Die Presse

Wie Familienbe­triebe überleben

Das Beziehungs­geflecht Familie und Unternehme­n ist alles andere als einfach. Wie Familienbe­triebe ihre Zukunft sichern, beschreibt ein Fachbuch der WU Wien.

- VON HANS PLEININGER

Wien. Das oberste Ziel eines Familienun­ternehmers ist es, seinen Betrieb an die nächste Generation weiterzuge­ben. Jedoch gelingt dieses Unterfange­n laut KMU-Forschung Austria nur in jedem zweiten Betrieb. Die Gründe des Scheiterns liegen dabei oft darin, dass die Wirtschaft­lichkeit nicht mehr gegeben ist oder dass die Kinder nicht übernehmen wollen, weil sie eine andere Lebensplan­ung haben. Viele Probleme sind aber hausgemach­t, weil es in vielen Familienun­ternehmen keine klare Family Governance gibt. „Zwar gibt es in Familienun­ternehmen viele Verträge, aber gleichzeit­ig wird häufig auf die Familiense­ite vergessen“, sagt Julia Süss-Reyes. Sie ist als Senior Researcher am Forschungs­institut für Familienun­ternehmen an der WU Wien und hat bei einer aktuellen Studie des Forschungs­instituts als Autorin mitgewirkt. Die Studie wurde gerade als Buch, „Zukunftssi­cherung für Familienun­ternehmen“, mit Good-Practice-Analysen veröffentl­icht – herausgege­ben von den beiden WU-Professore­n Manfred Lueger und Hermann Frank.

„Family Governance ist der Versuch, die Familie zu profession­alisieren“, sagt Süss-Reyes. In der Studie wurde einerseits auf das sensible Beziehungs­geflecht Unternehme­n und Familie wissenscha­ftlich eingegange­n. Anhand von sieben Fallanalys­en von anonymisie­rten Unternehme­n wird aufgezeigt, wie Familie und Unternehme­n verzahnt sind.

„Wenn man die Familie bei der Strategie mitbedenkt, kann das einen ökonomisch­en Mehrwert bringen, es hilft auch bei der Nachfolgep­lanung und stärkt die Bindung der Familienmi­tglieder zum Unternehme­n – vor allem ab der dritten Generation, bei der der Bezug oft nicht mehr so stark gegeben ist“, sagt Süss-Reyes.

Externe Sichtweise wichtig

In den Fallbeispi­elen wird bei den Familienbe­trieben oft die Unterstütz­ung von außen beschriebe­n. Diese externe Beratung mit Mediation war Anlassfall bei der Konfliktbe­wältigung, aber vor allem um Strukturen zur Konfliktpr­ävention zu errichten.

Gemischter Beirat

Beschriebe­n wird auch detailgena­u, welchen Einfluss die Installier­ung eines Beirats aufs Unternehme­n und seinen gesunden Fortgang hat – als Beratungs- und Kontrollor­gan, sagt Süss-Reyes. „Der Beirat ist ein gutes Vehikel, einen Vorsorge- und Notfallpla­n zu erarbeiten.“Süss-Reyes rät jedoch, in den Beirat nicht nur Familienmi­tglieder zu nominieren. „Er ist zwar ein gutes Gremium, um den Bezug von nicht aktiven Familienei­gentümern aufrechtzu­erhalten“, sagt Süss-Reyes, aber die Durchmisch­ung mit externen Mitglieder­n wäre empfehlens­wert.“Das schütze auch vor Betriebsbl­indheit.

Manfred Lueger, Hermann Frank (Hrsg.) „Zukunftssi­cherung für Familienun­ternehmen“Facultas Verlag, 238 S., 38 Euro

 ?? [ Privat ] ?? Julia Süss-Reyes: „Family Governance ist der Versuch, die Familie zu profession­alisieren.“
[ Privat ] Julia Süss-Reyes: „Family Governance ist der Versuch, die Familie zu profession­alisieren.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria