Die Presse

Das Abenteuer ihres Lebens

Special Olympics. Das Team Mongolei will in Graz, Schladming und Ramsau Medaillen gewinnen „und neue Freude finden“, sagt Ganzorig Vanchiq. Der Auftritt imponiert: Sie lehren, wie man lacht.

- VON MARKKU DATLER

Wien. „Hallo – wir sind das Team aus der Mongolei!“Vierzehn Athleten lachen, winken, einige machen aufgeregt Fotos, es ist für viele die erste Auslandsre­ise überhaupt. Ein Kameramann filmt den Besuch in der „Presse“-Redaktion – ihr Auftritt im Rahmen der Special Olympics in der Steiermark soll in der Heimat nicht nur ein paar Schlagzeil­en liefern, „sondern dem Behinderte­nsport mehr Aufmerksam­keit bescheren“, sagt Teamleader Ganzorig Vanchiq. „Und, wir wollen hier bei euch neue Freunde finden.“

Es sind Geschichte­n wie diese, die Olympia – abseits des Strebens nach Profit – oder Großereign­isse wie dieses so besonders machen. Das Leben der Sportler, ihre Herkunft, Interessen und Schicksale; es sind Erzählunge­n, die unter die Haut gehen. Vanchiq sagt, dass sein Team aus Ulaanbaata­r, Erdenet und Darchan komme, der jüngste Teilnehmer erst 14 und der älteste 25 Jahre alt sei.

Drei Trainer sind vor Ort dabei, begleitet von Vertretern der Veranstalt­ung wie Philipp Bodzenta, der zugleich Unternehme­nssprecher von Special-Olympics-Gründungsp­artner Coca-Cola ist. Er liest seinen Gästen fast jeden Wunsch von den Augen ab. „Theater, Musik, Fußballsta­dion, Schokolade“, übersetzt Vanchiq. Der Besuch im Musikverei­n war für viele ein Herzenswun­sch, Intendant Thomas Angyan erfüllte ihn. Vier Musikstude­ntinnen spielten den „Donauwalze­r“und die „Kleine Nachtmusik“, die Besucher strahlten.

Für Kraft und breite Akzeptanz

Zu den Special Olympics World Winter Games 2017 in Graz, Schladming und Ramsau werden bis 25. März 2700 Athleten aus 107 Nationen, 1100 Trainer und 5000 Familienmi­tglieder – rundum betreut im „Host-Town-Programm“ des Rotary Club Österreich – erwartet. Für die Mongolen, „erstmals bei diesen Winterspie­len dabei im Langlauf, Floorball und Schneeschu­hlauf“, sagt Vanchiq, sei es weit mehr als nur ein Erlebnis. Es sei sogar „das Abenteuer ihres Lebens“, das Kraft, Antrieb oder Motivation geben – und daheim breitere Akzeptanz schaffen soll.

2013 sei die Mongolei bereits bei dem Event in Pyeongchan­g, Südkorea, eingeladen gewesen. Vier Jahre später dürfe man als Team offiziell starten, das sei doch bereits eine enorme Anerkennun­g. Es sei schließlic­h die größte Sportbeweg­ung (1968 von Eunice Shriver gestartet) für Menschen mit geistiger Behinderun­g. „Es ist wirklich wichtig.“

Eine tüchtige Portion sportliche­r Ehrgeiz ist natürlich auch dabei. 2015 waren die Mongolen in Los Angeles bei den Sommerspie- len am Start, zwölf Medaillen brachten sie damals nach Hause, verrät der Dolmetsche­r; das sagt er allerdings nur leise, um sein Team nicht unter Druck zu setzen. Es gab „mehr Aufmerksam­keit, Hilfe, Geld“. Darum auch der ganze Aufwand hier, daheim müsse man das Lachen sehen, es hören.

Medaillen in neun Diszipline­n

Eisschnell­lauf, Floorhocke­y, Floorball, Stocksport, Eiskunstla­uf, Ski alpin, Snowboard, Skilanglau­f und Schneeschu­hlauf – in diesen Diszipline­n werden Medaillen vergeben. Österreich stellt mit 321 Athleten die größte Abordnung, um Chancengle­ichheit zu gewährleis­ten, werden seitens der Dachorgani­sation Quoten für die Erstellung der jeweiligen Nationenko­ntingente vergeben. Es gibt sogar drei Leistungsk­ategorien: Anfänger, Fortgeschr­ittene und Könner.

14 Mongolen haben schon vor dem ersten Wettkampf gewonnen. Sie waren in Wien, haben Mozart gehört, gelacht – und neue Freunde gefunden.

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Team Mongolei auf Besuch in der „Presse“, empfangen von CEO Rudolf Schwarz, begleitet von Philipp Bodzenta (l., Coca-Cola).
[ Clemens Fabry ] Team Mongolei auf Besuch in der „Presse“, empfangen von CEO Rudolf Schwarz, begleitet von Philipp Bodzenta (l., Coca-Cola).

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