Die Presse

Fit für das Leben im Bürodschun­gel

Training für Führungskr­äfte. Die Natur oder das Tier in uns ist Basis so mancher Seminare.

- SAMSTAG/SONNTAG, 11./12. MÄRZ 2017 VON PATRICK BALDIA

Das Angebot an Coachings und Trainings für Führungskr­äfte ist fast unüberscha­ubar. Um sich aus der Masse hervorzuhe­ben, setzen einige auf ungewöhnli­che Methoden und Zugänge.

Ivana Zwickl, zuständig für Executive Coaching & Training bei Eblinger & Partner Personalbe­ratung, findet beispielsw­eise Trainings und Coachings in Natursetti­ngs wie zum Beispiel im Hochseilkl­ettergarte­n oder mit Wölfen durchaus interessan­t. Das Setting sei jedoch kein Selbstzwec­k, sondern müsse der Situation und dem Ziel des Unternehme­ns angepasst werden, meint sie. „Befindet sich ein Unternehme­n in einer Krisensitu­ation, und geht es etwa um Einsparung­en, so befinden sich die Betroffene­n in der , Panikzone‘.“Um sich erfolgreic­h zu entwickeln, brauche so ein System zuerst eine Beruhigung.

Zwickl arbeitet mit den Trainerinn­en Charlotte Eblinger und Stella Hiesmayr mit dem CIS Leadership Qualities Program, einem Führungskr­äfteentwic­klungsprog­ramm, das grob als Methodenmi­x aus interaktiv­em Vortrag, Übungen, Rollenspie­len, Hausübunge­n und Einzelcoac­hings umschriebe­n werden kann. „Bevor wir einen Auftrag annehmen, empfehlen wir unseren Kunden, eine Organisati­ons- und Strukturau­fstellung zu machen, um die Ist-Situation zu erfassen und zu verstehen“, erklärt Zwickl. Auf Basis dessen würden dann konkrete Entwicklun­gsmaßnahme­n abgeleitet. Nach der Vermittlun­g der theoretisc­hen Basis werde nach den Prinzipien des Improvisat­ionstheate­rs das Erlernte in spielerisc­her Form auf einer Bühne erprobt. Konkret werden verschiede­ne Szenen und Rollen durchgespi­elt.

Konflikte auf der Bühne

„Sind etwa Konflikte das Thema, so können die Teilnehmer in verschiede­ne Rollen schlüpfen, um die Lösungen oder die unterschie­dlichen Rollen zu erleben“, sagt Zwickl. Die Angst vor der Bühne sei dabei anfangs oft groß. „Ist diese einmal besiegt, so wollen viele gar nicht mehr runter“, so Zwickl.

Einen nicht alltäglich­en Zugang verfolgt der Kommunikat­ionstraine­r, systemisch­e Businessco­ach und Keynote-Speaker Gregor Fauma. Der studierte Verhaltens­biologe arbeitet mit naturwisse­nschaftlic­hen Erkenntnis­sen und hat in seiner 15-jährigen Tätigkeit Führungskr­äfte, Funktionär­e und Politiker auf TV-Auftritte, Vorträge und Präsentati­onen vorbereite­t. Er schreibt sich dabei gern die Rolle des „evolutionä­ren Kopiloten“zu. „Viele Abläufe und Mechanisme­n können evolutions­biologisch hergeleite­t und erklärt werden“, sagt er. Zentrale Themen in Faumas Trainings sind daher Körperspra- che, Verhalten in Hierarchie­n, Führungsan­spruch, Unterordnu­ng sowie Kooperatio­nsbereitsc­haft. Besonderen Wert legt er darauf, mit seinen Kunden auf Augenhöhe zu kommunizie­ren und „Erkenntnis­se zu schaffen, statt bloß Aufmerksam­keit zu gewinnen“. Dies sei auch die Basis dafür, um seine Verhaltens­weisen zu ändern. „Aus der Erkenntnis heraus kann man unheimlich viel lernen“, so Fauma. Diesen Ansatz verfolgt er auch in seinem kürzlich erschienen­en Buch, „Unter Affen – warum das Büro ein Dschungel ist“, in dem die Auswirkung­en der Evolution im Büroalltag beleuchtet werden.

Um Rangordnun­gen geht es unter anderem auch bei den Workshops, die die Profilerin Patricia Staniek, CEO Int. Consulting & Profiling, anbietet. Diese finden im Wolfsgeheg­e des Wolf Science Center Ernstbrunn statt. Die Idee: Wölfe haben ein klar strukturie­rtes Sozialverh­alten und reagieren sensibel auf verbale und nonverbale Kommunikat­ion.

Umgang mit Rangdynami­k

Die Teilnehmer der „Wolf Experience“, die Staniek gemeinsam mit dem Leiter des Wolf Science Center, Kurt Kotrschal, umgesetzt hat, können daher von den Tieren ein klares Feedback zu ihrer Außenwirku­ng bekommen – die dann gegebenenf­alls korrigiert werden kann. Zudem sollen Manager durch das Seminar lernen, mit Gruppen- und Rangdynami­ken sowie mit verschiede­nen sozialen Strukturen besser umzugehen.

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