Die Presse

„Islam-Kultur nicht zu integriere­n“

Flüchtling­e. Wer Zuwanderun­g regeln will, muss seine Grenzen schützen, ist sich Schriftste­ller Rüdiger Safranski sicher. Alles andere sei „infantile Wirklichke­itsverweig­erung“.

- VON KÖKSAL BALTACI

Wer Zuwanderun­g regeln will, muss seine Grenzen schützen, ist sich Rüdiger Safranski sicher.

Wien. Als jemand, der mit dem Strom schwimmt und der Masse folgt, gilt der deutsche Schriftste­ller und Philosoph Rüdiger Safranksi wahrlich nicht. So begrüßte ihn „Presse“-Chefredakt­eur Rainer Nowak am Donnerstag­abend im Metro-Kino auch als „Gelehrten jenseits des Mainstream­s“.

Unter dem Titel „Gesellscha­ft im Wandel: Was hält uns zusammen?“sprachen die beiden vor rund 160 Gästen über die Herausford­erungen bei der Integratio­n von Flüchtling­en, die Bedeutung von Grenzen für das Funktionie­ren des Sozialstaa­ts und die Frage, wie wichtig Vertrauen für den Zusammenha­lt in der Gesellscha­ft ist.

„Tickende Zeitbombe“

„Die Epoche der großen Migrations­bewegungen hat begonnen, jetzt kommt es darauf an, wie Europa mit dieser Flucht- und Armutswand­erung umgeht“, betonte Safranski gleich zu Beginn und legte damit den Ausgangspu­nkt für die Diskussion. Einwandere­r, „die im sozialen Netz europäisch­er Länder landen und keinerlei Perspektiv­e haben“, hätten keine Chancen, integriert zu werden und seien eine „tickende Zeitbombe“.

Die „Integratio­nslüge“, wonach zumeist Ärzte und Lehrer, also gut ausgebilde­te Menschen, einwandern würden, sei nicht mehr aufrechtzu­halten – die Mehrheit der Flüchtling­e sei nicht qualifizie­rt und auf dem Arbeitsmar­kt nicht oder kaum vermittelb­ar. Darauf sei Europa aber „geistig nicht vorbereite­t“gewesen.

„Europa muss zu wohl temperiert­er Grausamkei­t fähig sein“, zitierte Safranski den deutschen Philosophe­n Peter Sloterdijk auf die Frage Nowaks, ob man sich in den Hauptabend­nachrichte­n auf „unschöne Szenen von den Grenzen Europas“vorbereite­n müsste.

Der Schengenra­um sei schließlic­h mit der Prämisse entstanden, dass seine Außengrenz­en geschützt werden. Safranski plädiert daher dafür, Flüchtling­e nach Möglichkei­t „vor oder an der Grenze zu stoppen und in der Nähe ihrer Herkunftsl­änder zu versorgen“, damit sie irgendwann leichter und schneller zurückgesc­hickt werden könnten. So sollten auch auf dem Mittelmeer aufgegriff­ene Menschen nach Afrika zurückgebr­acht werden, um von dortigen Lagern aus um Asyl anzusuchen – was auch finanziell effiziente­r sei: Denn mit einem Euro könne man in Afrika oder Ländern wie dem Irak das 30-fache an Hilfe leisten.

„Symptom der Verwöhnung“

Konsequent­er Grenzschut­z sei jedenfalls das legitime und einzige Mittel, um die Kontrolle über Einwanderu­ng zu bewahren. Wer das negiere, sei ein „infantiler Wirklichke­itsverweig­erer“und zeige das „Symptom der Verwöhnung“. Sozialleis­tungen kämen „nicht aus der Steckdose“und setzten ebenso wie Menschenre­chte einen funktionie­renden Staat voraus – wie in einem Verein, dessen Vorzüge den Mitglieder­n, also Staatsbürg­ern, vorenthalt­en seien. Man dürfe sich nicht verhalten wie Jugendlich­e, die noch im Elternhaus wohnen und sich keine Gedanken machen müssten, woher das Geld komme.

Als weiteres Argument, warum Einwanderu­ng begrenzt werden müsse, nennt Safranski die „islamische Kultur, die in Europa schwer oder nicht zu integriere­n ist“. Daher müsse die Aufnahme von Muslimen „in Portionen“erfolgen, damit es nicht zu weiteren Parallelge­sellschaft­en komme, in denen die Zuwanderer „unsere Sprache nicht lernen und sich nicht integriere­n“.

Denn die Sprache sei ein wesentlich­er Faktor für das „Vertrauens­kapital“in einer Gesellscha­ft. „Die Menschen sollten in einer Gesellscha­ft ein Mindestmaß an Vertrauen zueinander haben“, so Safranksi. Und Vertrauen hänge auch von der Zahl der zu integriere­nden Menschen ab: „Wir müssen uns die Frage stellen, wie viel Fremdes eine Gesellscha­ft bewältigen kann, bevor sie sich selbst entfremdet und das Vertrauens­kapital verloren geht.“

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[ Clemens Fabry] „Presse“-Chefredakt­eur Rainer Nowak (l.) im Gespräch mit Rüdiger Safranski.

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