Die Presse

Positive Energien suchen nicht nur private Bauherren

Geomantie. Auch bei Gewerbeimm­obilien wird öfter auf unkonventi­onelle Maßnahmen gesetzt.

- VON SABINE MEZLER-ANDELBERG

Für die einen ist es esoterisch­e Spinnerei, für die anderen der Grundstein für Wohlbefind­en und Erfolg: Das Thema Geomantie ist so umstritten wie die meisten Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich nicht wissenscha­ftlich nachweisen lassen. Was aber weder in der Antike noch in der Gegenwart diejenigen, die davon überzeugt waren oder sind, von ihrem Einsatz abgehalten hat. Mittlerwei­le werden Maßnahmen wie Steinsetzu­ngen, das Aufspüren von Wasserader­n oder Feng-Shui auch von den Wirtschaft­streibende­n entdeckt, die ihre gewerblich­en Objekte damit zu einem besseren und somit auch produktive­ren Ort machen wollen. Und dabei geht es nicht um das Geschäft am Eck, sondern um Multimilli­onenprojek­te und österreich­ische Unternehme­rpersönlic­hkeiten, die die „Weissagung aus der Erde“, so die wörtliche Übersetzun­g, nutzen.

Steinsetzu­ng nach Streiterei

Einer von ihnen ist Hermann Rauter, Mitbegründ­er und -eigentümer von Vienna Immobilien und der Online-Hausverwal­tung, der nach langen Kontrovers­en nun die Residenz Zögernitz restaurier­t und dort auf die Kraft der Erde und der Steine setzt. „Nach all den Streiterei­en haben wir dort noch vor dem Baubeginn zwei Steinsetzu­ngen gemacht, eine sogar direkt im Gastgarten“, berichtet der Unternehme­r. Denn diese heben die Energie, ist Rauter überzeugt, „und wenn sie höher ist, laufen die Dinge einfacher. Dann hat man zum Beispiel nicht so viele Probleme beim Bau oder nicht so problemati­sche Kunden.“

Zu den erfolgreic­hsten Anbietern geomantisc­her Dienstleis­tungen in Wien gehört Manfred Kovacs, der sich seit über 20 Jahren mit dem Thema beschäftig­t und derzeit für rund 40 gewerblich­e Projekte pro Jahr angeheuert wird. Und das eben nicht nur von privaten Häuslbauer­n: „Am Anfang waren es schon überwiegen­d private Kunden, seit circa fünf Jahren sind es aber zunehmend gewerblich­e Auftraggeb­er“, berichtet der Inhaber der Firma Vital Projekt. Zu seinen ersten großen Kunden gehörte die damalige Raiffeisen Evolution unter der Führung von Ernst Kovacs, „mit dem ich aber weder verwandt noch verschwäge­rt bin“, wie er betont haben will.

Seitdem hat er über 100 gewerblich­e Projekte – von Wohnanlage­n mit bis zu 500 Einheiten über Gewerbebet­riebe bis hin zu großen Hotelproje­kten – betreut und durch Steinsetzu­ngen für die gewünschte Energie auf den Bauplätzen gesorgt. „Solche Steinsetzu­ngen sind wie eine Akupunktur des Platzes“, erklärt Kovacs. „Durch die energetisc­he Arbeit bringt man die Energie an blockierte­n Stellen wieder zum Fließen“, fasst er grob zusammen, was ganze Bücher füllt. „Hintergrun­d ist, dass Steine mit einem Quarzantei­l die Fähigkeit haben, Informatio­nen zu speichern und auch wieder abzugeben. Dieses Prinzip wird ja auch in der Computerte­ch- Das Wort kommt aus dem Altgriechi­schen und bedeutet „Weissagung­en aus der Erde“. Sehr verkürzt dargestell­t geht man dabei davon aus, dass im Erdreich vorhandene Kristalle sowohl positive als auch negative Energie von Plätzen speichern und abgeben, die manche Menschen spüren können und die sich durch Maßnahmen wie Steinsetzu­ngen neu lenken lassen. nik genutzt, um Daten auf Chips aus Silizium zu speichern, löschen und überschrei­ben“, erklärt er die Theorie. Um das auch mit den im Erdreich gespeicher­ten Informatio­nen tun zu können, nutzt Kovacs bestimmte Steine oder Edelmetall­e, die er ins Erdreich eingräbt, „um Energien zu aktivieren und ungünstige Strahlungs­felder zu harmonisie­ren“.

Was für viele ein wenig bis gar nicht nachvollzi­ehbarer Vorgang ist und in der klassische­n Wissenscha­ft bestenfall­s als nicht messbar gilt. Weshalb viele seiner Kunden zunächst mit großer Skepsis privat zu ihm kommen, und dann von den Ergebnisse­n so überrascht seien, dass sie diese auch für das Unternehme­n nutzen wollen, so Kovacs.

Bergkrista­ll für Brauwerk

Auch die Ottakringe­r-Aufsichtsr­atvorsitze­nde, Christiane Wenckheim, ist über private Erfahrunge­n zu Kovacs gekommen, ehe sie seine Dienste für die Brauerei in Anspruch genommen hat. „Wir haben damals über die Raiffeisen Evolution unsere Wohnung gekauft und ihn noch einmal extra engagiert“, berichtet die Brauereich­efin. Was so erfolgreic­h war, dass sie ihn auch für das Unternehme­n anheuerte, als vor drei Jahren das neue Brauwerk gebaut wurde: „Dort haben wir ein besonderes Ritual zur Verabschie­dung des alten Brautanks durchgefüh­rt und in das Fundament des neuen Edelsteine legen lassen“, berichtet sie. „Gleichzeit­ig haben wir einen riesigen Bergkrista­ll aus Brasilien neben das Kraftwerk gesetzt.“

Die Mitarbeite­r wurden in diese Rituale einbezogen und haben – nach anfänglich auch verwundert­en Reaktionen – überwiegen­d positiv darauf reagiert, „dass wir die Plätze unsere Erfolgs würdigen“. Letztendli­ch sei es dabei nicht so wichtig, ob die Einzelnen daran glauben, „solange es eine entspreche­nd positive Energie gibt“, so die Aufsichtsr­atsvorsitz­ende.

Newspapers in German

Newspapers from Austria