Nach oben weit offen
Neuvorstellung. Mit dem Cabriolet rundet Audi die Neuauflage der A5-Baureihe ab – und lässt vor lauter Perfektion ein wenig die Emotion vermissen.
Cadiz.´ Ihr Lächeln duldet keinen Widerspruch, und dennoch wird einem kaum warm ums Herz, wenn Helene Fischer auftritt. Die blonde Mähne weht dank Windmaschine, das porentief aufgetragene Make-up widersetzt sich der gleißenden Studiobeleuchtung, und jede noch so kleine Handbewegung ist so sorgfältig einstudiert wie die Choreografie der Backgroundtänzer. Solang sie nicht in Wiener Mundart Rainhard Fendrichs „Bergwerk“malträtiert, gleitet sie als fleischgewordene Perfektion über die Bühne. Fehlerlos durch die Nacht.
Damit sind wir auch schon beim A5 Cabriolet der Ingolstädter, schon bisher ein tolles Auto, aber in seiner aktuellen Auflage wie ein wertvoller Edelstein zu noch reinerem, tieferem Glanz poliert.
Auf Frischluft tippen
Mikrofone im Gurtband verbessern die Verständlichkeit beim Handyfreisprechen, und wer das Mobiltelefon in der Induktions-Ladeschale liegen hat, wird beim Abstellen des Motors daran erinnert.
Das Verdeck öffnet zwischen sechs und 50 km/h mit Tippfunktion; wer langsamer unterwegs ist, muss den Finger am Schalter lassen (15 Sekunden beim Öffnen, 18 Sekunden beim Schließen). Sämtliche Segnungen der Neuzeit (LED-Matrix-Scheinwerfer, das volldigitale Virtual-Cockpit mit seinem extrem geschmeidigen Bildaufbau, Navigation in GoogleEarth-Darstellung, WLAN-Hotspot, . . .) sind bestellbar.
Elektronische Fahrerassistenz ist je nach Motivation beim Ankreuzen großzügig bis vollzählig vertreten, bis zu 20 Lautsprecher gewinnen den Akustikkleinkrieg gegen den Fahrtwind, und das serienmäßige Akustikverdeck (sag niemals „Fetzendachl“) lässt bei geschlossenem Dach vergessen, dass es sich um ein Cabrio handelt. Apropos zu: Selbst für Basket- baller ist großzügige Kopffreiheit vorhanden.
Auch mittels der verfügbaren Motorenpalette macht Audi klar, dass der offene A5 gern aus dem Vollen schöpft – 190 PS sind bei beiden Verbrennungskonzepten die Unterkante.
Der stärkere Benziner mit 252 PS wird hierzulande der wichtigste Motor sein, der im S5 sehr direkt am Gaspedal hängende 3.0 TFSI mit 354 PS spricht finanziell unbeschwerte Connaisseure an (der RS steht allerdings schon in Genf zum Anschauen).
(Noch) nichts für Veganer
Weniger nervös reagiert der kraftvolle, souverän weggedämmte 3.0 TDI mit 218 PS. Ein Sieben-GangDoppelkupplungsgetriebe sortiert die Zahnräder (S5: Acht-Gang-Automatik), Handschalter werden in Österreich nicht angeboten.
Lenkung und Fahrwerk spreizen sich gekonnt zwischen Komfort und Sportlichkeit. Deutlich mehr als die Hälfte der Kunden wird Allrad nicht missen wollen.
Optisch, ergonomisch und haptisch ist das Cockpit großartig, so man nicht Veganer ist – es gibt keine Sitze ohne Leder (auch das wird sich gerade in der Luxusklasse noch ändern – Land Rover bietet den neuen Range Rover Velar auch gänzlich ohne tierische Häute an).
Der Blick des Betrachters fließt entlang der scharf modellierten Schulterlinie, erspäht die in die
stehen in Österreich drei Motoren zur Wahl: ein 2.0 TFSI mit 185 kW (252 PS), ein 2.0 TDI mit 140 kW (190 PS) sowie ein 3.0 TDI mit 160 kW (218 PS). Im März folgt ein 2.0 TFSI mit 140 kW (190 PS), Mitte des Jahres ein 3.0 TDI mit 200 kW (272 PS). Das S5 Cabrio kommt mit dem neu entwickelten 3.0 TFSI mit 260 kW (354 PS) auf den Markt, serienmäßig mit Allradantrieb und achtstufiger Tiptronic. Motorhaube gepressten Powerdome-Kanten und erkennt jene dominant gezeichnete Front, die im Innenspiegel ungehinderte Fortbewegung einfordert.
Hätte das Auto eine Lotosblütenlackierung, die Alltagsschmutz friktionsfrei abperlen lässt – es würde uns nicht im Geringsten wundern.
Wahrscheinlich stellt der A5 aktuell das beste Cabrio, das weniger als eine Dreizimmerwohnung kostet. Seine unerschütterliche Perfektion macht es einem allerdings gerade in diesem kleinen Marktsegment, das mehr das Herz als das Hirn anspricht, schwer, eine tiefere emotionale Beziehung zum Auto aufzubauen. Ein Makel, den Besitzerstolz und ein paar schöne Sonnentage freilich kurieren können.
Die Preisliste startet bei 50.190 Euro, mit satten 25 Seiten Sonderausstattung ist der Endpreis Cabrio- und Audi-typisch nach oben weit offen.