Die Presse

Amtskirche steht auf Justaments­tandpunkt

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Damit wäre es der türkischen Opposition möglich, ihre Argumente gegen Staatspräs­ident Erdogans˘ Verfassung­sänderung unter Auslandstü­rken zu verbreiten. So würde einerseits indirekt zur Meinungsvi­elfalt, also der Demokratie in der Türkei beigetrage­n, anderersei­ts könnte die türkische Regierung nicht gegen die EU-Staaten den grotesken Vorwurf aufrechter­halten, sie träten mit dem Auftrittsv­erbot für Erdogan˘ & Co. Demokratie und freie Meinungsäu­ßerung mit Füßen.

Gewiss wären auch beidseitig­e Wahlkampfv­eranstaltu­ngen nicht unproblema­tisch: Auf Demonstrat­ionen und Gegendemon­strationen von AKP-/Erdogan-˘Getreuen unter den türkischen Staatsbürg­ern in Europa und seitens der Gefolgscha­ft der Opposition müsste man wohl gefasst sein. Damit hat die Polizei in EU-Staaten aber bereits reichlich Erfahrung.

Der Demokratie – sowohl in der Türkei als auch in Europa – wäre ein Dienst erwiesen. „Papst Franziskus allein in Rom“, LA von Dietmar Neuwirth, 10. 3. Hauptargum­ent gegen den Zwangszöli­bat (der Ausdruck Pflichtzöl­ibat ist ja ein Euphemismu­s!) und gegen das Verbot, Frauen zu Priesterin­nen zu weihen, ist nicht die zu erwartende höhere Anzahl von Geweihten, die Eucharisti­e feiern können. Hauptargum­ent ist vielmehr, dass damit das Wirken des Heiligen Geistes hintertrie­ben wird. Er beruft Männer und Frauen zum geistliche­n Dienst, und wir weisen Männer zurück, wenn sie heiraten wollen, und Frauen, weil sie Frauen sind.

Für beide Abweisunge­n gibt es keine Basis in der Heiligen Schrift. Ist das also nicht gottesläst­erlich? Gebete um geistliche Berufe betrachte ich daher als eine Frotzelei des Heiligen Geistes. Der Zölibat ist großartig für diejenigen, die ihn fassen können. Aber Paulus spricht nichts von Zwang! Die r.-k. Amtskirche erhält den Zwangszöli­bat für r.-k. Männer aufrecht, während griechisch-katholisch­e Männer und Konvertite­n frei bleiben. Die Amtskirche steht bis jetzt also auf einem Justaments­tandpunkt und macht sich unglaubwür­dig. Papst Franziskus weiß, von wie vielen Betonköpfe­n im Klerus und bei den Laien(!) er umgeben ist. Er geht daher klugerweis­e sehr vorsichtig an die Behebung des Problems heran. Der Herr borge ihn uns noch viele gesunde Jahre.

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