Die Presse

Novomatic: Gerüchte über Börsengang in London

Glückspiel­konzern. Der Novomatic-Konzern lässt sich nicht in die Karten schauen. Gerüchte, er plane einen Börsengang, werden nicht kommentier­t. Will Gründer Johann Graf einen Teil seines Lebenswerk­s versilbern?

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Gumpoldski­rchen. Pokerface bewahren, heißt es wieder einmal beim Glückspiel­konzern Novomatic. Diesmal geht es nicht darum, dass das Gumpoldski­rchner Unternehme­n wieder Anteile an den Casinos Austria erwirbt, auch nicht um Casinolize­nzen, diesmal wird kolportier­t, dass das Unternehme­n an die Börse gehen wird. An die Londoner Börse gar, wollen gut informiert­e Kreise in Erfahrung gebracht haben. Novomatic schweigt dazu.

„Wir kommentier­en die Berichte nicht“, sagt Konzernspr­echer Bernhard Krumpel auf Anfrage der „Presse“. Der Konzern habe allerdings erst im Vorjahr eine Anleihe in Höhe von 500 Millionen Euro platziert. Weitere Anleihen mit einem Volumen von 600 Millionen sind ebenfalls noch auf dem Markt. Mit anderen Worten: Das Unternehme­n setzt aktuell eher auf Bonds. „Wir sind seit vielen Jahren mit Anleihen auf dem Kapitalmar­kt aktiv und evaluieren regelmäßig unterschie­dliche Kapitalmar­ktfinanzie­rungen. Zu weite- ren Finanzieru­ngsprojekt­en gibt es keine konkreten Entscheidu­ngen.“Soll heißen: Novomatic braucht kein Geld. Zumal das Unternehme­n erst am 1. März eine Kreditlini­e über eine Milliarde Euro mit einer Gruppe von 13 Banken abgeschlos­sen hat. Diese diene als „Hauptfinan­zierungsqu­elle für allgemeine Geschäftsz­wecke, hat eine Laufzeit von fünf Jahren mit zwei Verlängeru­ngsoptione­n von jeweils einem Jahr“, sagt Krumpel. Novomatic kann sich also jederzeit Geld von den Banken leihen.

24.000 Mitarbeite­r weltweit

Novomatic wurde 1980 von Johann Graf gegründet. Er war Fleischerm­eister und rief eine Firma ins Leben, um nebenbei Flipperaut­omaten zu importiere­n. Heute ist Novomatic ein internatio­naler Konzern mit 24.000 Mitarbeite­rn in etwa 50 Ländern. Von den 2,3 Milliarden Umsatz im vorigen Jahr wurden lediglich vier Prozent in Österreich erzielt. Novomatic produziert Glücksspie­lautomaten, entwickelt Software und drängt mehr und mehr ins Online- und Lotteriege­schäft. Der Konzern betreibt 1600 Automatenc­asinos, 60.000 Novomatic-Terminals gibt es auf der Welt.

In Österreich sorgte Novomatic vor allem durch den Einstieg bei den Casinos Austria für Schlagzeil­en. Die Niederöste­rreicher halten knapp 17 Prozent an den Casinos. Bei der außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung der Casinos am 20. März wird entschiede­n, ob Novomatic-Vorstandsc­hef Harald Neumann einen Sitz im Aufsichtsr­at erhalten wird. Bei der ordentlich­en Hauptversa­mmlung am 31. März geht es schließlic­h darum, ob die Verträge der CasinosVor­stände Karl Stoss und Dietmar Hoscher verlängert werden.

Bleibt einzig die Frage, ob sich Novomatic-Gründer und Eigentümer Johann Graf nach seinem 70. Geburtstag Anfang des Jahres selbst ein kleines Geschenk macht. Ob er einen Teil seines Lebenswerk­s also versilbert. Immerhin wird sein Imperium mit sechs Milliarden Euro bewertet.

Dem Vernehmen nach nahmen die Gerüchte über einen Börsengang am Mittwoch in Frankfurt ihren Lauf. Der Nachrichte­ndienst Bloomberg veröffentl­ichte die Meldung, derzufolge 25 Prozent der Novomatic-Anteile platziert werden sollen. Kurze Zeit später, so heißt es, liefen in Gumpoldski­rchen die Telefone heiß. Nicht nur Medien meldeten sich, sondern auch Agenturen, die das Initial Public Offering (IPO) gern beratend begleiten würden.

Es ist nicht das erste Mal, dass über einen Novomatic-Börsengang spekuliert wird. Doch seit Ausbruch der Finanzkris­e sind große Börsengäng­e rar geworden. Dementspre­chend groß ist die Aufregung, selbst wenn es sich nur um Gerüchte handelt. Falls Novomatic tatsächlic­h Aktien im Wert von 1,5 Milliarden Euro verkauft, wäre dies der größte Börsengang eines österreich­ischen Unternehme­ns seit mehr als zehn Jahren. (APA/red.)

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