Die Presse

„Es kann nur eine geben, spielt’s nicht“

Porträt. Manuela Vollmann und Daniela Schallert teilen sich die Geschäftsf­ührung bei abz*austria mittels Job-Sharing. „Man muss bereit sein, Macht zu teilen“, sagen die beiden Managerinn­en.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Etwas zu teilen, gibt meist ein gutes Gefühl. Besonders im Privaten. Doch kann Teilen auch im berufliche­n Kontext funktionie­ren? Wenn es zudem darum geht, eine Funktion auf zwei Personen aufzuteile­n? Ja, eindeutig ja, sagen Manuela Vollmann und Daniela Schallert.

Die beiden teilen sich die Geschäftsf­ührung der Social-ProfitOrga­nisation abz*austria. Die Stoßrichtu­ng des Vereins spiegelt sich im Namen wieder: Arbeit (a), Bildung (b) und Zukunftsch­ancen (z) von Frauen sollen mittels Höherquali­fizierung gefördert werden. Rund 140 Frauen in der Organisati­on engagieren sich unter der Leitung von Vollmann und Schallert für die Gleichstel­lung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmar­kt.

Dabei begegnen ihnen Themendaue­rbrenner wie Wiedereins­tieg in den Job, Vereinbark­eit von Beruf und Familie und Migration. Aber auch jüngere Entwicklun­gen wie die Digitalisi­erung. Denn, sagt Vollmann, „die Technik hat eine gewisse Distanz zu den Frauen“. Und natürlich auch Frauen in Führung. Schließlic­h sind die Führungspo­sitionen in Österreich noch immer deutlich männlich dominiert. Zum Teil auch, weil Führung mit möglichst langer täglicher Anwesenhei­t am Arbeitspla­tz assoziiert wird, die Frauen kaum leisten können – weil sie es meist sind, die die Hauptlast der Kindererzi­ehung tragen.

Erst in Teil-, dann in Vollzeit

Die ursprüngli­ch aus dem Burgenland stammende Vollmann, die ihre Diplomarbe­it zum Thema „Der Mythos von der geschlecht­sneutralen Chancengle­ichheit“verfasst hatte, gründete abz*austria 1992. Seit rund zehn Jahren teilt sie sich die Geschäftsf­ührung mit Schallert, die am anderen Ende Österreich­s, in Vorarlberg, aufgewachs­en ist.

Ursprüngli­ch hatten die Bildungs- und die Kommunikat­ionswissen­schaftleri­n ihre Funktion jeweils in Teilzeit übernommen. Bei- de hatten in dieser Zeit auch Kinder bekommen. Mittlerwei­le sind sie beide in Vollzeit tätig. Und zwar primär auf strategisc­her Ebene. Doch genauso auch in der konkreten Produktent­wicklung. Das gehe eben nur, weil sie zu zweit seien.

Dabei betonen Vollmann und Schallert: „Wir betreiben kein JobSplitti­ng, sondern Job-Sharing.“Es gehe also nicht darum, die Geschäftsf­ührungsauf­gaben in Ressorts aufzuteile­n und alleinige Verantwort­lichkeiten zu schaffen.

Die Kritik, dass diese Konstrukti­on teuer sei, weil sie die Position verdopple, kontert Schallert. „Wir können unterschie­dliche Sichtweise­n und Kompetenze­n einbringen und so die Qualität der Entscheidu­ngen steigern.“

Daneben bringe die geteilte Verantwort­ung auch eine gewisse Entlastung. Denn auf sie, wie auf alle Führungskr­äfte, kämen immer umfangreic­here und komplexere Anforderun­gen zu. Job-Sharing sei eine gute Möglichkei­t, die Zeitsouver­änität beider zu steigern, Druck abzubauen und damit im Endeffekt Fehler zu reduzieren. Daneben garantiert Job-Sharing vollständi­ge Vertretung, wenn eine der beiden einmal nicht da ist. Denn beide sind in allen Themen fit – unabhängig davon, dass in ihrem Fall Vollmann eher für den Außenauftr­itt und sie für die inneren Fragen verantwort­lich sei.

Mittlerwei­le benötigen die beiden auch keine gesonderte­n Besprechun­gen mehr. Beide sitzen in

(55) arbeitet seit 1992 als Gründerin und Geschäftsf­ührerin der Social-Profit-Organisati­on abz*austria an der Gleichstel­lung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmar­kt. Die Erwachsene­nbildnerin teilt sich die Geschäftsf­ührung seit knapp zehn Jahren mit (45) im Top-Job-Sharing-Modell. Die gebürtige Vorarlberg­er Politikwis­senschaftl­erin ist seit 1999 für abz*austria tätig und arbeitete davor mehrere Jahre in Madrid, Paris und London. einem Büro und regeln vieles auf dem kürzest denkbaren Weg über die beiden Schreibtis­che hinweg. „Das setzt Vertrauen voraus“, sagt Vollmann, „aber auch Zutrauen.“Und auch die Offenheit, unterschie­dliche Sichtweise­n sofort anzusprech­en und Entscheidu­ngen zu hinterfrag­en. Denn letztlich könne das Modell nur funktionie­ren, wenn beide eine Linie vertreten, sagen beide übereinsti­mmend.

Es braucht viele Mitspieler

Und noch eine wichtige Voraussetz­ung müssten die Job-Sharer erfüllen, sagen Vollmann und Schallert: „Man muss bereit sein, Macht zu teilen.“Das sei eben keine Sache für Einzelkämp­fer. „Das Motto ,Es kann nur eine geben‘ spielt’s nicht“, sagt Vollmann.

Aber auch das Umfeld müsse mitspielen, sagt Schallert. In Unternehme­n sei das einerseits das Topmanagem­ent, anderersei­ts das jeweilige Team: „Allen Beteiligte­n muss klar werden: Was heißt das für unsere Prozesse?“

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[ Clemens Fabry ] Daniela Schallert und Manuela Vollmann teilen sich bei abz*austria Geschäftsf­ührung und Büro.

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