgesten.

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Moskau. Bei seinem Besuch in Moskau nahm der deutsche Außenminis­ter, Sigmar Gabriel, am Donnerstag kein Blatt vor den Mund. Es könne nicht hingenomme­n werden, dass mitten in Europa Grenzen verletzt würden, sagte er nach einem Gespräch mit seinem Kollegen Sergej Lawrow mit Blick auf die Ukraine. Die Lösung dieses Konflikts sei Voraussetz­ung dafür, den Trend zur Aufrüstung in Europa wieder umzukehren.

Gabriel, der am Nachmittag auch Präsident Wladimir Putin traf, warnte explizit vor einem neuen Rüstungswe­ttlauf und forderte Gespräche über Abrüstung. Lawrow hingegen lehnte es ab, die Aufrüstung mit dem Ukraine-Konflikt zu verknüpfen. Das Verhältnis zwischen der Nato und Russland habe mit einer Lösung in der Ukraine nichts zu tun. „Wir reagieren darauf, wie wir de facto mit NatoWaffen, mit Nato-Einheiten umzingelt werden.“Die Nato verlegt derzeit angesichts der Ukraine-Krise mehr als 4000 Soldaten nach Polen und ins Baltikum. Auch Moskau entsendet namhafte Verbände an seine Westgrenze.

Russische Cyberattac­ken?

Der Vorwurf des Bündnisses, Russland betreibe entlang der Grenzen des Baltikums und Polens einen unangemess­enen Militärauf­marsch, sei völlig haltlos, so Lawrow. Die Nato und Russland müssten sich an einen Tisch setzen und „sich den eigentlich­en Aufgaben des Nato-Russland-Rates widmen: Wer was wo stationier­t hat“. Einig waren sich beide in der Forderung nach Stärkung der OSZE-Beobachter­mission in der Ukraine.

Lawrow wies zudem Vorwürfe zurück, sein Land wolle die Bundestags­wahl durch Cyberattac­ken beeinfluss­en. „Ich möchte nur eins deutlich machen: All diese Vorwürfe sind haltlos.“Gabriel erwiderte, die Vorwürfe kämen nicht von der deutschen Regierung. Der deutsche Verfassung­sschutz hatte im Dezember angesichts massiver russischer Cyberattac­ken vor der Gefahr einer russischen Einmischun­g in den Wahlkampf gewarnt. (ag.)

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