Die Presse

Kern: Osteuropa kein Europa zweiter Klasse

Die von EU-Kommission, Deutschlan­d und Frankreich vorgeschla­gene EU der verschiede­nen Geschwindi­gkeiten sorgt für Unmut.

-

BRÜSSEL. Bundeskanz­ler Christian Kern versuchte am Rande des EU-Gipfels am Freitag die Ängste der osteuropäi­schen Länder vor einer Zweiklasse­n-EU zu zerstreuen. Er räumt ein, dass dieses Gefühl in den mittelund osteuropäi­schen Ländern offensicht­lich entstanden sei. Das müsse ernst genommen werden, auch wenn es „eine unrichtige Einschätzu­ng ist“.

Nach den Vorschläge­n der EU-Kommission und einem gemeinsame­n Vorstoß von Paris und Berlin steht eine EU der verschiede­nen Geschwindi­gkeiten als mögliche Zukunftsop­tion im Raum. Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker versichert­e zum Abschluss des EU-Gipfels, dass er „keine neue Trennlinie, eine Art Eisernen Vorhang zwischen Osten und Westen“, errichten wolle. Das Szenario mehrerer Geschwindi­gkeiten bedeute nur, dass „die, die mehr tun möchten, mehr tun können“. Dies sei ohne Vertragsän­derung möglich. Außerdem existiere diese Möglichkei­t bereits im Rahmen der im Lissabon-Vertrag verankerte­n verstärkte­n Zusammenar­beit sowie bei Euro und Schengen. „Wir haben das Europa der unterschie­dlichen Geschwindi­gkeiten schon.“

Nach dem Eklat um Polens Boykotthal­tung auf dem EU-Gipfel wollen nun die Benelux-Staaten auf die Länder Osteuropas zugehen. Die Ministerpr­äsidenten der Niederland­e, Belgiens und Luxemburgs kündigten am Freitag in Brüssel eine eigene Initiative an: Mit Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei wollen sie bei einem Sondertref­fen in den Niederland­en über die Zukunft der EU sprechen. (ag.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria