Lufthansa-Piloten schließen Frieden
Luftfahrt. Nach vier Jahren Konflikt und 14 Streiks gibt es eine Grundsatzeinigung bis 2022. Das Management hatte am Ende die besseren Karten – darunter die Tochter AUA.
Wien. Die Passagiere kostete er sehr viel Nerven, das Unternehmen sehr viel Geld: der seit 2012 dauernde Tarifkonflikt bei der deutschen Lufthansa. 14 Mal streikten die Piloten in den letzten drei Jahren, legten damit den Flugverkehr in Deutschland lahm und bescherten dem Konzern direkte Kosten von 500 Mio. Euro – den Imageschaden bei Kunden und Investoren nicht eingerechnet. Am Mittwoch aber kam es endlich zum Durchbruch: Die Pilotengewerkschaft Cockpit und das Management haben in einer Grundsatzeinigung sämtliche Streitpunkte beigelegt. Dem langen Krieg soll ein langer Frieden folgen: Die Vereinbarung hat eine Laufzeit bis Juni 2022. Fünf Jahre ohne Streiks – die Fluggäste können aufatmen.
Wer aber hat sich durchgesetzt? Im wesentlichen die Unternehmensführung. Bis zuletzt strittig waren die (Früh)Pensionen für die 5400 Flugzeugführer im Konzerntarifvertrag (Lufthansa, Cargo und Germanwings). Sie akzeptieren nun eine Umstellung, die für 15 Prozent weniger Personalkosten in ihrem Bereich sorgen soll. Schon vor einem Monat einigte man sich auf die Lohnerhöhung für den Zeitraum 2012 bis 2019. Die jährliche Anpassung liegt mit 1,2 Prozent deutlich näher beim Angebot des Arbeitgebers (0,7 Prozent) als bei den Vorstellungen von Cockpit (3,7 Prozent). Im letzten Moment brachte das Management noch mehr durch: 40 bestellte Maschinen, die eigentlich unter dem Kranich-Logo fliegen sollten, können bei anderen Töchtern eingesetzt werden, wo die Piloten weniger kosten – bei Eurowings, Swiss und Austrian Airlines. Die Gewerkschaft schluckte auch diese Kröte, weil sie ihren Mitgliedern nach vier Jahren Stagnation am Lohnzettel endlich ein Gehaltsplus präsentieren musste.
Aber auch die strategischen Weichenstellungen dürften die streikfreudigen Piloten mürbe gemacht haben: Die teure, weniger wettbewerbsfähige Kernmarke schrumpft schon seit drei Jahren. Viele Strecken gingen auf den Billigableger Eurowings über, mit der Konzernchef Spohr der aggressiven Expansion von Ryanair und Easyjet Paroli bieten will (von künftigen Übertragungen soll laut Insidern übrigens stärker die AUA profitieren). Bei den verbliebenen Langstrecken samt Zubringern gibt es kein Wachstum. Schon lange nimmt der Konzern keine Piloten im teuren Tarifvertrag mehr auf (inklusive Zulagen verdienen sie bis zu 255.000 Euro im Jahr).
Schon jetzt sind sie in der Minderheit, und es bestand die Gefahr, dass sie immer weniger werden. Das galt es abzuwenden – und pflasterte den Weg zur Einigung: Der „langfristige Tarifrieden“samt etwas schlankeren Kosten erlaubt dem Arbeitgeber die Zusage, dass die Zahl der klassischen Lufthansa-Maschinen nicht weiter sinkt. Damit haben auch junge Kapitänsanwärter wieder eine Chance auf den so hoch begehrten Job. (gau)