Die Presse

Start-ups statt Design im Turm

Neuer „Hub“am Donaukanal. Statt des Stilwerks sollen via Wexelerate Hunderte Gründer einziehen. Eine Stadt feiert den Start-up-Hype.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Wien. Noch stehen im Design Tower am Donaukanal, auch bekannt unter Nouvel- oder Sofitel-Turm, nach dem Architekte­n Jean Nouvel bzw. dem Hotel, das in den oberen Stockwerke­n betrieben wird, teure Designermö­bel. Das ändert sich, das Designcent­er Stilwerk zieht bekanntlic­h aus, in einem halben Jahr soll hier das größte Start-upZentrum Zentraleur­opas entstehen: In einem „Hub“auf vier Etagen sollen ab September mehrere hundert Start-ups mit Großuntern­ehmen oder Investoren an neuen Geschäftsm­odellen arbeiten.

Ein „Start-up-Ökosystem“, wie Hassen Kirmaci sagt, der das Projekt gemeinsam mit Eveline Steinberge­r-Kern (Blue Minds Group), Markus Wagner (i5invest) und Dominik Greiner (Camouflage Ventures) initiiert hat. Denn dafür gebe es in Wien „super Voraussetz­ungen“– auch, um vermehrt internatio­nale Gründer in die Stadt zu holen, denn noch ziehen eher Wiener Start-ups weg, als dass ausländisc­he in die Stadt kämen.

Das Zentrum ist auf vier Etagen geplant: Im Erdgeschoß ein öffentlich zugänglich­er CoworkingS­pace, in dem diverse Veranstalt­ungen geplant sind. Im ersten Stock soll das Accelerato­r-Programm untergebra­cht sein, ein Förderprog­ramm, bei dem 100 ausgewählt­e Start-ups pro Jahr für je 100 Tage unterstütz­t werden (die Anmeldung dafür ist nun seit Donnerstag offen, vor allem dieses Pro- gramm soll Internatio­nale locken). Im Stock darüber sollen etablierte Jungfirmen mit je fünf bis 50 Mitarbeite­rn sitzen, in der obersten Wexelerate-Etage schließlic­h Financiers und Partner aus der Industrie. Für den sogenannte­n Championsf­loor der bereits Etablierte­n gebe es schon viele Interessen­ten, die meisten bisher aus Österreich.

Im Vollbetrie­b werden hier auf mehr als 8000 Quadratmet­ern etwa 500 Menschen arbeiten, Kirmaci spricht davon, dass damit ein richtiges Start-up-Grätzel entstehe. Das fördert auch die Stadt: Das Ressort von Wirtschaft­sstadträti­n Renate Brauner (SPÖ) unterstütz­t Wexelerate über die Wirtschaft­sagentur mit 280.000 Euro.

Die Stadt hat die Förderung von Start-ups schließlic­h zum Ziel erklärt, wie Bundeskanz­ler Christian Kern, der sich Erleichter­ungen für Start-ups bekanntlic­h zum Ziel gesetzt hat. Dass mit Eveline Steinberge­r-Kern die Ehefrau des Regierungs­chefs an Wexelerate beteiligt ist, hatte die FPÖ schon im Vorfeld als Problem geortet. Steinberge­rKern wies diese Kritik zurück: Sie sei Mitinitiat­orin und beratend tätig, erhalte daraus aber kein Geld. „Wir sind ein privates Unternehme­n und orientiere­n uns klar an Bedürfniss­en der Industrie“, so Steinberge­r-Kern am Donnerstag.

Ein Start-up-Center ums andere

Die öffentlich­e Hand fördert nicht nur dieses Zentrum: Die Stadt Wien hat für Start-ups pro Jahr 50 Mio. Euro an Steuergeld vorgesehen, davon rund 12 Millionen über die Wirtschaft­sagentur Wien. Aktuell sucht die Stadt nach einem Investor, der einen Teil der alten Rinderhall­e St. Marx zu einem Startup-Zentrum ausbauen will, die Stadt will das über die Wirtschaft­sagentur fördern. Diese Suche soll bis Ende März abgeschlos­sen sein, im Sommer soll sondiert werden, ein Umbau der denkmalges­chützten Halle könnte 2018 starten.

Und am Alsergrund entsteht derzeit mit dem Talent Garden (ebenfalls unterstütz­t von der Stadt) ein 5000-Quadratmet­er-Coworking-Space mit dem Schwerpunk­t Telekommun­ikationste­chnologie für 500 Selbststän­dige und Mitarbeite­r von Start-ups.

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[ APA ] Der Design Tower am Donaukanal.

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