Die Presse

Was Multimilli­onären Kopfzerbre­chen macht

Reichtumsr­eport. Nicht nur das Vermögen der Superreich­en wächst, sondern auch die weltweite politische Unsicherhe­it. Viele denken daher über einen Umzug oder einen Zweitwohns­itz nach. Banken und Berater freuen sich.

- VON BEATE LAMMER

Wien. Millionär zu sein, ist nichts Besonders. Weltweit gibt es 13.645.400. Die meisten leben in Nordamerik­a, gefolgt von Europa und Asien. In zehn Jahren wird die Zahl der asiatische­n Millionäre höher sein als die der europäisch­en. Das geht aus dem jüngsten „Knight Frank Wealth Report“hervor. Allein in China kommen jährlich mehr als 100.000 neue Millionäre dazu, stellte Alex Koch de Gooreynd, Partner des Beratungsu­nternehmen­s Knight Frank in London, fest, als er vorige Woche den Reichtumsr­eport in den Räumlichke­iten der Wiener Rechtsanwa­ltskanzlei Dorda präsentier­te.

Wirklich interessan­t für die Vermittler und Anbieter von Luxusimmob­ilien, Privatjets und Jachten ist aber erst die Gruppe der „Ultra High Net Worth Individual­s“(UHNWIs). Das sind Personen, deren Vermögen mehr als 30 Millionen Dollar umfasst. Ihre Zahl wächst prozentuel­l stärker als die der gewöhnlich­en Millionäre, 193.490 UHNWIs gibt es derzeit. Auch hier haben die Nordamerik­aner noch die Nase vorn, während die Asiaten stark aufholen.

Die Zahl der Dollarmill­iardäre beläuft sich auf 2024, bereits jetzt kommen mehr von ihnen aus Asien als aus Europa, und in zehn Jahren werden die asiatische­n Milliardär­e auch die Nordamerik­aner überholt haben.

Für Banken und Berater der Superreich­en sind gute Zeiten angebroche­n. Grund: Nicht nur das Vermögen der Multimilli­onäre ist gewachsen, sondern auch die weltweite politische Unsicherhe­it. Diese lässt die Vermögende­n über einen Zweitwohns­itz im Ausland oder gar einen Umzug nachdenken. 32 Prozent der UHNWIs wälzen derartige Pläne.

Politische Unsicherhe­it wächst

Privatbank­en sehen in der politische­n Unsicherhe­it generell das größte Problem für ihre Kunden, vor allem in Afrika (70 Prozent starke Zustimmung), im Nahen Osten (57 Prozent) und in Russland (33 Prozent). Doch auch für ihre europäisch­en Kunden sehen 29 Prozent in der politische­n Unsicherhe­it ein großes Problem, ähnlich stark fürchtet man nur noch einen Rückgang der Vermögensp­reise. In Nordamerik­a hält man Letzteres (37 Prozent) für wesentlich gefährlich­er als die politische Unsicherhe­it (19 Prozent). Auch steigende Steuern (30 Prozent) fürchtet man dort deutlich mehr.

Vor allem Reiche aus den Schwellenl­ändern sehen sich um Zweitwohns­itze in sicheren Häfen um. Die für sie attraktivs­ten Städte – gemessen an der Zahl der UHNWIs, dem im Vorjahr dort investiert­en Vermögen und der Zahl von Erste-Klasse-Flügen – sind London, New York, Hongkong, Shanghai und Los Angeles. In Shanghai kletterten die Preise für Luxusimmob­ilien im Vorjahr um 27 Prozent, was Alex Koch de Gooreynd mit dem Trend erklärt, Kredite aufzunehme­n, während man früher erst dann eine Wohnung gekauft hatte, wenn genug Eigenmitte­l zur Verfügung standen.

Doch auch in Berlin, das als sicherer Hafen und Standort einer aufstreben­den Tech-Industrie gilt, musste man für Luxuswohnu­ngen um neun Prozent mehr hinlegen als vor einem Jahr. Das absolut teuerste Pflaster ist Monaco. Für eine Million Dollar bekommt man dort 17 Quadratmet­er 1A-Immobilie („Prime Property“). In London erhält man für diesen Betrag 30 Quadratmet­er, in Paris 55.

Sorgen um nächste Generation

Indes machen sich die Superreich­en um die nächste Generation Sorgen. 62 Prozent fürchten, dass diese das Vermögen verschwend­et, 58 Prozent machen Erbschafts­steuern Kopfzerbre­chen. 52 Prozent grübeln, wie sie das Vermögen gerecht unter den Kindern aufteilen, und 46 Prozent fragen sich, ob es nicht besser wäre, wenn die Kinder ihr eigenes Vermögen verdienten.

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] Archiv ] New York ist – neben London – eine der attraktivs­ten Städte für Menschen, die mehr als 30 Millionen US-Dollar ihr Eigen nennen.

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