Neuer Platz und neue Endstationen
Umgestaltung. Der Johann-Nepomuk-Berger-Platz in Ottakring wird zu einer einzigen Grünfläche, die Straßenbahnlinien 2 und 44 kreuzen einander künftig dort und tauschen ihre Endstationen.
Wien. Einen viel komplizierteren Platz hätte sich die Stadt Wien nicht aussuchen können. Der Johann-Nepomuk-Berger-Platz in Ottakring ist nicht nur vom Namen her ein Ungetüm, auch von der Anmutung her gehört er zu den optisch eher bedingt ansprechenden Plätzen der Stadt. Beides soll nun geändert werden – JNP lautet die Abkürzung, mit der der Umbau der Verkehrsdrehscheibe zum Erholungsraum simpler gefasst werden soll. Und der Umbau selbst soll auch den Platz künftig simpler und lebenswerter machen.
Das Zusammentreffen von Ottakringer Straße, Neulerchenfelder Straße, Rosensteingasse und Feßtgasse, noch dazu geometrisch eher windschief, soll entschärft werden. In der Diktion der Stadt heißt es Verkehrsberuhigung, in der Diktion der Autofahrer wird es wohl als Verlust einer Straße gesehen. Jenes Stück Asphalt, das die beiden begrünten Seiten des Platzes durchschneidet, wird verschwinden. Der gesamte Platz soll zu einer Grünfläche werden. Mit Beteiligung der Bürger, natürlich. Sie sollen entscheiden, wie die Ausgestaltung im Detail aussehen wird.
Tausch von 2er und 44er
Mit dem Straßenstück verschwindet auch die Möglichkeit für die Straßenbahnlinie 2, den Platz zu queren – der Weg von der Neulerchenfelder Straße an der Brauerei vorbei in die Ottakringer Straße wird künftig durch eine Grünfläche versperrt. Der 2er muss ab Herbst vor dem neuen Park eine Rechtskurve machen. Damit es noch ein bisschen komplizierter wird, fährt er dann nicht zu seiner Stammstrecke weiter, sondern schwenkt auf die Linie des 44ers Richtung Dornbach ein.
Auskreuzung nennen die Wiener Linien das, was hier umgesetzt werden soll. Denn umgekehrt wird der 44er, der von der Ottakringer Straße stadtauswärts auf den Platz kommt, künftig die bisherige Strecke der Linie 2 in die Erdbrustgasse übernehmen. Die neue Streckenführung der westlichen Äste soll die Parallelführung der Linien 2 und 46 sowie 43 und 44 beenden. Derzeit fahren sowohl 2 als auch 46 von Ottakring zum Dr.-Karl-Renner-Ring, wo mit der Station Volkstheater ein Knotenpunkt (U2/U3) angesteuert wird. Die Linien 43 und 44 enden hingegen beide am Schottentor. Künftig werden sich Linie 2 und 44 am Johann-Nepomuk-Berger-Platz kreuzen und ihre Endstationen tauschen. Damit bekommt Ottakring über den 44er direkten Zugang zum Schottentor, während man aus Hernals künftig eine Verbindung zum Dr.-KarlRenner-Ring und damit zur U3 hat. Die Wiener Linien erwarten, dass dadurch bis zu 1800 Fahrten pro Tag mehr getätigt werden, von der neuen Streckenführung sollen 20.000 Menschen profitieren. Für den Umbau wird der JNP über die Sommerferien neun Wochen lang für den gesamten Verkehr gesperrt – vom 1. Juli bis 2. September sollen die Arbeiten laufen. Zu Schulbeginn sollen die Linien 2 und 44 schon ihre neuen Strecken befahren, wenn auch noch teilweise mit provisorischen Haltestellen.
Finale im Sommer 2018
Der Umbau des Platzes wiederum beginnt schon mit März, wenn Anrainer im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprozesses ihre Ideen einbringen sollen. Die Neugestaltung der Nebenstraßen und die Gestaltung der Grünflächen sollen im Frühjahr 2018 beginnen. Fertig sein soll alles im Sommer 2018. Die Gesamtinvestitionen liegen bei rund neun Millionen Euro – etwa die Hälfte davon soll von der EU aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert werden.
Am Ende soll aus dem komplizierten und mühsamen JohannNepomuk-Berger-Platz der simple und erholsame JNP geworden sein, so wünscht es sich die Stadt. Zur Beruhigung: Die Straßenschilder werden auch nach dem Umbau weiter den vollen Namen anführen. So kompliziert ist der nämlich auch wieder nicht.