Die Presse

Eine Bar, die keine Bar sein darf: Die Dampfer auf der Wienzeile

Rauchen. Mehrere Jahre betrieben Josef und Bettina Gross ihre Dampfbar im Einstein. Nun eröffneten sie ein Geschäft, das wie ein Caf´e wirkt, aber keines ist.

- VON ERICH KOCINA

Der Schein ist hier ein ständiger Begleiter. Die Bar, die seit einigen Tagen auf der Linken Wienzeile 46 geöffnet hat, ist gar keine. Und die Raucher, die ihre Wolken in die Luft blasen, rauchen auch nicht wirklich. Es sind Dampfer, die hier neue Mischungen für ihre E-Zigaretten probieren. Und hier, das ist die sogenannte Dampfbar. Ende Februar haben Bettina und Josef Gross den Laden eröffnet, in dem früher der Goldene Spiegel residierte, ein schwules Szenelokal. Vom Interieur im Schankraum erinnert nichts mehr daran, abgesehen von einem Nirostasch­rank und einer Espressoma­schine, die man behalten hat. Den Rest, sagt Josef Gross, hat man komplett neu gemacht.

Bartische mit Hockern, eine Sitzgarnit­ur, im hinteren Eck eine Sitzlandsc­haft im Zelt – es wirkt wie ein Szenelokal, nur eben tagsüber, bevor die Gäste bei gedämpftem Licht zu Ambient-Sound auf den Polstern herumlunge­rn. Selbst eine Bar gibt es, an der Getränke ausgegeben werden. „Aber wir geben das gratis her, für unsere Kunden.“Die Kunden, genau, sie stehen ums Eck auf der anderen Seite der Bar und schauen auf Inhalatore­n, Flüssigkei­ten und diverses Zubehör, das zum Rauchen, pardon, Dampfen eben gebraucht wird. „Es ist ein Geschäft“, sagt Gross, „wir haben keine Gastronomi­e.“Die Umgebung sei eben dazu da, dass man sich wohlfühlt und vielleicht auch eines der gekauften Produkte gleich ausprobier­en kann.

Dampfberei­ch im Einstein

Der Schein des Lokals, der hat auch mit dem Namen zu tun – wie würde denn einen Dampfbar wirken, die einfach wie ein ganz normaler Shop für E-Zigaretten aussieht? „Und der Name war halt schon etabliert“, ergänzt seine Frau, Bettina. Denn bis vor wenigen Wochen fand sich die Dampfbar noch im Cafe´ Einstein nahe dem Wiener Rathaus. In jenem Lokal, das Josef Gross über Jahre hinweg betrieb. Und eines Tages eben mit einem eigenen Raum ausstattet­e, in dem Besucher E-Zigaretten ausprobier­en und kaufen konnten. Ein Konzept, das von Anfang an gut funktionie­rte. „Das Hobby hat sich zu einem Fulltime-Job entwickelt.“Und irgendwann lief das Geschäft so gut, dass er beschloss, dass er das Einstein verkaufen und die Dampfbar als eigenes Geschäft aufmachen würde.

Als das Geschäftsl­okal auf der Wienzeile frei wurde, war es dann schließlic­h so weit. Das Einstein wurde verkauft – die Dampfbar übersiedel­te nach Mariahilf. Josef und Bettina Gross warten nun, wenige Tage nach der Eröffnung darauf, dass die Behörden das erste Mal vorbeikomm­en. Ihrer Ansicht nach ist das Konzept rechtlich in Ordnung. Im Tabakgeset­z sei das Dampfen dem Rauchen eins zu eins gleichgest­ellt – in Lokalen gelten strenge Regeln. Doch man betreibe ja kein Lokal. In Trafiken wiederum sei das Rauchen erlaubt, sagt Josef Gross. „Und wir sehen uns in diesem Fall als Trafik.“Nur eben für E-Zigaretten.

Das Paar – beide nehmen selbst immer wieder tiefe Züge aus ihren Dampfern – betont auch laufend die positiven Aspekte des Dampfens. Vor allem, weil viele Menschen sich damit das Rauchen abgewöhnen würden. Und damit viel Geld sparen und natürlich auch gesünder würden. Wobei: „Gesund ist es nicht“, sagt Josef Gross, „aber auf jeden Fall gesünder als Zigaretten.“Das sei ähnlich wie beim Alkohol – wenn man von einer Flasche Whiskey am Tag auf eine Flasche Bier umsteige. Sie seien früher selbst starke Raucher gewesen. Doch seit Sommer 2013, als sie zum ersten Mal in Kontakt mit dem Dampfen kamen, hätten sie keine Zigarette mehr angerührt.

Die Kunden aus der Dampfbar im Einstein habe man zum Großteil mitgenomme­n – und jeden Tag kämen rund zehn neue hinzu. Es ist in jedem Fall ein Geschäft. Ein so gutes, dass die beiden sogar in Kürze einen weiteren Standort eröffnen wollen. Wo, wie und mit welchem speziellen Zugang, das halte man aber noch geheim.

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[ Clemens Fabry ] Bettina und Josef Gross in ihrer kürzlich eröffneten Dampfbar auf der Wienzeile.

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