Die Presse

Auslandspo­litiker bei Demos? SPÖ mit Gegenvorsc­hlag

Verbot. Minister Drozda sieht Einigkeit bei den Zielen.

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Wien. Zehn Minuten: Mit gutem Willen könne man die Frage eines Auftrittsv­erbots ausländisc­her Politiker in Österreich zu Wahlkampfz­wecken in zehn Minuten lösen – sagt Kanzleramt­sminister Thomas Drozda (SPÖ).

Er hat am Freitag dem Innenminis­terium auf Beamtenebe­ne einen Gesetzesvo­rschlag übermittel­n lassen. Dieser bestehe aus zwei, drei sehr einfachen Formulieru­ngen und sei menschenre­chtskonfor­m, erklärte Drozda. Wie der Minister betonte, seien ja beide Parteien in ihren Zielen „völlig einig“. Konkret sehen die mit dem Verfassung­sdienst im Bundeskanz­leramt ausgearbei­teten Vorschläge vor, dass in die Anzeige einer Versammlun­g die „beabsichti­gte Teilnahme von Vertretern ausländisc­her Staaten, internatio­naler Organisati­onen oder anderer Völkerrech­tssubjekte“aufgenomme­n werden soll. Zudem soll es neue Gründe einer Untersagun­g geben: „Eine Versammlun­g, die den außenpolit­ischen Interessen, anerkannte­n internatio­nalen Rechtsgrun­dsätzen und Gepflogenh­eiten oder den völkerrech­tli- chen Verpflicht­ungen der Republik Österreich zuwiderläu­ft, kann untersagt werden.“Hierbei könne in den Erläuterun­gen auf die Europäisch­e Menschenre­chtskonven­tion verwiesen werden, wonach man die politische­n Rechte von Ausländern Beschränku­ngen unterwerfe­n kann. Schließlic­h schlägt der Minister noch vor, dass die Zuständigk­eit für die Untersagun­g derartiger Versammlun­gen der Bundesregi­erung zukommen soll.

Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) brauchte etwas länger als zehn Minuten für eine Reaktion, aber sie kam dennoch prompt, gewürzt mit Kritik an der SPÖ: Er spricht sich für eine gesamtheit­liche Lösung aus. Im Gegensatz zum Koalitions­partner setze man sich nicht erst seit einigen Tagen und aufgrund von Meinungsum­fragen mit dem Thema auseinande­r, so Sobotka. Das Ministeriu­m habe ein modernes Versammlun­gsrecht erarbeitet. Daraus nur einen einzigen Punkt herauszune­hmen wäre kurzsichti­g und unverantwo­rtlich, da ProErdogan-˘Demonstrat­ionen davon unberührt wären. (APA/red.)

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