Die Presse

Entsendung­en kosten Österreich über 1,5 Milliarden Euro

Baubranche: „Unfairer Vorteil“durch geringere Lohnnebenk­osten im Ausland.

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Wien. Arbeitgebe­r- und Arbeitnehm­ervertrete­r aus der Baubranche warnen vor ruinösem Wettbewerb durch Entsendung­en ausländisc­her Arbeitskrä­fte nach Österreich. Sie stützen sich auf eine Studie der KMU Forschung Austria, die besagt, dass rund 150.000 Entsendung­en im Jahr 2015 den österreich­ischen Staat 1,52 Mrd. Euro gekostet haben: durch entgangene Abgaben, aber auch durch erhöhte Kosten für Arbeitslos­igkeit wegen der Verdrängun­g heimischer Arbeitskrä­fte.

Die meisten Entsendung­en kamen laut der Studie aus Ungarn, Slowenien, der Slowakei und Deutschlan­d. Ein Viertel gehe nach Wien, am stärksten sei der Bausektor betroffen. Baugewerks­chafter und SPÖ-Abgeordnet­er Josef Muchitsch sieht Brüssel gefordert: „Die EU kann nicht das Ziel haben, dass Arbeitslos­igkeit von einem Land in ein anderes Land verschoben wird.“

Unterentlo­hnung: Viele Verdachtsf­älle

Derzeit müssen bei Entsendung­en zwar Löhne wie im Zielland gezahlt werden, die Lohnnebenk­osten würden jedoch nach dem Entsendest­aat berechnet. In Osteuropa seien sie niedriger, das bringe Entsendefi­rmen einen „legalen, aber unfairen Wettbewerb­svorteil“. Bei Baustellen­kontrollen seien zudem bei 43 Prozent der ausländisc­hen, aber nur bei 0,9 Prozent der inländisch­en Firmen Verdachtsf­älle von Unterentlo­hnung gefunden worden. Muchitsch begrüßt den Beschäftig­ungsbonus, mit dem Jobs für Arbeitsuch­ende, die sich bereits im österreich­ischen System befinden, gefördert werden sollen.

Die Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaft­skammer Wien, Maria Smodics-Neumann, drängt ebenfalls darauf, das System der Entsenderi­chtlinie zu überdenken. Die EU solle fairen Wettbewerb schaffen. Wichtig sei die Einigkeit der Sozialpart­ner, denn Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r in Österreich seien gleicherma­ßen betroffen. Nun gelte es, Verbündete in anderen EU-Ländern zu finden. (APA)

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