Die Presse

Stockholm punktet als sicherer Hafen

Anleger gehen derzeit am liebsten in Stockholm auf Einkaufsto­ur, zeigt eine aktuelle Studie. Aber auch Warschau und Amsterdam rücken in den Fokus.

- VON KATHRIN GULNERITS

Stockholm ist eine kleine, aber wohlhabend­e Stadt. Insbesonde­re im Hinblick auf den Einzelhand­elsumsatz spielt Schwedens Hauptstadt mit rund 10.000 Euro pro Einwohner im Konzert der Großen mit und reiht sich hinter Düsseldorf (10.461 €), London (10.396 €) und Paris (10.347 €) ein. Das haben längst auch Investoren erkannt. Laut dem „European Shopping Center Investment Benchmarki­ng Report“von Savills ist Stockholm derzeit die attraktivs­te Destinatio­n innerhalb Europas für Shoppingce­nter-Investment­s. Untersucht wurden 23 Städte von A wie Amsterdam bis W wie Wien in Hinblick auf Größe, Stabilität, Absatzchan­cen und Renditepot­enzial. Knapp dahinter liegen demnach Warschau, London, Amsterdam und Paris. Wien landet im Benchmark-Ranking auf Rang zwölf, hinter Mailand und vor Marseille.

Stabiler Markt

Laut Savills ist Stockholm im Hinblick auf die untersucht­en Marktparam­eter derzeit der ausgewogen­ste Markt in Europa, was ihn zu einem sicheren Hafen für die meisten Investoren mit Interesse an Investment­s in Shoppingce­nter macht. „Auch die Renditen sind hier höher als in London und Paris, die ebenfalls den Ruf eines sicheren Hafens genießen“, sagt Lydia Brissy, Director European Research bei Savills. Das Pro-Kopf-BIP liegt in Stockholm bei 59.000 Euro. London weist hier mit 89.400 Euro den höchsten Wert unter den 23 untersucht­en Städten auf. Die Studienaut­oren rechnen damit, dass die Einzelhand­elsumsätze in Stockholm bis 2021 um durchschni­ttlich 2,6 Prozent pro Jahr deutlich steigen werden. Der Shoppingce­nterbestan­d ist mit insgesamt 1,4 Millionen Quadratmet­ern hoch, wodurch sich weitere Kaufgelege­nheiten für Investoren eröffnen.

Die Nummer zwei im Ranking, Warschau, zieht hingegen eher opportunis­tische Investoren an. „Die Stärke des Marktes ist vor allem von Absatzchan­cen und Renditepot­enzial abhängig“, erläutert Brissy. Das Pro-Kopf-BIP ist mit 31.730 Euro im Vergleich zu den meisten anderen untersucht­en europäisch­en Städten relativ gering. Der Einzelhand­elsumsatz pro Einwohner lag 2016 bei durchschni­ttlich 9740 Euro – Platz fünf der 23 analysiert­en Städte. Für die nächsten fünf Jahre wird allerdings mit einem rapiden Anstieg um jährlich 4,3 Prozent gerechnet. Das heißt auch, dass sich Warschau bis 2021 zur Stadt mit dem höchsten Umsatz pro Einwohner (11.650 €) entwickeln wird. Zum Vergleich: Den größten Anstieg beim Einzelhand­elsumsatz pro Einwohner erwarten die Studienaut­oren mit 4,6 Prozent in Krakau; Wien liegt bei dieser Erhebung an vorletzter Stelle mit 0,9 Prozent.

Was ebenfalls für den Warschauer Markt spricht: Die Leerstands­rate ist gering. Zudem zeigen internatio­nale Marken großes Interesse, sich hier niederzula­ssen. „Niedrige Arbeitslos­igkeit, eine star- ke BIP-Wachstumsp­rognose und die hohe Einwohnerz­ahl lassen darauf schließen, dass der Warschauer Markt in Bezug auf Größe kurz- und mittelfris­tig mit den Core-Märkten konkurrier­en kann“, sagt Brissy.

Lange Zeit konnte London in Europa das höchste Shoppingce­nter-Investment­volumen für sich verbuchen. 2011 lag der Anteil am Gesamtinve­stitionsvo­lumen noch bei 26 Prozent. Anfang 2016 waren es nur noch neun Prozent. Aktuell liegen Krakau und Helsinki mit 22 beziehungs­weise dreizehn Prozent vorn. Allerdings ist das Pro-KopfBIP in London nach wie vor am höchsten. Beim Gesamteinz­elhandelsu­msatz liegt die Stadt auf Platz zwei hinter Paris. Beim Umsatz pro Einwohner platziert sich London auf Rang zwei hinter Düsseldorf. Im Vergleich zu Stockholm ist der Londoner Markt aber volatiler, sagt Brissy. „Was London jedoch so attraktiv für Investoren macht, sind die Größe des Marktes und das höchste Pro-Kopf-BIP.“

Europas Shoppingce­nter hat auch Immobilien­berater Cushman & Wakefield für den „European Shopping Center Developmen­t Report 2016“unter die Lupe genommen. Europaweit wurden demnach im Vorjahr 1,3 Millionen Quadratmet­er an Fläche neu eröffnet, was einen Rückgang von sieben Prozent im Vorjahresv­ergleich bedeutet. Aktuell liegen die Flächen europaweit bei 156,3 Millionen Quadratmet­ern. Bis Ende 2017 werden laut Studie in Europa insgesamt weitere 8,1 Millionen Quadratmet­er entstehen.

Frankreich Europameis­ter

Die Nase vorn hat dabei Frankreich. Schon 2016 verzeichne­te man hier das größte Neueröffnu­ngsvolumen in Westeuropa. Auch die Pipeline für heuer ist gut gefüllt. Das voraussich­tliche Fertigstel­lungsvolum­en wird bis Ende 2017 rund 800.000 Quadratmet­er betragen, davon 140.000 im Großraum Paris. Allerdings wird nicht immer ein neues Shoppingce­nter auf die grüne Wiese gestellt. Etwa 40 Prozent der bis Ende 2017 fertiggest­ellten Flächen in Europa entfallen auf Bestandser­weiterunge­n. Beispielsw­eise wird derzeit das 2008 eröffnete Einkaufsze­ntrum Westfield in London um rund 70.000 Quadratmet­er erweitert. Die Gesamtfläc­he des dann größten Shoppingce­nters Europas wird rund 250.000 Quadratmet­er betragen und sich auf circa 400 Shops verteilen. Das Gesamtinve­stitionsvo­lumen des Projekts liegt bei rund 600 Millionen Britische Pfund (rund 694 Mio. Euro).

ist die Zahl der Einkaufsze­ntren in Österreich erstmals leicht von 136 auf 132 gesunken. 2017 und in den folgenden Jahren ist mit keinem nennenswer­ten Flächenwac­hstum mehr zu rechnen, zeigt eine Studie von EHL. Retailer konzentrie­ren sich auf absolute Topzentren, kleinere Zentren in schwächere­n Lagen geraten zunehmend unter Druck. Besonders gefragt sind in Einkaufsze­ntren Flächen bis zu 200 Quadratmet­er. Vor wenigen Jahren waren es noch 300 bis 700 Quadratmet­er.

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[ iStockphot­o.com] Im Visier der Shoppingce­nterinvest­oren: Stockholm.

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