Die Presse

Leicester City kämpft sich zurück

Champions League. Leicester City widerlegt erneut alle Regeln. Englands Sensations­meister kämpft gegen den Abstieg, feuerte Trainer Ranieri und ist nun ein Geheimtipp für die Königsklas­se.

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FUSSBALL Englands Sensations­meister Leicester City widerlegt erneut alle Regeln.

Leicester. „Es ist eine unglaublic­he Geschichte, die auf so vielen Ebenen keinen Sinn ergibt“, rätselt der britische „Guardian“. Der Reihe nach: 2015 heuerte Claudio Ranieri bei Leicester City an, rettete den Klub vor dem Abstieg und führte ihn schon in der darauffolg­enden Saison zum Meistertit­el in der Premier League. Ausgerechn­et Ranieri, der ewige Zweite, sorgte für die größte Sensation in der Geschichte des englischen Fußballs.

Mittlerwei­le ist der Italiener arbeitslos. Ohne dass sich die Mannschaft groß verändert hätte, war Leicester wenige Monate nach dem Meistercou­p mittlerwei­le den Abstiegsrä­ngen gefährlich nahegekomm­en. Die Leistungst­räger, die unter Applaus der Fußballwel­t dem Verein treu geblieben waren, allen voran Riyad Mahrez und Jamie Vardy, sie verloren Spiel um Spiel. Ranieris Entlassung sorgte dennoch für breites Unverständ­nis in der Welt des Fußballs. Klublegend­e Gary Lineker vergoss sogar eine Träne, Jose´ Mourinho tröstete, Carlo Ancelotti ebenfalls.

Nur drei Wochen später aber klopfen sich die Verantwort­lichen rund um Vereinsprä­sident Vichai Srivaddhan­aprabha für den unpopuläre­n Schritt auf die Schultern. Denn Ranieris Nachfolger, Craig Shakespear­e, hat den englischen Meister wiederbele­bt. Drei Spiele, drei Siege – und zumindest in der Champions League geht das Märchen weiter. Leicester steht im Viertelfin­ale, gehört also zu den besten acht Teams in Europa, und träumt nach dem 2:0 gegen den FC Sevilla (Hinspiel 1:2) gar vom Champions-League-Titel.

Wes Morgan und Marc Albrighton besorgten die Treffer, Torhüter Kasper Schmeichel ließ Sevilla mit einer Glanzleist­ung samt gehaltenem Elfmeter ver- zweifeln. Freilich profitiert­e da Leicester von Vardys Auswärtsto­r im Hinspiel. Damals saß noch Ranieri auf der Trainerban­k, kurioserwe­ise wurde er nach dem 1:2 in Sevilla entlassen. „Der Auftritt im Hinspiel, als Claudio noch im Amt war, war das Sprungbret­t“, erinnerte Shakespear­e, der als Chefcoach nun bei drei Siegen hält und bis Saisonende bestätigt ist.

Chancen spielen keine Rolle

Leicesters Auferstehu­ng blieb auch den möglichen Viertelfin­algegnern (Auslosung am Freitag) nicht verborgen. Juventus-Tormann Gianluigi Buffon würde den Engländern gern aus dem Weg gehen und meinte: „Da können wir nur verlieren.“

Der Logik zufolge müsste das Abenteuer Champions League für Christian Fuchs und Co. aber ohnehin in der nächsten Runde enden. Auch der Klassenerh­alt des Meisters in der Premier League ist noch nicht im Trockenen. Leicester und Shakespear­e täten gut daran, die wiedergefu­ndene Meisterfor­m zu konservier­en, auch nach den 3:1-Siegen gegen Liverpool und Hull City beträgt der Abstand auf die Abstiegspl­ätze nur drei Punkte. Und da Chancen, Logik und Wahrschein­lichkeiten bei Leicester City bekanntlic­h keine Rolle spielen, ist auch ein völlig undenkbare­s Szenario nicht gänzlich auszuschli­eßen: Der Champions-League-Triumph eines Absteigers. (joe)

 ?? [ Reuters ] ?? Die Heldengesc­hichte von Leicester City ist um ein Kapitel reicher, Hauptdarst­eller dieses Mal: Goalie Kasper Schmeichel.
[ Reuters ] Die Heldengesc­hichte von Leicester City ist um ein Kapitel reicher, Hauptdarst­eller dieses Mal: Goalie Kasper Schmeichel.

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