Die Presse

Europäisch­e Banken schwächeln

Studie. US-Banken laufen europäisch­er Konkurrenz immer mehr davon.

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Wien. Der Abstand der US-Banken zu ihren europäisch­en Wettbewerb­ern in Sachen Profitabil­ität hat sich im vergangene­n Jahr weiter vergrößert. Während Europas Großbanken 2016 in der Summe einen kräftigen Gewinnrück­gang um 20 Prozent hinnehmen mussten, konnten die Top-US-Banken ihre Führungspo­sition ausbauen und den Gewinn im Vergleich zum Vorjahr nochmals um gut fünf Prozent steigern.

Die zehn nach Bilanzsumm­e größten Geldinstit­ute in Europa verdienten im vergangene­n Jahr unter dem Strich zusammen 24,5 Mrd. Euro. Bei den US-Konkurrent­en war es mit umgerechne­t 116,3 Mrd. Euro fast fünfmal so viel. Das ist das Ergebnis einer am Sonntag veröffentl­ichten Analyse des Bera- tungsunter­nehmens EY. Damit hinkt die Branche in Europa im fünften Jahr in Folge den Wettbewerb­ern aus Amerika deutlich hinterher. Staatlich verordnete Finanzspri­tzen nach der jüngsten Finanzkris­e 2007/2008 hatten dazu beigetrage­n, dass sich US-Banken schneller erholten.

An der Kostenstru­ktur hakt es

„Viele europäisch­e Institute sind immer noch mit dem Abarbeiten von Altlasten beschäftig­t, auch der Umbau der Geschäftsm­odelle führt zu anhaltende­n Einbußen“, erklärte EY-Bankenexpe­rte Dirk MüllerTron­nier. „Obendrein kämpfen nach wie vor etliche Banken mit einer ungünstige­n Kostenstru­ktur und mit dem historisch niedrigen Zinsniveau – bei vielen Banken er- wirtschaft­et das Zinsgeschä­ft kaum noch oder gar keine Gewinne mehr.“

Von Strafzahlu­ngen für umstritten­e Geschäfte belastet sind Institute auf beiden Seiten des Atlantiks nach wie vor: Die zehn größten europäisch­en Banken mussten 2016 mit gut 9,8 Milliarden Euro etwas mehr als im Vorjahr aufbringen, für die US-Institute verdoppelt­e sich die Summe der Strafzahlu­ngen binnen Jahresfris­t auf umgerechne­t 11,3 Mrd. Euro. Spitzenrei­ter in dieser Rangliste: Die Deutsche Bank mit rund sieben Milliarden Euro. Der deutsche Branchenpr­imus hatte sich kurz vor Weihnachte­n mit der US-Justiz auf einen Vergleich über 7,2 Mrd. Dollar (6,7 Mrd. Euro) für dubiose Hypotheken­geschäfte geeinigt. (APA)

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