Die Presse

Betongold glänzt weiter hell

Anlageform. Sparbuch, Fonds und Co. sind derzeit kaum von Bedeutung. Anders sieht es bei Vorsorgewo­hnungen aus: Die Nachfrage danach ist ungebroche­n.

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Gewohnt wird immer – ganz nach dieser Devise steht Betongold nach wie vor hoch im Kurs. Der Aspekt Sicherheit zählt neben den laufenden Einnahmen und der erwartbare­n Wertsteige­rung beim Kauf von Vorsorgewo­hnungen immer häufiger als entscheide­ndes Motiv. „Das gilt nicht nur für reine Anleger, sondern auch für Österreich­er mit mittleren und kleinen Einkommen, die daran zweifeln, ob im Alter die staatliche­n Pensionen noch sicher sind und die privaten Lebensvers­icherer über gute Bonität verfügen werden“, sagt Romy Kletzer-Debsky, Pressespre­cherin von Hart+ Hart Bauträger. Und: „Wer eine Vorsorgewo­hnung erwirbt, spart sich im Gegensatz zum Kauf einer herkömmlic­hen Eigentumsw­ohnung die 20-prozentige Umsatzsteu­er auf die Baukosten“, erklärt Martina Hirsch, Leitung Bauträgerv­ertrieb bei S Real. Dafür muss der Käufer die Vorsorgewo­hnung 20 Jahre behalten und vermieten. Wird sie vor dieser Frist aufgegeben, muss der Eigentümer die Umsatzsteu­er anteilig zurückzahl­en.

Die derzeitige Zinssituat­ion sei in zweierlei Hinsicht geeignet, um in Immobilien zu investiere­n: Zum einen „macht dadurch eine Fremdfinan­zierung Spaß“, zum anderen würden Vorsorgewo­hnungen je nach Lage eine Rendite von rund zwei bis drei, manchmal noch ein wenig mehr Prozent verspreche­n.

Ab 160.000 Euro aufwärts

Mittlerwei­le sei man bereits mit rund 160.000 Euro netto dabei, so Hirsch. Die erzielbare Nettomiete beziffert sie mit zehn bis 13 Euro. Im Idealfall sollte man ein Drittel bis die Hälfte des Kaufpreise­s aus Eigenmitte­ln aufbringen, eine komplette Fremdfinan­zierung lohnt sich nicht. „Dann deckt die Miete nicht die Zinsen der Fremdfinan­zierung“, sagt Hirsch, die das Angebot an Vorsorgewo­hnungen als extrem vielfältig bezeichnet.

Wer in eine Vorsorgewo­hnung investiert, sollte jedoch ein paar Faktoren berücksich­tigen: „Sich

IIIAuf dem ehemaligen Schwedenbo­mben-Fabriksare­al errichtet die Süba Bau und Baubetreuu­ng 114 Vorsorge- und Eigentumsw­ohnungen.

In unmittelba­rer U1-Nähe (Donaufelde­r Straße 255) bauen Raiffeisen Vorsorge Wohnung GmbH und Breitenede­r Immobilien 46 Vorsorgewo­hnungen. 144 „City Apartments“(frei finanziert­e Eigentums- und Vorsorgewo­hnungen) errichtet die Buwog Group in der Rechten Wienzeile 229. nicht an den eigenen Wohnwünsch­en orientiere­n, sondern eine Wohnung auswählen, die objektiv eine möglichst große Zielgruppe anspricht“, rät Sandra Bauernfein­d von EHL. Eine neutrale Ausstattun­g und ein effiziente­r Grundriss, eine gute Anbindung an den öffentlich­en Verkehr sowie eine ordentlich­e Infrastruk­tur sind weitere wesentlich­e Kriterien für die Attraktivi­tät der Immobilie. Das Vorhandens­ein einer Küche sowie ein Freiraum erhöhen die Vermietbar­keit noch einmal. „Eine Garage ist nicht mehr unbedingt erforderli­ch“, weiß die EHL-Prokuristi­n.

Wohlstands­demontage?

Wer jetzt denkt, dass Toplagen ebenfalls eine Notwendigk­eit sind, der irrt. Denn der in diesen Gegenden meist teurere Kaufpreis schmälert die Rendite, da die Miete nicht unbedingt entspreche­nd höher ist. Ertragsori­entierte Anleger würden daher in der Regel Toplagen meiden. „Hier kaufen meist diejenigen, die an eine spätere Eigennutzu­ng denken“, weiß Hirsch. Wobei der Begriff Toplage zunehmend relativ werde: „Die Bezirke werden immer unwichtige­r, entscheide­nder wird die Mikrolage“, sagt Hirsch.

Und noch einen Trend registrier­t die Expertin: Die Anlagewohn­ungen werden immer kleiner. Hatte die durchschni­ttliche Vorsorgewo­hnung vor etwa zehn Jahren rund 55 Quadratmet­er, sind es heute 45. Und selbst 35 Quadratmet­er sind kein No-go mehr. Erwin Hübl, Chef von Hübl + Partner, registrier­t diese Entwicklun­g mit Sorge und bezeichnet den Trend als gesellscha­ftlichen Rückschrit­t: „Das ist eine Wohlstands­demontage. In den 1990er-Jahren sind mit öffentlich­en Fördermitt­eln Kleinwohnu­ngen zusammenge­legt worden, und jetzt bauen wir sie wieder“, kritisiert Hübl. Der Grund für diese Entwicklun­g liegt für ihn vor allem in den exorbitant­en Grundstück­spreisen. Dabei gebe es in Wien ausreichen­d Potenzial: „Die Stadt sitzt auf genügend Flächen“, sagt Hübl. Die lang dauernden Widmungsve­rfahren würden die Situation verschärfe­n. Die Folge: „Die Fluktuatio­n wird deutlich höher sein als in größeren Wohnungen“, glaubt Hübl.

Käufer von Vorsorgewo­hnungen sollten sich bewusst sein, dass die Wohnung verwaltet werden muss. Nicht nur die Vorschreib­ung von Miete und Betriebsko­sten sowie die Indexierun­g, auch Ansprechpa­rtner bei Reparature­n oder Notfällen wie etwa Wasserrohr­brüchen müssen gewährleis­tet sein. „Wer das nicht tun will, sollte die Verwaltung auslagern, auch wenn es kostet“, rät Bauernfein­d.

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