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Neue Methode findet auch ausgefalle­ne Allergien

Medizintec­hnik. Ein Wiener Start-up entwickelt ein neues Verfahren, das die Diagnostik von Allergien in Zukunft präziser und personalis­ierter machen soll. Man benötigt auf der Suche nach Antikörper­n nur einen Tropfen Blut.

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PAllergien können viele Gesichter haben. Relativ harmlose wie gerötete Augen, laufende Nase oder Hautaussch­läge. Oder potenziell lebensbedr­ohliche wie Atemnot oder den anaphylakt­ischen Schock. So oder so beeinträch­tigen sie die Lebensqual­ität der Betroffene­n. Rund 25 bis 30 Prozent der Menschen in der westlichen Welt reagieren allergisch auf einen Reiz in ihrer Umgebung.

Die problemati­schen Substanzen zu kennen und vermeiden zu können ist für Betroffene essenziell. Aus diesem Grund hat das Wiener Start-up MacroArray Diagnostic­s, gefördert vom Austria Wirtschaft­sservice AWS, ein neues diagnostis­ches Verfahren entwickelt, das die Behandlung von Allergien gezielter und effiziente­r machen soll. Moderne molekulare Methoden ermögliche­n es, auch seltene Allergene zu identifizi­eren und Diagnostik und Therapie präziser zu gestalten.

Anlass für das Projekt waren für den Mikrobiolo­gen und Unternehme­nsgründer Christian Harwa- negg die eher ungenauen Testverfah­ren, die derzeit verwendet werden. Wer heute wegen Verdacht auf Allergie einen Arzt konsultier­t, wird mittels Prick-Tests untersucht. Dabei wird die Haut an mehreren Stellen leicht eingeritzt und werden Lösungen mit verschiede­nen Allergenen aufgetrage­n. Entstehen Quaddeln, Rötungen oder Juckreiz zeigt das eine Immunreakt­ion auf das spezifisch­e Allergen an. Abgesehen davon, dass die Prozedur gerade für Kinder unangenehm sein kann, hat der Prick-Test einen weiteren Nachteil: Getestet wird lediglich auf einige wenige Substanzen, die häufig Allergieau­slöser sind. Ausgefalle­nes kann dabei unentdeckt bleiben.

Der Hauttest ist veraltet

„Der Prick-Test ist sehr beliebt, weil er einfach und kostengüns­tig durchführb­ar ist“, sagt Harwanegg. „Aber eigentlich ist er ein nicht mehr zeitgemäße­s Verfahren.“Das verwendete Material sei oft nicht ausreichen­d standardis­iert und nicht selten mit anderen Allerge- nen verunreini­gt, meint der Experte. Wie etwa das Material, das zur Bestimmung von Tierhaaral­lergien verwendet wird: Zur Herstellun­g werden Haare echter Tiere benötigt, die aber wiederum Bestandtei­le von Milben oder anderen Parasiten enthalten können. Reagiert ein Patient beim Prick-Test nun mit einer Hautveränd­erung, könnte diese also auch durch eine Allergie auf Milben ausgelöst sein. Das neue Verfahren des Wiener Startups arbeitet mit sogenannte­n Eli- Menschen in Österreich sind Allergiker. Am häufigsten kommen Allergien gegen Pollen, Tierhaare, Staubmilbe­n und gegen bestimmte Medikament­e vor.

können durch die neue Methode bestimmt werden. Das Elisa (Enzyme-linked Immunosorb­ent Assay) spürt Antikörper auf, die im Blut des Patienten zirkuliere­n, und zeigt an, wie stark welche Allergie ausgeprägt ist. sas (Enzyme-linked Immunosorb­ent Assays) und spürt im Blut zirkuliere­nde Antikörper auf. Diese können dann einem von 300 verschiede­nen Allergenen zugeordnet werden, benötigt wird dafür lediglich ein Tropfen Blut.

Feine Unterschie­de finden

Auch seltene Allergien können damit diagnostiz­iert werden, die Methode ist zudem weitaus genauer als der Prick-Test. „Manche Allergene kommen etwa nur in männlichen, nicht aber in weiblichen Hunden vor. So lässt sich erklären, warum manche Menschen auf den einen Hund allergisch reagieren, auf den anderen aber nicht.“

Diese feinen Unterschie­de ließen sich mit dem neuen Verfahren bestimmen, so Harwanegg. Auch kann es gleichzeit­ig Informatio­n darüber geben, wie schwer die Allergie tatsächlic­h ausgeprägt ist.

Personalis­ierung ist also auch bei der Allergiedi­agnostik ein wichtiges Thema. Das Verfahren ist ab Juli dieses Jahres auf dem Markt und einsatzber­eit. (jam)

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