Die Presse

Sturm im Wasserglas um Trumps Steuern

USA. An die Medien gespielte Steuererkl­ärung von 2005 offenbart nur, dass er damals viel verdiente.

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Washington. Die Weigerung des damaligen Präsidents­chaftskand­idaten Donald Trump, seine Steuererkl­ärungen offenzuleg­en, war nicht nur ein Bruch mit einer vier Jahrzehnte alten politische­n Tradition in den USA, sondern sie entfachte auch allerlei Spekulatio­nen darüber, was Trump wohl zu verbergen habe.

Knapp vor der Wahl am 8. November vorigen Jahres wurden der „New York Times“drei Seiten seiner Erklärung für das Jahr 1995 anonym zugespielt, derzufolge er einen Verlust von knapp einer Milliarde Dollar über bis zu 18 weitere Jahre als steuermind­ernd geltend machen konnte. War Trump doch nicht das Unternehme­rgenie, als das er sich darstellte? Oder manipulier­te er legal, aber moralisch angreifbar das USSteuersy­stem? Und welche Geschäftsb­eziehungen, die ihn als Präsident erpressbar machen könnten, hat er ins Ausland?

Vor diesem Hintergrun­d war die Aufregung am Dienstagab­end enorm, nachdem Rachel Mad- dow, die Moderatori­n des linksliber­alen Nachrichte­nsenders MSNBC, via Twitter angekündig­t hatte, dass sie Trumps Steuererkl­ärungen habe. Doch die Sensation blieb aus.

Maddow konnte bloß die ersten beiden Seiten von Trumps Erklärung aus dem Jahr 2005 vorweisen, die dem Investigat­ivreporter David Cay Johnston zugespielt worden waren. Hingegen lassen diese Zahlen Trump in einem günstigen Licht dastehen, denn er zahlte (gemeinsam mit seiner damals gerade neu angetraute­n dritten Ehefrau Melania) für ein Jahreseink­ommen von rund 150 Millionen Dollar in Summe rund 36,6 Millionen Dollar Einkommens­teuer.

Das zweite der beiden Blätter trägt übrigens den Stempel „Client Copy“, also „Kundenkopi­e.“Johnston wies darauf hin und gab zu bedenken, dass Trump selber ihm die Papiere zugespielt haben könnte, um von negativen sonstigen Nachrichte­n abzulenken. (go)

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