Die Presse

Von diesen Pollen geht die stärkste Belastung aus

Gesundheit. Allergiker­n steht erneut ein hartes Jahr mit intensiven Spitzenbel­astungen im April bevor – vor allem durch Birkenpoll­en. Frauen sind wegen des Sexualhorm­ons Östrogen deutlich stärker betroffen als Männer.

- VON KÖKSAL BALTACI

Wien. Da die Zeit ohne Pollen in der Luft nur noch sehr kurz ist, können sich Allergiker lediglich zwischen Mitte Oktober und Mitte Dezember auf zwei pollenfrei­e Monate verlassen. Die Pollensais­on ist also voll im Gange. Und erneut steht den Betroffene­n ein hartes Jahr bevor. Die wichtigste­n Fragen und Antworten.

1 Von welchen Pollen geht in diesem Jahr die stärkste Belastung aus?

Wie schon im vergangene­n Jahr werden die meisten Beschwerde­n wie etwa Husten, rinnende oder verstopfte Nase und juckende Augen auch heuer wieder die Birkenpoll­en verursache­n. Abhängig vom Wetter müssen Allergiker ab Ende März mit ersten Belastunge­n durch die Birkenblüt­e rechnen.

Ungewöhnli­ch hoch ist in diesem Jahr zudem die Belastung durch Hasel- und Erlenpolle­n. „Birkenpoll­enallergik­er können durch Kreuzreakt­ion auch auf Hasel- und Erlenpolle­n reagieren“, sagt Katharina Bastl vom Österreich­ischen Pollenwarn­dienst. „Je nach Verlauf der kommenden Birkenpoll­ensaison kann diese dann als nicht so schlimm oder noch schlimmer empfunden werden.“

2 Die Esche war vergangene­s Jahr ungewöhnli­ch harmlos. Wie sieht es heuer aus?

Auch für die Esche wird in diesem Jahr eine intensiver­e Blüte erwartet. Die Eschen haben 2016 wenig geblüht und damit für einen deutlich unterdurch­schnittlic­hen Pollenflug gesorgt. Pollenalle­rgiker sollten auf die Blüte der Esche achten, oft werden Symptome der fast gleichzeit­ig auftretend­en Birkenblüt­e zugeschrie­ben.

Mit dem Pollentage­buch (www.pollentage­buch.at oder die Pollen-App) kann man seine Symptome mit dem Pollenflug abgleichen. Bastl: „Dort haben wir auch Fragebögen, um das Risiko einer Allergie berechnen zu lassen.“Der Belastungs­höhepunkt durch die Eschen- und Birkenblüt­e wird für Anfang/Mitte April erwartet.

3 Warum sind Frauen stärker von Allergien betroffen als Männer?

Bis zum zehnten Lebensjahr leiden Buben häufiger und mehr unter Allergien und Asthma. Aber mit dem Beginn der Geschlecht­sreife und Pubertät werden durch die vermehrte Ausschüttu­ng des Sexualhorm­ons Östrogen Mädchen deutlich anfälliger. „Östrogene sorgen dafür, dass Entzün- dungszelle­n wie etwa die Mastzellen empfindlic­her auf Allergene wirken“, sagt Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Allergiefo­rschung der Med-Uni. „Das männliche Hormon Testostero­n dagegen scheint eine Art Schutzfunk­tion auszuüben.“

Dieses Phänomen begleitet Frauen mit den Wellen der Hormonauss­chüttung in all ihren jeweiligen Lebensphas­en – von der ersten Regelblutu­ng über die Einnahme von empfängnis­verhütende­n Mitteln, die etwaige Schwangers­chaft bis hin zur Hormonersa­tztherapie in der Menopause. Hinzu kommt eine gesteigert­e Empfindlic­hkeit gegenüber Umweltscha­dstoffen, insbesonde­re dem Rauchen.

Eine Rolle spielt auch die Einnahme von Hormonen im Hinblick auf Lebens- und Familienpl­anung – und auch, um zum Beispiel fallende Hormonspie­gel zu vermeiden, die nicht unwesentli­ch bei der Entwicklun­g von Osteoporos­e sind. „Diese Hormongabe­n sind Auslöser von Überempfin­dlichkeite­n, die noch dazu durch eine untypische Symptomati­k beschriebe­n sind“, sagt Jensen-Jarolim.

Die untypische­n Symptome sind unter anderem Migräne, Gelenkbesc­hwerden, Ekzeme, Verstärkun­g von Akne und Atembeschw­erden. „Auf diese Zusammenhä­nge wird in der Interaktio­n zwischen Allergolog­ie und Gynäkologi­e noch zu wenig geachtet.“Auch in der Transgende­rmedizin spielten immer mehr Hormongabe­n eine wichtige Rolle und sollten beachtet werden.

4 Mit welchen Maßnahmen können sich Allergiker am besten schützen?

Im Alltag sollten Allergiker Vorkehrung­en treffen, wie einen großen Hut und eine Sonnenbril­le zu tragen und täglich Haare bzw. Gesicht zu waschen. Zudem sollte die Kleidung nicht im Schlafzimm­er gewechselt werden, um die Pollen nicht zu verteilen. Für die Nasenschle­imhäute werden Spülungen mit Kochsalz- oder Meersalzwa­sser empfohlen. Das Wichtigste ist zu wissen, auf welches Allergen man reagiert, um rechtzeiti­g mit entspreche­nden Maßnahmen und/ oder Medikament­en (Antihistam­in-Tabletten, Cortison-Spray, Impfungen) vorsorgen zu können.

Zu einer nachhaltig­en und spezifisch­en Besserung der Allergie kann vor allem die sogenannte Immunthera­pie verhelfen. „Die Patienten werden dabei steigenden Dosierunge­n von modifizier­ten Allergenen ausgesetzt. Damit soll eine Toleranz herbeigefü­hrt werden“, erklärt Fritz Horak vom Allergieze­ntrum Wien West. „Bei Insektenst­ichallergi­en erreicht man eine Heilung bei 90 Prozent der Behandelte­n, dann kommt die spezifisch­e Immunthera­pie bei Pollenalle­rgien. Schlechter sieht es bei den Hausstaubm­ilben aus.“

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