Strolz: Mehr Kinder sollen Sonderschulen besuchen
Vorstoß. Sonderschulen sollen nicht behinderte Kinder aufnehmen, fordert der Neos-Chef.
Wien. Die Wortwahl ist drastisch: „Unrealistisch, verantwortungslos und verlogen“sei das Vorhaben der Regierung, die Sonderschulen bis 2020 zu schließen, sagt NeosParteichef und Bildungssprecher Matthias Strolz im Gespräch mit der „Presse“. Die Eltern behinderter Kinder hätten „zu Recht Angst“.
Die Qualität der Betreuung drohe durch die nicht ausreichend vorbereitete und damit überhastete und erzwungene Inklusion behinderter Kinder ins Regelschulsystem „massiv abzusacken“. Schwerstbehinderte Kinder ab 2019 oder 2020 einfach in Regelschulen zu schicken, ohne dort „Hunderte Millionen Euro für neue sonderpädagogische Infrastruktur zu investieren“, sei verantwortungslos. Die Bedürfnisse der Betroffenen würden ignoriert. Es handle sich um „blinden Dogmatismus auf dem Rücken der Kinder, Jugendlichen und Eltern“.
Die Neos stehen hinter dem Ziel Vollinklusion, wollen die Sonderschulstandorte aber nicht abschaffen: „Für diesen Vorschlag werden wir Schläge von den Inklusionsdogmatikern, die uns vorwerfen werden, gegen die Menschenrechtskonvention zu sein, kriegen“, sagt Strolz. Es müsse im Sinne der behinderten Kinder Schluss mit der „Tabuisierung durch Political Correctness“sein. Die „undifferenzierte Menschrechtskeule“dürfe nicht über jene gezogen werden, die sich gegen eine Sonderschulabschaffung bis 2020 aussprechen.
Die Neos wollen einen anderen, kontroversiellen Weg gehen: Heutige Sonderschulstandorte sollten künftig nicht von weniger, sondern sogar von mehr Schülern besucht werden. Strolz wünscht sich eine „umgekehrte Inklusion“. Gemeint ist, dass nicht die Sonderschüler in die Regelschulen geschickt werden, sondern die Regel- schüler, also nicht gehandicapten Schüler, in die Sonderschulen geschickt werden sollen. Sonderschulen sollten zu Regelschulen mit Inklusionsschwerpunkt werden.
Regierung hat „verschlafen“