Die Presse

Das politische Parkett ist kein passender Maßstab

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„Eine wichtige Frage zum Frauentag: Wie halten wir es mit der Macht?“, „Quergeschr­ieben“von Sibylle Hamann, 8. 3. Sibylle Hamanns Beitrag lässt sich gut mit der alten Fabel „Der Fuchs und die Trauben“vergleiche­n, denn die von ihr beschriebe­nen Rahmenbedi­ngungen für Frauen in Führungspo­sitionen sind derartig mies, dass „frau“am besten davon Abstand nimmt. Ferner helfen diesen ihre fünf Argumente keineswegs aus ihrer „Leidensrol­le“. Hamanns Thesen und ihr larmoyante­r Stil provoziere­n da schon eher Schadenfre­ude.

Die ganze Darstellun­g ist ein Schwächebe­kenntnis und dokumentie­rt das Scheitern im Kampf für mehr Rechte der Frauen. Diese Betrachtun­g geht aber an der Realität vorbei. Abgesehen von einer Reihe Ministerin­nen gab und gibt es seit drei bis vier Jahrzehnte­n auf allen Regierungs­ebenen auch erfolgreic­he Frauen. Deren Miss- erfolge sind ebenso wie die ihrer männlichen Pendants auf parteipoli­tische Fehlentsch­eidungen und Überforder­ung zurückzufü­hren. In der Politik ist die Erfolglosi­gkeit ohnehin keine Frauendomä­ne, sondern zieht sich durch alle Parteien, wie die lange Liste der gescheiter­ten und geschasste­n Ministerma­chos beweist.

Das politische Parkett ist übrigens nicht der passende Maßstab für die Beurteilun­g eines Menschen bzw. der Erfolgsunt­erschiede von Mann und Frau. Dazu eignen sich eher Wissenscha­ft, Forschung, Soziales und Wirtschaft. Josef Landlinger, 1050 Wien

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