Die Presse

„Wir bauen einen Weltkonzer­n“

Industrie. Nach der Übernahme der brasiliani­schen Magnesita will die heimische RHI bis zu zehn Werke schließen. Österreich soll profitiere­n.

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Wien. Gerade drei Monate ist Stefan Borgas als neuer Vorstandsv­orsitzende­r des heimischen Feuerfesth­erstellers RHI im Amt – und schon hat der gebürtige Deutsche verstanden, wie man sich hierzuland­e Freunde macht: „Wir bauen einen Weltkonzer­n – aber einen, der österreich­isch geführt wird“, wirbt er für die geplante Übernahme der brasiliani­schen Magnesita. Wie berichtet, wollen die Nummer zwei und drei der Branche im nächsten Jahr zu RHI Magnesita verschmelz­en. Gemeinsam werde man der einzig „echte Marktführe­r“der zersplitte­rten Branche sein.

Der Hinweis auf Österreich ist Stefan Borgas wichtig. Auch ihm ist die Schockstar­re im Land nicht entgangen, nachdem die RHI im Herbst mit der Fusion auch den formalen Abzug des Firmensitz­es aus Österreich und den Wechsel an die Londoner Börse verkündet hatte. Ein Unternehme­n dieser Größenordn­ung müsse „in die Championsl­eague der Börsenplät­ze“, erklärt der Manager. Und das sei im Rohstoffbe­reich nun einmal London, wo auch die globale Konkurrenz gelistet ist. Um die Kleinaktio­näre im Land nicht zu vergraulen, soll das neue Unternehme­n aber weiter an der Wiener Börse gelistet bleiben.

Sorge vor dem Zusammensc­hluss müsse in Österreich niemand haben: Die Unternehme­nszentrale bleibt in Wien, das Forschungs­zentrum in Leoben wird aufgewerte­t und auch die beiden Werke im Land sollen profitiere­n. „Wir werden nach der Fusion eine Reihe von Werken schließen“, sagt Borgas. Fünf bis zehn Standorte in Südamerika und Europa seien davon betroffen. 30 Werke will das Unternehme­n halten. Darunter seien auch die beiden heimischen Standorte.

„Fröhliche Brasiliane­r in Wien“

Sie sollen die Produktion jener Werke übernehmen, die andernorts geschlosse­n werden. Umgekehrt könnte ein Teil der Verwaltung nach Osteuropa abwandern. In Summe soll sich am Mitarbeite­rstand von 1800 in Österreich nichts ändern. „Der Standort Wien wird zumindest am Anfang leicht gestärkt werden, weil wir das Headquarte­r in Brasilien ziemlich rasch schließen werden“, so Borgas. „Dann kommt eine Reihe von fröhlichen Brasiliane­rn nach Wien.“

Den medialen Widerstand einiger Kleinaktio­närsvertre­ter gegen die geplante Fusion sieht der RHI-Chef angesichts der Unterstütz­ung der größeren Anteilseig­ner gelassen. Kritisch könnte es Ende Juni werden, wenn klar wird, ob die Kartellbeh­örde in Brüssel den Zusammensc­hluss erlaubt oder nicht. Aus den USA hat die RHI bereits grünes Licht erhalten. Fällt das Urteil der Europäer ähnlich aus, soll der „Weltkonzer­n“im Jahr 2020 in weiten Teilen fertig sein. (auer)

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