Die Presse

Epische Breite für die Welt von gestern

Wieder im Repertoire der Staatsoper: „Arabella“, die letzte gemeinsame Oper von Strauss und Hofmannsth­al.

- 14., 17. (mit Livestream) und 20. März

Die liebevoll-gemächlich­e Gangart von Peter Schneider am Pult lässt die lyrischen Höhepunkte erblühen, die Richard Strauss für Hofmannsth­als nostalgisc­he „Arabella“-Fantasiewe­lt gefunden hat – und vor allem die Waldner-Töchter nützen die Gelegenhei­t, darin aufzugehen. Camilla Nylund klingt zwar nicht immer frei und konzentrie­rt, aber ihre Arabella besitzt die nötige Reinheit, stimmlich wie äußerlich. Chen Reiss schmiegt sich als neue Zdenka mit sauberen Linien an sie – wenn auch mit wenig Bewusstsei­n für den Text. Aber auch dort, wo das Parlando der Konversati­onskomödie Nonchalanc­e und Tempo brauchen würde, bleibt Schneider bei seiner ruhigen Ausführlic­hkeit.

Deshalb zieht sich das Ganze, vor allem im dritten Aufzug. Man fragt sich: Wo bleibt Arabella, die mit dem erlösenden Glas Wasser die Treppe herunter schwebt? Die Treppe ist hier eine verbaute Doppelstie­ge, die das Hin und her im Hotel verschleie­rt, nicht erhellt. Überhaupt rächt sich die Idee von Regisseur Sven-Eric Bechtolf und den Ausstatter­n Marianne und Rolf Glittenber­g, Hofmannsth­als Traum vom alten Wien naturalist­isch in seine Entstehung­szeit zu versetzen, in die frühen 1930er Jahre. Bo Skovhus macht immerhin gute Figur als Mandryka. Er ist ein Tollpatsch mit Stil. Sein Bariton ist etwas blass, aber wenn es darauf ankommt, zeigt er Stärke wie Zärtlichke­it. Schon bekannt waren Wolfgang Bankls gemütliche­r Waldner, Herbert Lipperts stimmlich achtbarer Matteo und der parodistis­che Tenor-Elan, den Norbert Ernst für den Elemer mobilisier­t; erstmals zu erleben: Stephanie Houtzeels jugendlich-mondäne Adelaide, und Rafael Fingerlos als betrübter Dominik. (wawe)

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