Ein Gokart für die ganze Familie
Fahrbericht. 231 PS, Sportfahrwerk, Sportabgasanlage: Der Mini John Cooper Works Clubman ist ein Gokart, das auf Dauer allerdings wehtut.
M. ist Autoconnaisseur, deswegen kann man sich mit ihm recht gut über die feinen Seiten des Autofahrens unterhalten (weniger über die technischen). Über schönes Design etwa, kluge Assistenzsysteme und über raffinierte Spielereien. M. erhielt also via WhatsApp die Aufnahme eines Autos, das von null auf 100 km/h beschleunigt. „911?“, kam die Antwort. „Irgendetwas mit Doppelkupplungsgetriebe.“
Das ist gleich doppeltes Lob für den Mini John Cooper Works Clubman. Tatsächlich röhrt, brüllt und knattert der Zwei-Liter-Turbomotor, er brabbelt mit Zwischengas und knallt mit provozierten Fehlzündungen, dass es nur so eine Freude ist. Ein 911er klingt auch nicht viel besser, nur ehrlicher. Und die Mutmaßung der Doppelkupplung ist ein Beweis für die Fortschritte bei der Wandlerautomatik: Die acht Gänge schalten blitzschnell und ohne Leistungsloch.
Steigern wir zu Beginn kurz den Mini. Es gibt den One, den Cooper, den Cooper S und an der Spitze der Spaßkette steht der John Cooper Works. Der Name ver- pflichtet: Er war es, der den Original-Mini rennstreckentauglich machte. Heute heißt das: 231 PS auf eher feiste 1490 Kilogramm Gewicht, Allradantrieb, Sportabgasanlage, Sportfahrwerk. Ein Zwutschkerl als Sportler.
Der Spaß beginnt schon beim Starten. Man dreht keinen Schlüssel und drückt auch keinen Knopf, sondern legt einen roten Schalter um. Als Antwort bekommt man ein Röhren, das geneigte Insassen in freudige Erwartung versetzt. Und es sind derer fünf, die recht bequem Platz finden. Denn der Clubman ist der Maxi unter den Minis: Im Fond des 4,25 Meter langen Autos sitzen auch Erwachsene bequem. Dazu passen 360 Liter Gepäck – oder bis zu 1250 Liter, wenn man die Mitfahrer nach und nach durch eine 40:20:40-Umlegung der Rücklehne eliminiert.
Der Spaß setzt sich beim Fahren fort. Die Lenkung im neuen Mini ist direkt, die Sitze bieten guten seitlichen Halt, ohne enge Zwingen zu sein, die roten Nähte auf den Sitzen und dem lederverkleideten Chromeganghebel unterstreichen die Sportlichkeit.
Rundlicht als Drehzahlmesser
Der Innenraum macht insgesamt einen hochwertigen Eindruck, das Bedienkonzept des 8,8 Zoll großen Farbdisplays ist intuitiv und von einem netten Rundlicht umrahmt, das je nach gewähltem Fahrmodi seine Farbe ändert und beim Hochdrehen dezent farblich mitdreht.
Von den vielen Schaltern, die an ein Cockpit im Airbus erinnern, ist man anfangs ein wenig überwältigt. Dann wird das Auswählen des Head-up-Displays (das als kleine Glasscheibe hochfährt und nicht in die Windschutzscheibe spiegelt) oder das Abschalten der Stabilitätskontrolle zur netten Gewohnheit.
Wir haben noch immer Spaß beim Fahren, nur sind wir mittlerweile auf der Wiener Flughafenautobahn angelangt. Und das ist weniger spaßig, weil man jedes Loch – und derer gibt es auf dieser sanierungsbedürftigen Autobahn viele – spürt. Nur kann man den Spaß im Familien-Gokart nicht abschalten: Auch wenn man die Drehscheibe unter dem Ganghebel weg von „Sport“hin auf „Green“stellt, wird es nicht weicher. Das Fahrwerk bleibt hart.
Hardcore-Mini-Fans jammern, dass das der weichste John Cooper Works sei, den sie je gefahren sind. Für uns aber war es eine recht harte Premiere. Die Bandscheiben würden sich freuen, hätten sie auf der Langstrecke einmal eine Pause von all der Sportlichkeit.
Jetzt schlucken wir kurz, weil wir zum Preis kommen: Der Mini John Cooper Works Clubman fängt bei 39.900 Euro an, unser mit allen Raffinessen ausgestatteter Clubman kam mit Steuern und Nova auf 53.736 Euro. Immer noch billiger als M.s gemutmaßter 911er.