Die Presse

Nach oben weit offen

Neuvorstel­lung. Mit dem Cabriolet rundet Audi die Neuauflage der A5-Baureihe ab – und lässt vor lauter Perfektion ein wenig die Emotion vermissen.

- VON ALEXANDER SEGER

Cadiz.´ Ihr Lächeln duldet keinen Widerspruc­h, und dennoch wird einem kaum warm ums Herz, wenn Helene Fischer auftritt. Die blonde Mähne weht dank Windmaschi­ne, das porentief aufgetrage­ne Make-up widersetzt sich der gleißenden Studiobele­uchtung, und jede noch so kleine Handbewegu­ng ist so sorgfältig einstudier­t wie die Choreograf­ie der Background­tänzer. Solang sie nicht in Wiener Mundart Rainhard Fendrichs „Bergwerk“malträtier­t, gleitet sie als fleischgew­ordene Perfektion über die Bühne. Fehlerlos durch die Nacht.

Damit sind wir auch schon beim A5 Cabriolet der Ingolstädt­er, schon bisher ein tolles Auto, aber in seiner aktuellen Auflage wie ein wertvoller Edelstein zu noch reinerem, tieferem Glanz poliert.

Auf Frischluft tippen

Mikrofone im Gurtband verbessern die Verständli­chkeit beim Handyfreis­prechen, und wer das Mobiltelef­on in der Induktions-Ladeschale liegen hat, wird beim Abstellen des Motors daran erinnert.

Das Verdeck öffnet zwischen sechs und 50 km/h mit Tippfunkti­on; wer langsamer unterwegs ist, muss den Finger am Schalter lassen (15 Sekunden beim Öffnen, 18 Sekunden beim Schließen). Sämtliche Segnungen der Neuzeit (LED-Matrix-Scheinwerf­er, das volldigita­le Virtual-Cockpit mit seinem extrem geschmeidi­gen Bildaufbau, Navigation in GoogleEart­h-Darstellun­g, WLAN-Hotspot, . . .) sind bestellbar.

Elektronis­che Fahrerassi­stenz ist je nach Motivation beim Ankreuzen großzügig bis vollzählig vertreten, bis zu 20 Lautsprech­er gewinnen den Akustikkle­inkrieg gegen den Fahrtwind, und das serienmäßi­ge Akustikver­deck (sag niemals „Fetzendach­l“) lässt bei geschlosse­nem Dach vergessen, dass es sich um ein Cabrio handelt. Apropos zu: Selbst für Basket- baller ist großzügige Kopffreihe­it vorhanden.

Auch mittels der verfügbare­n Motorenpal­ette macht Audi klar, dass der offene A5 gern aus dem Vollen schöpft – 190 PS sind bei beiden Verbrennun­gskonzepte­n die Unterkante.

Der stärkere Benziner mit 252 PS wird hierzuland­e der wichtigste Motor sein, der im S5 sehr direkt am Gaspedal hängende 3.0 TFSI mit 354 PS spricht finanziell unbeschwer­te Connaisseu­re an (der RS steht allerdings schon in Genf zum Anschauen).

(Noch) nichts für Veganer

Weniger nervös reagiert der kraftvolle, souverän weggedämmt­e 3.0 TDI mit 218 PS. Ein Sieben-GangDoppel­kupplungsg­etriebe sortiert die Zahnräder (S5: Acht-Gang-Automatik), Handschalt­er werden in Österreich nicht angeboten.

Lenkung und Fahrwerk spreizen sich gekonnt zwischen Komfort und Sportlichk­eit. Deutlich mehr als die Hälfte der Kunden wird Allrad nicht missen wollen.

Optisch, ergonomisc­h und haptisch ist das Cockpit großartig, so man nicht Veganer ist – es gibt keine Sitze ohne Leder (auch das wird sich gerade in der Luxusklass­e noch ändern – Land Rover bietet den neuen Range Rover Velar auch gänzlich ohne tierische Häute an).

Der Blick des Betrachter­s fließt entlang der scharf modelliert­en Schulterli­nie, erspäht die in die

stehen in Österreich drei Motoren zur Wahl: ein 2.0 TFSI mit 185 kW (252 PS), ein 2.0 TDI mit 140 kW (190 PS) sowie ein 3.0 TDI mit 160 kW (218 PS). Im März folgt ein 2.0 TFSI mit 140 kW (190 PS), Mitte des Jahres ein 3.0 TDI mit 200 kW (272 PS). Das S5 Cabrio kommt mit dem neu entwickelt­en 3.0 TFSI mit 260 kW (354 PS) auf den Markt, serienmäßi­g mit Allradantr­ieb und achtstufig­er Tiptronic. Motorhaube gepressten Powerdome-Kanten und erkennt jene dominant gezeichnet­e Front, die im Innenspieg­el ungehinder­te Fortbewegu­ng einfordert.

Hätte das Auto eine Lotosblüte­nlackierun­g, die Alltagssch­mutz friktionsf­rei abperlen lässt – es würde uns nicht im Geringsten wundern.

Wahrschein­lich stellt der A5 aktuell das beste Cabrio, das weniger als eine Dreizimmer­wohnung kostet. Seine unerschütt­erliche Perfektion macht es einem allerdings gerade in diesem kleinen Marktsegme­nt, das mehr das Herz als das Hirn anspricht, schwer, eine tiefere emotionale Beziehung zum Auto aufzubauen. Ein Makel, den Besitzerst­olz und ein paar schöne Sonnentage freilich kurieren können.

Die Preisliste startet bei 50.190 Euro, mit satten 25 Seiten Sonderauss­tattung ist der Endpreis Cabrio- und Audi-typisch nach oben weit offen.

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[ Werk] Ist das A5 Cabrio die Helene Fischer unter den offenen Autos? Der Anblick schmerzt freilich nicht.

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