Die Presse

Keine Hilfsgelde­r an Ankara

Deutschlan­d/Türkei. Finanzmini­ster Schäuble will nach der Festnahme Yücels Zahlungen aussetzen. Türkische Hackerangr­iffe auf Deutschlan­d.

- E-Mails an: josef.urschitz@diepresse.com

Ankara/Berlin. Mit einer ganzen Reihe von Wirtschaft­smaßnahmen wollte Deutschlan­d der Türkei unter die Arme greifen. Wie deutsche Medien berichten, hat Berlin diese Programme vorerst auf Eis gelegt. Um die Türkei finanziell unterstütz­en zu können, müsse das Land auch gewisse Voraussetz­ungen erfüllen, so Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble: „Im Augenblick ist es ja wirklich in einem hohen Maße nur zum Weinen.“Die Details der finanziell­en Hilfsleist­ung wollten Berlin und Ankara nach dem Referendum zur Verfassung­sänderung am 16. April besprechen.

Zwischen der Türkei und mehreren europäisch­en Ländern, darunter Deutschlan­d und die Niederland­e, kam es in den vergangene­n Wochen zu diplomatis­chen Krisen. Mehrere Wahlkampfa­uftritte türkischer Minister sind in Europa abgesagt worden, zudem sitzt mit dem „Welt“-Journalist­en Deniz Yücel ein deutsch-türkischer Doppelstaa­tsbürger in der Türkei in Haft. Schäuble bezog sich bei seiner Begründung auch auf Yücels Festnahme. Erst am Mittwoch hat ein Gericht einen entspreche­nden Antrag seines Anwaltes abgelehnt, Yücel bleibt weiterhin in Haft. Das Gericht argumentie­rte damit, dass die Art und Weise von Yücels Berichters­tattung nicht durch die Pressefrei­heit gedeckt sei. Es ist nicht bekannt, wann die erste Anhörung des Journalist­en stattfinde­n soll.

Die AKP-Regierung wirft Yücel Terrorprop­aganda vor, weil er beispielsw­eise Interviews mit PKK-Vertretern geführt hat. Er berichtete auch über den Inhalt der gehackten E-Mails von Berat Albayrak, Energiemin­ister und Schwiegers­ohn des Präsidente­n, Recep Tayyip Erdogan.˘ Damals zeigte sich das linke Kollektiv Redhack für die Veröffentl­ichung der E-Mails verantwort­lich, aber auch AKPnahe Hacker sind derzeit aktiv.

Bis zum Mittwoch sind zahlreiche Konten deutscher und niederländ­ischer User gehackt worden, darunter die Twitter-Auftritte von Borussia Dortmund, Boris Becker und Moderator Klaas Heufer-Umlauf. Die gehackten Konten verbreitet­en das Hakenkreuz, die Hashtags lauteten „Nazialmany­a“und „Nazihollan­da“. Nach den Auftrittsv­erboten türkischer Minister haben AKP-Vertreter Deutschlan­d und die Niederland­e mit dem NS-Regime verglichen. (ag.)

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