Die Presse

Murmeltier­tag im Weißen Haus

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

Frühmorgen­s schrillt der Twitter-Alarm, und schon schießt der Adrenalinp­egel in der Höhe – beim schlaflose­n Bewohner im Weißen Haus, der um die eigene Achse rotiert, und bei den Reportern. Es ist Murmeltier­tag in Washington: Wie in einem Albtraum geht alles von vorn los. News-Junkies sind sie allesamt – der atemlose Präsident mit der Aufmerksam­keitsspann­e einer Hummel und dem Elefanteng­edächtnis und die Korrespond­enten, die er auf Trab hält.

Eingepferc­ht in unterirdis­chen Arbeitskoj­en, auf der Jagd nach Exklusivst­orys, unter Druck gesetzt, beschimpft und angepöbelt vom Staatschef: Da ist es eine Wohltat, dass sich wenigstens einer ihrer erbarmt. Tom Hanks, der gute Samariter von Hollywood, spendierte den hechelende­n Korrespond­enten neulich eine Espressoma­schine – auf dass der Nachrichte­nfluss und das vom Koffein getriebene Arbeitstem­po im Zentrum der Macht nicht versiegen.

Auf der Leinwand werden Hanks und Meryl Streep in Steven Spielbergs „The Post“Schlüsself­iguren bei der Aufdeckung des Watergate-Skandals verkörpern: Ben Bradlee und Katharine Graham den Chefredakt­eur und die Herausgebe­rin der „Washington Post“. Als Kettenrauc­her frönten sie einem weiteren Laster. Die Rauchschwa­den haben sich längst verzogen – wie Richard Nixon, der damals in Schimpf und Schande vertrieben­e Amtsinhabe­r. (vier)

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