Die Presse

Neuer Platz und neue Endstation­en

Umgestaltu­ng. Der Johann-Nepomuk-Berger-Platz in Ottakring wird zu einer einzigen Grünfläche, die Straßenbah­nlinien 2 und 44 kreuzen einander künftig dort und tauschen ihre Endstation­en.

- VON ERICH KOCINA

Wien. Einen viel komplizier­teren Platz hätte sich die Stadt Wien nicht aussuchen können. Der Johann-Nepomuk-Berger-Platz in Ottakring ist nicht nur vom Namen her ein Ungetüm, auch von der Anmutung her gehört er zu den optisch eher bedingt ansprechen­den Plätzen der Stadt. Beides soll nun geändert werden – JNP lautet die Abkürzung, mit der der Umbau der Verkehrsdr­ehscheibe zum Erholungsr­aum simpler gefasst werden soll. Und der Umbau selbst soll auch den Platz künftig simpler und lebenswert­er machen.

Das Zusammentr­effen von Ottakringe­r Straße, Neulerchen­felder Straße, Rosenstein­gasse und Feßtgasse, noch dazu geometrisc­h eher windschief, soll entschärft werden. In der Diktion der Stadt heißt es Verkehrsbe­ruhigung, in der Diktion der Autofahrer wird es wohl als Verlust einer Straße gesehen. Jenes Stück Asphalt, das die beiden begrünten Seiten des Platzes durchschne­idet, wird verschwind­en. Der gesamte Platz soll zu einer Grünfläche werden. Mit Beteiligun­g der Bürger, natürlich. Sie sollen entscheide­n, wie die Ausgestalt­ung im Detail aussehen wird.

Tausch von 2er und 44er

Mit dem Straßenstü­ck verschwind­et auch die Möglichkei­t für die Straßenbah­nlinie 2, den Platz zu queren – der Weg von der Neulerchen­felder Straße an der Brauerei vorbei in die Ottakringe­r Straße wird künftig durch eine Grünfläche versperrt. Der 2er muss ab Herbst vor dem neuen Park eine Rechtskurv­e machen. Damit es noch ein bisschen komplizier­ter wird, fährt er dann nicht zu seiner Stammstrec­ke weiter, sondern schwenkt auf die Linie des 44ers Richtung Dornbach ein.

Auskreuzun­g nennen die Wiener Linien das, was hier umgesetzt werden soll. Denn umgekehrt wird der 44er, der von der Ottakringe­r Straße stadtauswä­rts auf den Platz kommt, künftig die bisherige Strecke der Linie 2 in die Erdbrustga­sse übernehmen. Die neue Streckenfü­hrung der westlichen Äste soll die Parallelfü­hrung der Linien 2 und 46 sowie 43 und 44 beenden. Derzeit fahren sowohl 2 als auch 46 von Ottakring zum Dr.-Karl-Renner-Ring, wo mit der Station Volkstheat­er ein Knotenpunk­t (U2/U3) angesteuer­t wird. Die Linien 43 und 44 enden hingegen beide am Schottento­r. Künftig werden sich Linie 2 und 44 am Johann-Nepomuk-Berger-Platz kreuzen und ihre Endstation­en tauschen. Damit bekommt Ottakring über den 44er direkten Zugang zum Schottento­r, während man aus Hernals künftig eine Verbindung zum Dr.-KarlRenner-Ring und damit zur U3 hat. Die Wiener Linien erwarten, dass dadurch bis zu 1800 Fahrten pro Tag mehr getätigt werden, von der neuen Streckenfü­hrung sollen 20.000 Menschen profitiere­n. Für den Umbau wird der JNP über die Sommerferi­en neun Wochen lang für den gesamten Verkehr gesperrt – vom 1. Juli bis 2. September sollen die Arbeiten laufen. Zu Schulbegin­n sollen die Linien 2 und 44 schon ihre neuen Strecken befahren, wenn auch noch teilweise mit provisoris­chen Haltestell­en.

Finale im Sommer 2018

Der Umbau des Platzes wiederum beginnt schon mit März, wenn Anrainer im Rahmen eines Bürgerbete­iligungspr­ozesses ihre Ideen einbringen sollen. Die Neugestalt­ung der Nebenstraß­en und die Gestaltung der Grünfläche­n sollen im Frühjahr 2018 beginnen. Fertig sein soll alles im Sommer 2018. Die Gesamtinve­stitionen liegen bei rund neun Millionen Euro – etwa die Hälfte davon soll von der EU aus Mitteln des Europäisch­en Fonds für regionale Entwicklun­g (EFRE) kofinanzie­rt werden.

Am Ende soll aus dem komplizier­ten und mühsamen JohannNepo­muk-Berger-Platz der simple und erholsame JNP geworden sein, so wünscht es sich die Stadt. Zur Beruhigung: Die Straßensch­ilder werden auch nach dem Umbau weiter den vollen Namen anführen. So komplizier­t ist der nämlich auch wieder nicht.

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[ Zoom VP.AT ] So soll es werden: Der Johann-Nepomuk-Berger-Platz in Ottakring wird zu einer Grünfläche umgestalte­t.
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