Auf dünnen Latten durch dichtes Unterholz
Böhmerwald. Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, im Oberen Mühlviertel an der Grenze zu Tschechien, liegt auf 1000 Metern Seehöhe garantiert Schnee – eine ideale Gegend für Wanderer, Langläufer und – Bierfreunde.
Aigen. Über Nacht ist es warm geworden im Oberen Mühlviertel, Föhn hat den russischen Eisbären, der in den vergangenen Tagen hier steppte, vertrieben. Nebelschwaden ziehen über die Landschaft, am Horizont bauen sich, bestrahlt von gelbem und rotem Licht, die Gipfel der Alpen auf, vor denen das sanft gehügelte Land, dessen Anhöhen von Dörfern mit Kirchen geziert werden, einen trauten Eindruck erweckt. Die Wölbungen und Kuppen setzen sich nach Norden hin fort, bevor sich das Hügelland in der Drei-Länder-Region Deutschland, Österreich und Tschechien schließlich sogar zu einer Mittelgebirgskette aufschwingt, deren höchster Punkt, der Große Arber (1456 m), in Bayern liegt.
Mit dem Bayerischen Wald geologisch eine Einheit bildend, bedeckt der Böhmerwald dieses Schöneben, 4161 Ulrichsberg: Knapp 80 Kilometer Loipen mit je einer klassischen und einer Skatingspur. Es gibt drei Einstiegsstellen: Ulrichsberg/Schöneben, Aigen/ Grünwald, Schlägl/Oberhaag. Tageskarte: 4 €, Wochenkarte 12 €.
43/(0)5-7890100 oder info@boehmerwald.at; Informationen, Loipenbericht und Webcams auf boehmerwald.at. Gebiet, in dem sich im Winter Fuchs und Hase gute Nacht sagen würden, kämen ihnen nicht laufend Gestalten auf zwei Latten entgegen, die Langläufer, für die knapp 80 Loipenkilometer auf dem schneesicheren Hochplateau in rund 1000 Metern Seehöhe gespurt werden.
Aigen im Mühlkreis ist für einen Aufenthalt in der Nähe des Nordischen Zentrums Böhmerwald wie geschaffen. Die Marktgemeinde, die auf eine Rodung durch das prächtige Kloster Schlägl im Jahr 1242 zurückgeht, hat alles zu bieten, um eine gute Zeit zu haben, ob im Wellnesshotel oder beim Urlaub auf dem Bauernhof gleich neben der neugotischen Pfarrkirche. Diese zählt ebenso zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes wie das 10erl-Haus, dessen zeitgenössische Fassade rund 40.000 Zehngroschenmünzen schmücken, die von der Mühlkreisbahn plattgewalzt worden waren. Von Aigen aus lassen sich auch im Winter Wanderungen, etwa über den Kalvarienberg zum Hochbuchetfelsen, unternehmen, einer Granitsteinformation, von der aus man das ganze Mühlviertel überblickt.
Die Loipeneinstiege ins abwechslungsreiche Gelände des Böhmerwaldes, das sowohl gemütliche Runden für Anfänger als auch anspruchsvolle Loipen mit steilen Anstiegen und rasanten Abfahrten für Geübte zu bieten hat, sind vom Ortszentrum Aigens in wenigen Autominuten, auch per Skibus, zu erreichen.
Schöne Aussichten
Im drei Kilometer entfernten Oberhaag, wo man sich mit einer Schlitten- oder Schneereifenfahrt erst einmal in Schwung bringen kann, beginnt eine abwechslungsreiche Loipe. Durch den dichten Wald und über friedliche Lichtungen geht es zunächst bergauf in den Weiler Grünwald, von wo man schöne Aussichten über die Grenze auf den Stausee Lipno hat, bis einen das Gehölz auch schon wieder verschluckt. Die Loipe macht nun einen Bogen um den Bärenstein, um schließlich hinunter nach Sonnenwald, einer einst blü- henden und von bis zu 170 Menschen bevölkerten Glashüttensiedlung am Schwarzenbergischen Schwemmkanal, abzuzweigen.
Das Handy klinkt sich schon mal in das tschechische Netz ein, hart an der Grenze liegen die wenigen übrig gebliebenen Häuser. Zu einer gemütlichen Rast verleitet die Jausenstation Blauer Hirsch, wo man bei Kerzenschein grandiose Bauernkrapfen genieß´t, bevor man noch einen Sprung zum Nachbarn schaut. Auf tschechischer Seite verläuft die Loipe direkt am Kanal, der jedoch nur auf dem kleinen Stück bis zum RotbachWasser führt. Unter der Leitung des Ingenieurs Joseph Rosenauer (1735–1804) arbeiteten einst 1200 Männer an der Errichtung des künstlichen Wasserlaufs, eines 1823 vollendeten technischen Meisterwerks, das im 19. Jahrhundert als achtes Weltwunder galt und den Böhmerwald auf 52 Kilometern Länge mit Tunneln und Schleusen durchzog, wodurch die kontinentale Wasserscheide überwunden und Holz über die Große Mühl zur Donau und bis nach Wien gespült werden konnte.
Anderntags steht die Königsetappe auf dem Programm. Bei der 2009 eröffneten Böhmerwaldarena in Schöneben beginnt die herausforderndste Loipe zum Skigebiet am Hochficht, die Kondition erfordert. Ein Einheimischer schimpft wie ein Rohrspatz, dass heute die obere Trasse der Route gesperrt ist: „Der Prälat will sich nicht beim Saufen zuschauen lassen“, mault er, „drum sperrt er einfach die Loipe. Der feiert schon seit Tagen im Forsthaus gleich an der Loipe.“Die offenbar trinkfesten Prämonstratenser-Stiftsherren, die zur Hälfte an der Hochfichter Skiliftgesellschaft beteiligt sind, verwalten neben ihrer Stiftsbrauerei und einem Elektrizitätswerk auch viel Wald, von dessen ewiger Ruhe man am besten ein Stück mit nach Hause nimmt.