Die Presse

Osteuropa macht wieder Freude

Banken. Nach der Ersten schreibt auch Raiffeisen Bank Internatio­nal wieder in fast allen Ländern Osteuropas schwarze Zahlen – selbst in der Ukraine. Die Gefahr „politische­r Risken“bleibt aber.

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Wien. Seit einigen Jahren ist Osteuropa das große Aber für Österreich. Nicht nur für die Banken, sondern auch für die gesamte Republik. Die Institute hätten ihre Stabilität seit den heißen Krisenjahr­en zwar verbessert, aber Osteuropa bleibe ein Risiko, hieß es regelmäßig bei den Aufsehern – etwa der EZB in Frankfurt. Österreich­s grundsätzl­icher Ausblick sei zwar stabil, aber die wirtschaft­liche Entwicklun­g sei nicht zuletzt durch die Abschwächu­ng in Osteuropa gebremst, so die Ratingagen­turen. Die ehemalige Boomregion war zum Mühlstein geworden.

Diese Zeit könnte nun vorbei sein. Denn zwei Wochen nach der Erste Group präsentier­te auch die Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) am Mittwoch ihre Bilanz für das Jahr 2016. Anders als bei der Konkurrenz wurde zwar kein Rekordgewi­nn ausgewiese­n, dennoch eint die beiden Institute ein seit Langem nicht mehr da gewesener Erfolg: Beide konnten auf allen relevanten Märkten Osteuropas wieder Gewinne einfahren.

„Sowohl in Ungarn als auch in der Ukraine haben wir den Turnaround geschafft“, so der scheiden- de RBI-Chef Karl Sevelda bei seiner Abschieds-Pressekonf­erenz. Beim ehemaligen Sorgenkind Ukraine gab es nach einem Verlust von 85 Mio. Euro im Jahr 2015 sogar einen Gewinn von 135 Mio. Euro. In Summe konnte die RBI 2016 einen Anstieg des Konzernerg­ebnisses von 379 auf 463 Mio. Euro vermelden. Dies, obwohl aufgrund des niedrigen Zinsniveau­s das Betriebser­gebnis von zwei auf 1,84 Mrd. Euro gesunken ist.

Abschreibu­ngen entscheide­n

Das bringt den Betrachter der Bankbilanz auch sofort zum entscheide­nden Punkt: Denn die Frage, ob eine Bank einen Verlust in dreistelli­ger Millionenh­öhe oder einen Gewinn in einem ebensolche­n Ausmaß erzielt, hängt vor allem von den Abschreibu­ngen fauler Kredite ab. Und diese sind bei den heimischen Banken nach den Höchststän­den der vergangene­n Jahre wieder deutlich gesunken. Bei der Ersten gab es eine Reduktion um drei Viertel auf 200 Mio. Euro, bei RBI wurden die „Nettodotie­rungen zu Kreditrisi­kovorsorge­n“um 40,3 Prozent auf 754 Mio. Euro gesenkt. Mit diesem Betrag wurden im Vorjahr also faule Kredite (Non Performing Loans, NPL) in den Büchern bereits abgeschrie­ben. Doch reicht das auch?

Die Deckung der faulen Kredite ist im Vorjahr von 71 auf 76 Prozent gestiegen, sagt dazu der bisherige Risikovors­tand und künftige RBI-Chef, Johann Strobl. Und das sei ausreichen­d, weil die Sicherheit­en in dieser NPL-Coverage-Ratio noch nicht eingerechn­et wurden. Zudem ist auch die Zahl der notleidend­en Kredite von 11,9 Prozent auf 9,2 Prozent gesunken. „2017 soll die NPL-Quote weiter auf acht Prozent sinken. Mittelfris­tig soll sie sogar darunter liegen“, so Strobl weiter. Möglich machen soll das eine strengere Kreditverg­abe, die Verwertung von Sicherheit­en und der Verkauf von faulen Krediten.

Ist die Bankenkris­e in Osteuropa somit endgültig vorbei? Wirtschaft­lich seien viele Länder, vor allem in Zentraleur­opa, schon länger auf einem Weg der wirtschaft­lichen Besserung. „Und auch die Zeit, in der wir uns vor allem mit uns selbst beschäftig­t haben, ist nun definitiv vorbei“, so Strobl. So werde etwa die Fusion zwischen RBI und RZB am 18. März vollzogen.

Man habe sich in den politisch schwierige­n Ländern wie Russland, der Ukraine oder Ungarn erfolgreic­h neu aufgestell­t. Und nachdem es in den vergangene­n drei Jahren vor allem um den Aufbau zusätzlich­en Kapitals gegangen sei – die Kernkapita­lquote des fusioniert­en Instituts wird bei 12,7 Prozent liegen –, müsse nun auch wieder der Ertrag gesteigert werden. Davon sollen auch die Aktionäre wieder etwas haben, die ab 2018 wieder eine Dividende erhalten sollen.

Politische Risken bleiben

Ganz könne man neuerliche Rückschläg­e aber natürlich nicht ausschließ­en. „Politische Risken sind einfach nicht vorherzusa­gen.“Zuletzt habe es jedoch auch einige erfreulich­e Nachrichte­n gegeben. So hat etwa das Höchstgeri­cht in Rumänien erst Anfang Februar ein Gesetz gekippt, das es Bürgern möglich gemacht hätte, ihre Hypotheken im Tausch gegen die einst dafür gekauften Häuser loszuwerde­n, auch wenn diese Häuser inzwischen viel weniger wert sind. „Man sieht also, dass der Rechtsstaa­t auch in Osteuropa funktionie­rt“, so Sevelda. (jaz)

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