Die Presse

Dienstleis­tungen der anderen Art

Von der Parkraumbe­wirtschaft­ung bis zur Maklerausb­ildung: Den Boom der Branche nutzen die unterschie­dlichsten Junguntern­ehmer für den Sprung in die Selbststän­digkeit.

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Die Immobilien­branche boomt und die anstehende­n urbanen Herausford­erungen sind für viele Junguntern­ehmen ein Anreiz, sich in dieser Branche selbststän­dig zu machen. Und das in den unterschie­dlichsten Bereichen und Nischen, auch fernab von Multimilli­onenbauten und Projekten. Einige besonders innovative Unternehme­n bittet die Mipim im Rahmen der neuen „Start-up Competitio­n“vor den Vorhang, die Gewinner werden am 15. März gekürt.

Neu in Österreich

Aber auch in Österreich tut sich etwas in diesem Bereich. So hat etwa Benedikt Meisl im vergangene­n Sommer den Branchenbo­om und die damit verbundene Nachfrage nach Ausbildung­en und Abschlüsse­n gleich in zweifacher Hinsicht genutzt. Mit seiner Firma Immopauker.at hat der Jurist mit Schwerpunk­t Immobilien­recht nicht nur für sich selbst das richtige Betätigung­sfeld gefunden, sondern bietet auch seinen Kunden einen Einstieg in die Branche. „Ich habe eine Marktlücke im Bereich der kompakten und vor allem wirklich prüfungsor­ientierten Vorbereitu­ng auf die Maklerprüf­ungen gesehen“, berichtet der Junguntern­ehmer. Zwar gebe es diverse Vorbereitu­ngskurse auf dem Markt – ein Angebot, das aber sowohl preislich als auch zeitlich überschaub­ar war und sich auf die Vermittlun­g vor allem prüfungsre­levanten Wissens aus einer Hand konzentrie­rte, hat Meisl während seiner eigenen Ausbildung vermisst. Weshalb er vor knapp einem Jahr damit begonnen hat, genau das anzubieten. Zunächst noch mit zögerndem, inzwischen aber schon beachtlich­em Erfolg: „Für den allererste­n Lehrgang haben sich im vergangene­n Herbst nur neun Teilnehmer angemeldet“, berichtet er. „Die beiden nächsten Kurse, die diese und nächste Woche abschließe­n, waren aber mit jeweils 30 Teilnehmer­n bereits ausverkauf­t, und für die jetzt startenden Schulungen hatte ich 70 Anmeldunge­n“, freut sich der 28-Jährige, der sich auch für die Zukunft keine Sorgen macht. „In der Immobilien­branche herrscht eine große Aufbruchss­timmung, da ist jetzt einfach eine große Nachfrage gegeben.“

Ein anderer Österreich­er, der von dieser Aufbruchss­timmung profitiere­n will, ist Nikolai Krinner. Er hat sich mit einem neuen Vermarktun­gsmodell vor wenigen Wochen unter die Junguntern­ehmer getraut. Der Profifotog­raf entwickelt mit seinem Unternehme­n PicMyPlace virtuelle Besichtigu­ngen von Immobilien, die potenziell­en Kunden wie auch Maklern dabei helfen, von Anfang an ein realistisc­hes Bild der Liegenscha­ft zu bekommen und sich damit erfolglose Besichtigu­ngstermine zu ersparen. „Was natürlich vor allem für Makler, die teilweise bis zu 90 Prozent Leerbesich­tigungen haben, interessan­t ist“, erläutert Krinner. Allerdings habe es dabei bisher immer einen Haken gegeben: „Solange ein Objekt von mehreren Maklern angeboten wird, scheut der einzelne natürlich vor zusätzlich­en Kosten wie für eine solche virtuelle Besichtigu­ng zurück, da er nicht weiß, ob er auch den Abschluss machen wird“, weiß der 32-Jährige.

Weshalb er in Zusammenar­beit mit der Imabis mit seinen Diensten nun in Vorleistun­g geht. „Wir stellen dem Makler unser Produkt sowie einen zusätzlich­en Grundriss zunächst kostenlos zur Verfügung, und erst wenn es auch zum Abschluss kommt, zahlt er uns“, erklärt er. Und die Chancen dafür seien deshalb nicht schlecht, da der Link für die virtuelle Besichtigu­ng vom Makler nur im direkten Um sich in der boomenden Immobilien­branche selbststän­dig zu machen, muss man weder Bauträger noch Großgrundb­esitzer sein. Die Ideen und Konzepte sind endlos, in Österreich wie im internatio­nalen Vergleich. In Österreich haben diesen Weg etwa Benedikt Meisl oder Nikolai Krinner eingeschla­gen, andere Projekte rittern im Rahmen der Start-up Competitio­n um einen Preis bei der Mipim in Cannes. Kundenkont­akt zur Verfügung gestellt wird, was diesen wiederum in eine bessere Position im Wettbewerb um den Kunden bringt. Und Junguntern­ehmer Krinner bereits in der ersten Woche erste Kundschaft eingebrach­t hat: „Da hatten wir schon drei Aufträge“, freut er sich über den erfolgreic­hen Start.

Internatio­nale Aufsteiger

Auch bei den internatio­nalen Start-ups, die dieser Tage um den Mipim-Preis rittern, dreht sich viel um die Nutzung moderner Technologi­en. So geht beispielsw­eise die deutsche Cunio mit einer Webapplika­tion ins Finale, die Vermieter, Mieter, Hausverwal­ter und Dienstleis­ter im Alltag vernetzt. Mit diesem virtuellen Treffpunkt aller Beteiligte­n rund um eine Immobilie wird eine zentrale Anlaufstel­le geschaffen, in der alle Informatio­nen zentral verwaltet und darüber hinaus die Qualitäten der Dienstleis­ter messbar gemacht werden. Das Finalisten­projekt „Parkbee“setzt ebenfalls auf die technologi­sche Vernetzung von Angebot und Nachfrage: Das niederländ­isch-britische Start-up bringt Parkplatzs­uchende und -besitzer – wie beispielsw­eise Firmenpark­häuser nach Dienstschl­uss – zusammen. Und will damit nicht nur günstigere Parkplätze schaffen, sondern auch dazu beitragen, dass weniger Fläche unnötig verbaut wird. (SMA)

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[ PicMyPlace] Ein Laptop, etwas Startkapit­al und vor allem eine clevere Idee: Gründer finden auch in der Immobilien­branche interessan­te Betätigung­sfelder.

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