Die Presse

„Zinsen bleiben mittelfris­tig niedrig“

Die aktuelle Niedrigzin­sphase ist für Unternehme­n kein Ruhekissen. Bei Krediten sollte man sich absichern, ein Eigenmitte­lanteil von 25 Prozent ist empfehlens­wert.

- VON HANS PLEININGER

Wien. „Kreditabsa­gen sind häufiger als Kreditzusa­gen“, sagt BankhausSp­ängler-Vorstandss­precher Helmut Gerlich. Durch die strenger werdenden Regulierun­gen für Banken gebe es eine strengere Handhabung von Krediten. Von einer Kreditklem­me will der Salzburger Banker jedoch nicht sprechen. „Aber man schaut heute genauer hin – auch bei uns wird auf Risikomana­gement Wert gelegt.“

Gut aufgestell­te Unternehme­n müssen nicht um Kredite bangen, obwohl sich vieles geändert hat. „Die Wirtschaft­sentwicklu­ng ist rückläufig“, sagt Gerlich, „und wir haben das Problem, dass das bei Unternehme­n tendenziel­l zur Senkung der Eigenkapit­alquote führt.“

Nach wie vor ist die Eigenkapit­alquote der wichtigste Gradmesser für die Solidität eines Unternehme­ns. Man könne die Eigenkapit­alquote nicht verallgeme­inern, aber 20 bis 30 Prozent Eigenkapit­alquote gelten in vielen Branchen als Richtschnu­r. Denn verfügbare­s Geld spielt bei Investitio­nskrediten eine Rolle. „Ein Viertel an Eigenmitte­l ist empfehlens­wert“, betont Gerlich. Natürlich sei für gut aufgestell­te Unternehme­n auch eine hundertpro­zentige Fremdfinan­zierung tragbar. Jedoch komme mehr Risiko hinein, das mit einem Eigenkapit­alanteil abgemilder­t werde.

Für eine Kreditverg­abe werden zwei Dinge immer wichtiger: „Die Zukunftsfä­higkeit des Geschäfts- modells des Unternehme­ns“, betont Gerlich, „und die Rückzahlun­gsfähigkei­t sowie Rückzahlun­gswürdigke­it.“

Der Halbe-halbe-Kredit

Natürlich sind bei der aktuellen Zinssituat­ion Kredite verlockend. „Wir sind in einer Niedrigzin­sphase“, sagt der Banker, „und unsere Erwartung ist, dass die Zinsen mittelfris­tig niedrig bleiben. Aber das ist keine Lebensvers­icherung.“Daher gehört laut Gerlich eine Absicherun­g in Form eines Fixzinssat­zes als eine Variante in die Struktur des Kredits. Gerlich rät aber auch zu einem variablen Teil mit vorzeitige­r Tilgungsmö­glichkeit. „Das sollte, wenn es der Cashflow des Unternehme­ns ermöglicht, auch in Anspruch genommen werden.“Viele Kreditfäll­e, die Gerlich sehe, sind etwa in einen Fixzins und variablen Zinssatz geteilt.

Verstärkte­s Hausbankpr­inzip

Für die Geschäftsb­eziehung zu Banken ist „Kontinuitä­t ein entscheide­ndes Thema: Bankentreu­e rangiert klar vor Banken-Hopping“, sagt Gerlich. „Der Unternehme­r will nicht jedes Jahr einem neuen Berater sein Geschäft erklären.“

Was es im Unternehme­n brauche, sei Kredit- und Finanzmana­gement. „Nicht jedes KMU braucht einen Finanzchef und eine komplette Struktur.“Aber es brau- che einen Ansprechpa­rtner im Unternehme­n, der die Bank begleiten kann und das Wissen und die Unterlagen habe. „Es muss eine Liquidität­srechnung und ein Reporting geben“, sagt Gerlich – zumindest auf viertel- oder halbjährli­cher Basis.

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[ Bankhaus Spängler ] Bankhaus-Spängler-Vorstandss­precher Helmut Gerlich: „Niedrige Zinsen sind keine Lebensvers­icherung.“

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