Die Presse

Staatsanwa­lt verschärft Vorgehen gegen Dörfler

Prozess. Dem Altlandesh­auptmann werden Untreue und Amtsmissbr­auch bei der Vergabe von Bauaufträg­en vorgeworfe­n. Das erinnert an die Affäre um die FPÖ-Werbeagent­ur Connect, die Honorare von Baufirmen erhielt.

- VON MARTIN FRITZL

Wien/Klagenfurt. Die Staatsanwa­ltschaft hat die Anklage gegen den früheren FPÖ-Landeshaup­tmann Gerhard Dörfler ausgeweite­t. Sie wirft dem FPÖ-Politiker – er hat immer noch ein Mandat im Bundesrat – nun auch Amtsmissbr­auch und Untreue mit einem Schaden von mehr als 300.000 Euro vor. Damit erhöht sich der Strafrahme­n auf zehn Jahre.

Anlass sind Aussagen eines Zeugen im Prozess gegen vier BZÖ/ FPÖ-Politiker: Ein Beamter hatte am Dienstag ausgesagt, dass bei Bauaufträg­en des Landes Kärnten die Bieterreih­ung seiner Abteilung auf Anweisung des politische­n Büros von Dörfler umgestoßen worden sei und andere Bieter als die von ihm ermittelte­n Bestbieter den Zuschlag erhalten hätten. Dafür hätte ein anderer Spitzenbea­mter seine Aktenverme­rke nachträgli­ch umgeschrie­ben. Der Staatsanwa­lt nannte die Auftragsve­rgaben bei fünf Bauprojekt­en. Kärntens Landeshaup­tmann, Peter Kaiser (SPÖ), hat eine interne Untersuchu­ng der Vorgangswe­ise seines Vorgängers angeordnet.

Zu klären wird wohl auch sein, ob die Angelegenh­eit in Zusammenha­ng mit einer Affäre steht, bei der die Staatsanwa­ltschaft die Ermittlung­en bereits eingestell­t hat: Im Jahr 2011 wurde bekannt, dass die FPÖ eine Werbeagent­ur namens Connect besaß, bei der enge Verbindung­en mit der Tätigkeit freiheitli­cher Regierungs­mitglieder offensicht­lich waren. So hatte die Agentur einen Vertrag mit einem bekannten Rechtsanwa­lt abgeschlos­sen, der sich verpflicht­ete, für die Vermitt- lung von Landesauft­rägen eine Provision an Connect zu bezahlen.

Die Unterlagen von Connect waren damals dem Magazin „News“zugespielt worden. In diesem Material fanden sich auch etliche Rechnungen von Connect an Baufirmen, die Aufträge für das Land Kärnten ausführten. So hat beispielsw­eise eine Baufirma 5000 Euro für „Layoutbera­tung“ausgegeben – eine Dienstleis­tung, für die Baufirmen normalerwe­ise eher nicht so viel Geld ausgeben. Die Staatsanwa­ltschaft hat damals auch gegen Dörfler ermittelt und die Einstellun­g des Verfahrens im Jahr 2014 damit begründet, dass es sich nicht beweisen habe lassen, dass den Rechnungen keine Gegenleist­ung gegenüber ge- standen ist. Auch sei Untreue nicht vorgelegen, da niemand seine Befugnisse missbrauch­t habe.

Connect ist aber nicht der einzige Fall, in dem die damalige freiheitli­che Landesregi­erung im Verdacht stand, dass die Partei oder führende Mitglieder von Amtsgeschä­ften profitiert hätten. Noch offen sind die Ermittlung­en gegen die FPÖ-nahe Werbeagent­ur Ideenschmi­ede, an der auch FPÖGeneral­sekretär Herbert Kickl beteiligt war (gegen Kickl wird aber nicht ermittelt). Und ebenfalls noch untersucht werden die Vorgänge rund um den Ankauf von Seengrunds­tücken, die das Land dem ÖGB und der Bawag zu stark überhöhten Preisen abgekauft hat. Da hat die frühere FPÖ- und Team-Stronach-Politikeri­n Elisabeth Kaufmann-Bruckberge­r zugegeben, 700.000 Euro Vermittlun­gsprovisio­n an das Kärntner BZÖ weitergege­ben zu haben.

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Ex-Landeshaup­tmann Gerhard Dörfler.

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