Den Zombies ins Gesicht lachen
Streamingtipps. Vor Horror muss man sich nicht fürchten, zumindest nicht immer: Fünf Empfehlungen, von bösen bis lustigen Untoten, von spaßiger Splatter-Comedy bis hin zum Spiel mit Genre-Konventionen.
Die aktuelle siebente Staffel startete dermaßen brutal, dass einige Medien ihre Berichterstattung über die Serie einstellten. Die Gewaltorgien rücken die wesentlicheren Fragen der Geschichte über das Überleben in einer Welt voller Zombies in den Hintergrund: Wie kann man am Leben bleiben – und zu welchem Preis? Wie formt sich Gesellschaft, wenn kein Gesetz außer dem des Darwinismus mehr gilt?
Die Untoten sind längst nicht mehr die primäre Bedrohung für die Gruppe rund um Rick Grimes (Andrew Lincoln) – es sind die Menschen selbst! Der Kampf der einst konsumverwöhnten Überlebenden um Nahrung, Benzin und Waffen wird härter, je knapper die Ressourcen sind. Hier kommt die Serie leider oft als Werbung für Kriegsgerät daher: Wer die größeren Waffen hat, siegt im Verteilerkampf.
Wie keine zweite beherrscht die Serie den Spannungsaufbau, indem sie ihre Erzählstränge geschickt abwechselt und ihre Figuren ständig in alle Winde verstreut, was diese schutzloser macht. Bewährte Rezepte der Narration, perfekt durchexerziert. Ständig geht es darum durchzuhalten – ohne Aussicht auf eine schnelle Besserung der Situation. So gesehen ist „The Walking Dead“auch Kommentar zur Wirtschaftskrise. Eine Jugendserie ist „iZombie“eigentlich nicht, auch wenn sie sich so anfühlt. Die Medizinstudentin Olivia (Rose McIver), genannt Liv (!), wird darin in einen Zombie verwandelt. Um als solcher unerkannt zu bleiben, arbeitet sie in der Pathologie, wo sie ihren Hunger nach Menschenhirnen stillt. Nebenwirkung: Liv hat Visionen aus Perspektive der Toten. Oft sind diese Mordopfer, bald hilft Liv bei der Aufklärung der Verbrechen. „iZombie“erinnert – auch im Humor – an „Veronica Mars“(beide Serien stammen von Rob Thomas): Darin arbeitet eine Schülerin als Privatdetektivin, was ihr bei der Verarbeitung eines vergangenen Traumas hilft. Auch Liv hadert mit ihrem früheren Ich als Überfliegerin. Beide Frauen müssen lernen, sich mitsamt der eigenen Schwächen zu akzeptieren – etwa dem Fehlen eines Herzschlags. „I hab immer geglaubt, die Mama ist nicht zum Umbringen“, heißt es in „Die Testamentmaschine“, der letzten von acht Folgen oder eher Kurzfilmen, die unter „8x45“zu- sammengefasst werden. Kurz nach diesem Satz wird die Mama wieder zum Leben erweckt, damit sie die Hofübergabe endlich regelt. Das klingt sehr österreichisch!
Entstanden ist die Serie noch vor dem Überraschungserfolg des Horrorfilms „In drei Tagen bist du tot“in Kooperation von ORF und Filminstitut als Experimentierfeld für Nachwuchsfilmemacher. Unter ihnen sind David Schalko (der mit Josef Hader gedreht hat), „Soko Donau“-Drehbuchautor Max Gruber gemeinsam mit Koautor Arash T. Riahi, Dokumentarfilmer Lukas Sturm und Barbara Gräftner, von der die eingangs erwähnte Episode stammt. Thematisch sind die acht 45-Minüter höchst unterschiedlich. Was sie noch am ehesten eint: Der Albtraum findet gern in ländlichem Gebiet statt. Da spritzt das Blut und Kettensägen fliegen durch die Luft! „Ash vs. Evil Dead“ist als trashige SplatterComedy mit halbstündigen Folgen angelegt. Die Serie bezieht sich auf den Horrorklassiker „Tanz der Teufel“, dessen Regisseur Sam Raimi auch zu den Produzenten gehört. Im Zentrum der Szenerie steht Macho-Ungustl Ash (Bruce Campbell aus „Tanz der Teufel“), der vom Bösen, das in Tote schlüpft, verfolgt wird. Spaßig. Was „True Detective“probierte, hatte „American Horror Story“schon perfektioniert: Die in Europa unterschätzte Serie ist eine Anthologie, jede Staffel hat eine in sich geschlossene Handlung. Praktisch: Man muss also nicht mit der allerersten Folge einsteigen. Die einzelnen „Seasons“spielen clever mit Klischees des Horrorfilmgenres, ohne diese zu persiflieren – vom Schauplatz Irrenanstalt in Staffel zwei („Asylum“) über den Zirkus in Staffel vier („Freak Show“) bis zum Dokumentarcharakter des Horrorfilms „Blair Witch Project“in Staffel sechs („Roanoke“). Die siebente folgt voraussichtlich heuer im September, das Thema ist noch nicht bekannt.
Im Gegensatz zu „True Detective“wird der Cast in „American Horror Story“nicht komplett ausgetauscht. Hier brillieren vor allem fantastische Schauspielerinnen, deren Rollenangebote in der jugendverliebten Hollywood-Filmbranche begrenzt sein dürften. Kathy Bates gehört ebenso dazu wie Jessica Lange und Angela Bassett. Zu den „Wiederkehrern“gehören zudem Newcomer Evan Peters sowie Sarah Paulson und Denis O’Hare, jüngst spielte auch Popstar Lady Gaga mit – und bekam dafür überraschenderweise einen Golden Globe.