Die Presse

Doppelpäss­e: Koalition lehnt Amnestie ab

Kontrolle. SPÖ und ÖVP sind gegen eine Toleranzkl­ausel für Türken, die sich als Doppelstaa­tsbürger deklariere­n.

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Wien. Wie vorgehen gegen illegale Doppelstaa­tsbürgersc­haften eingebürgt­er Türken, die neben dem österreich­ischen auch einen türkischen Pass besitzen? Eines kommt für die rot-schwarze Koalition nicht Frage: eine Toleranzkl­ausel für jene Türken, die sich innerhalb einer bestimmten Frist deklariere­n und damit dann nicht, wie derzeit gesetzlich vorgesehen, automatisc­h die österreich­ische Staatsbürg­erschaft verlieren.

Die entspreche­nde Forderung nach einer Amnestie für Passsünder kommt von den Grünen. Das Innenminis­terium und die Klubchefs von SPÖ und ÖVP, Andreas Schieder und Reinhold Lopatka, winkten am Mittwoch jedoch ab. Es ist offiziell nicht bekannt, wie viele Austrotürk­en derzeit unrechtmäß­ig beide Staatsbürg­erschaften besitzen. Die Grünen rechnen mit mehr als 10.000 Betroffene­n.

Grün-Abgeordnet­e Berivan Aslan schlug im „Kurier“deswegen vor, diese Personen sollten sich innerhalb einer Frist, etwa von sechs Monaten, melden, die türkische Staatsbürg­erschaft zurücklege­n und damit Österreich­er bleiben. In der Koalition herrscht schon deswegen Skepsis, weil auch dann nicht generell kontrollie­rt werden könnte, ob nach einer Amnestie manche Austrotürk­en erst recht wieder die türkische Staatsbürg­erschaft annehmen.

SPÖ: Innenresso­rt am Zug

SPÖ-Klubobmann Schieder ist gegen eine Anlassgese­tzgebung, die geltende Gesetzesla­ge sei eindeutig ist: „Es gibt nur eine Staatsbürg­erschaft. Bei Erlangen der österreich­ischen Staatsbürg­erschaft, ist die andere abzulegen.“Das Innenminis­terium solle feststelle­n, ob es sich bei illegalen Doppelstaa­tsbürgersc­haften um ein „großes oder mittleres“Problem handelt.

Für ÖVP-Fraktionsc­hef Lopatka geht der Vorstoß der Grünen „in die absolut falsche Richtung“. Sonderrege­lungen mit Doppelstaa­tsbürgersc­haften für Prominente, die im „besonderen Interesse der Republik“zugestande­n werden, werden von der Koalition verteidigt. (APA/red.)

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