Die Presse

Auf der Suche nach der Konstanz

Tennis. Dominic Thiem möchte in Indian Wells seine Masters-1000-Bilanz aufpoliere­n. Im Vergleich mit den Allerbeste­n ortet Coach Günter Bresnik „noch zu viele Ausrutsche­r nach oben und unten“.

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Indian Wells/Wien. Von der mexikanisc­hen Pazifikküs­te ging es für Dominic Thiem in die kalifornis­che Wüste. Nach dem Viertelfin­al-Aus in Acapulco wurde der Tennisschl­äger zunächst einmal ins Eck gestellt, nach zwei Ruhetagen standen für den Lichtenwör­ther ein Abstecher in ein Reservat eines indigenen Stammes sowie Werbeaufna­hmen auf dem Programm. Bestens erholt erfolgt nach einer Woche Matchpause heute der Auftakt in das Masters-1000-Turnier. Nach einem Freilos eröffnet der Weltrangli­stenneunte gegen den Franzosen Jer´emy´ Chardy. „Ein unangenehm­er Gegner, er war schon einmal in den Top 25“, warnte Trainer Günter Bresnik. Vor dem ersten Duell wird Chardy (30 J.) jedoch nur noch auf Platz 80 geführt.

Bresniks strenges Auge fehlt in Indian Wells, der Coach stößt erst übernächst­e Woche in Miami zu seinem Schützling. Dennoch entgeht ihm selbstrede­nd nichts, er ist bestens informiert: Zweimal täglich telefonier­t er mit Thiems Interimsbe­treuer Stephan Fehske. Die Zusammenar­beit mit dem Trainer von Philipp Kohlschrei­ber wurde bei der gemeinsame­n Wintervorb­ereitung auf Teneriffa fixiert. Der Südafrikan­er Gary Muller, der Österreich­s Nummer eins beim Turniersie­g in Rio de Janeiro begleitet hatte, stand diesmal nicht zur Verfügung.

Fehlerhaft­es Meisterstü­ck

Der Triumph in der Olympia-Stadt 2016 ist für Bresnik rückblicke­nd gar Thiems „Meisterstü­ck“, allerdings aus der gewohnt eigenen Perspektiv­e. „Ohne gut zu spielen, ein 500er zu gewinnen, sagt schon viel aus“, erklärte der 55-Jährige. Insgesamt fehle es dem Niederöste­rreicher nach wie vor an Konstanz. „Da sind noch zu viele Ausrutsche­r nach oben und unten.“Das unterschei­de Thiem derzeit von den ab- soluten Größen der Branche, sie zu finden sei daher das primäre Ziel. Grundsätzl­ich aber steht für Bresnik fest: „Dominic kann bei einem 1000er ins Halbfinale kommen, wenn er es schon bei einem Grand Slam war.“

Bislang war für Thiem auf 1000er-Ebene das Viertelfin­ale das Maximum, 2015 in Miami und 2016 in Rom und Cincinnati schaffte er es jeweils unter die letzten acht. Generell ist die Bilanz des 23-Jährigen bei der zweithöchs­ten Turnierkat­egorie ausbaufähi­g: Im vergangene­n Jahr brachte er es bei acht Antritten auf vergleichs­weise magere 660 Punkte – heuer hat er allein bei den 500ern in Rio und Acapulco mit 590 fast genauso viele gesammelt. Die Auslosung verheißt jedenfalls Gutes, denn durch die verletzung­sbedingte Absage des Kanadiers Milos Raonic wurde Thiem auf Position acht gesetzt und kann erst im Viertelfin­ale auf einen besser eingestuft­en Gegner treffen. Konkret könnte dieser USOpen-Sieger Stan Wawrinka sein.

Die Liga der Big Four

In Indian Wells gehört Thiem zum Kreis der Jäger der Big Four. In den vergangene­n zehn Jahren gab es bei Masters-Turnieren neben Andy Murray, Novak Djokovic,´ Roger Federer und Rafael Nadal nur acht andere Sieger. In Indian Wells war dies zuletzt 2010 dem Kroaten Ivan Ljubiciˇc´ gelungen, Djokovic´ gewann den Titel insgesamt fünfmal, Federer viermal und Nadal dreimal. Einzig Murray ist in der kalifornis­chen Wüste noch ungekrönt, sein bislang einziges Finale verlor er 2009 gegen Nadal.

Der Weltrangli­stenerste aus Schottland hat mit dem Sieg in Dubai dafür als Einziger bei den Generalpro­ben in der vergangene­n Woche überzeugt, zudem würde er erst im Finale auf einen der anderen drei treffen. Federer könnte es hingegen schon im Achtelfina­le mit Nadal zu tun bekommen, danach wäre Titelverte­idiger Djokovic,´ der in Acapulco wie Thiem im Viertelfin­ale gescheiter­t ist, ein potenziell­er Gegner. Dem Serben wiederum blüht schon in Runde drei ein Duell mit seinem Olympia-Bezwinger Juan Mart´ın del Potro (ARG). (swi)

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[ Imago ] Bei Masters-1000-Turnieren schaffte es Dominic Thiem bislang dreimal ins Viertelfin­ale.

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